Personal Agent

Kapitel 20

Suchend sah ich mich um. "Wenn er jetzt nicht gleich da ist, fahren wir ohne ihn los!", knurrte ich. Miranda, die sich an ihr Auto angelehnt hatte, seufzte: "Du hast ihne weggeschickt, Betty!"

Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und musterte finster den Boden. Ich hatte ihn doch nur weggeschickt, weil er es fertig gebracht hatte, mich vor allen Klassenkameraden zu blamieren! Nun gut...ich hatte ihn zwar vorher einfach stehen lassen, aber dennoch hatte er kein Recht so etwas zu tun!

"Da kommt er doch schon!", rief Miranda und stieg in ihr Auto ein. Ich blickte auf und sah Nye mit einer finsteren Miene quer über den Parkplatz marschieren, die schmachtenden Blicke der Mädchen im Rücken.

Er stellte sich teilnahmslos neben mich. "Na endlich.", murmelte ich. Nye sah mich bloß kalt an. Anscheinend war er noch beleidigt. Meine Güte, man konnte es wirklich übertreiben.

Augenverdrehend öffnete ich die Autotür und setzte mich auf den Beifahrersitz. Nye folgte meinem Beispiel und setzte sich auf die Rückbank.

Spöttisch flüsterte ich Miranda zu: "Ich fürchte, unser lieber Bodyguard ist noch beleidigt." Auch Miranda konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Ärgerlich stieß Nye Luft aus. Ups, er hatte wohl doch ein besseres Gehör, als ich gedacht hätte. Allerdings schien er sich immer noch nicht dazu herablassen wollen mit uns zu sprechen. Das wäre ja auch zu viel verlangt! (Sarkasmus lässt grüßen)

Miranda gab Gas und rauschte vom Parkplatz. Während der gesamten Fahrt drosselte sie ihr Tempo nicht, egal welche Geschwindigkeitsvorschrift auf den Verkehrsschildern zu lesen war. Mir kam es fast so vor, als wolle sie Nye provozieren, da er immerhin auch so etwas wie 'Polizist' war.

Leider hatte ihre Geschwindigkeit zur Folge, dass ich heftig durchgerüttelt wurde, was meinem Magen offembar nicht so gut tat, denn er fing an heftig zu rebellieren. Ich presste mir meine Hand auf den Mund und hoffte mit geschlossenen Augen, dass diese Fahrt bald aufhörte. Miranda konnte noch schlimmer fahren, als Mr Smith es tat, und das will wirklich was heißen.

Miranda drivtete gerade um die letzte Kurve, als sie endlich den Motor abstellte. Erleichtert seufzte ich auf. "Alles in Ordnung?", fragte mich Miranda lachend. Obwohl sich alles vor meinen Augen zu drehen schien nickte ich und öffnete mit zitternden Fingern die Autotür. Dann torkelte ich unsere Einfahrt hoch und versuchte dabei möglichst über keine von Mums Skulpturen zu stolpern, was ein wahres Kunststück war.

Nye schien die Geschwindigkeit, vermutlich sehr zu Mirandas Ärger, nicht viel ausgemacht zu haben, denn er folgte mir stumm, allerdings ohne dabei wie betrunken herumzutaumeln.

Ich stolperte den kleinen Absatz zur Haustür hoch und schaffte es tatsächlich die Klingel zu treffen.Erleichtert, es bis hier her geschafft zu haben lehnte ich mich an die Haustür. Leider wurde sie keine fünf Sekunden später geöffnet. Wäre ja auch mal was ganz neues, wenn ich mal Glück haben würde. Ich stürzte durch die Türangel und knallte gegen etwas, das sich stark nach einem Körper anfühlte. Zögerlich blickte ich auf und sah direkt in das Gesicht von Mr Lundis. Er starrte mich geschockt an. Na ja, das würde ich vermutlich auch tun, wenn ich die Tür öffnen würde und mich dann jemand fast umwirft.

Peinlich berührt richtete ich mich auf, bemüht zu vertuschen, dass mir immer noch ein wenig schlecht war. "Sorry.", murmelte ich zerknirscht. Mr Lundis schien sich von seinem Schreck erholt zu haben, denn er lachte: "Macht doch nichts. Ich hoffe du hast dir nicht weh getan?" Nun musste ich auch grinsen. "Nein, nein.", versicherte ich ihm schnell.Nye war anscheinend angenervt von unserer Unterhaltung, denn er drängte sich mit einem verärgerten Blick in meine Richtung an uns vorbei. Ich meinte ihn etwas wie "Wer ist auch so dumm und lehnt sich an der Tür an?" murmeln zu hören. Na diese Frage konnte ich ihm wirklich leicht beantworten: Ich! Sonst würde vermutlich wirklich niemand auf diese Idee kommen.