Kapitel 9

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Ich hoffe, es gefällt euch ;)

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Ich packte meine Gitarre in ihre Tasche und lächelte meinen Gitarrenlehrer an: "Also dann, bis zum nächsten Mal."

Mein Gitarrenlehrer war ein freundlicher und zuvorkommender Mann, Sinan Milhal mit Namen, der ca. fünfundzwanzig Jahre alt war. Er hatte blasse Haut und dunkelbraune Haare, die immer zerwühlt in alle Richtungen standen, sodass er einem Igel ähnelte.

"Wäre es in Ordnung, wenn wir die nächste Gitarrenstunde bei dir zu Hause abhalten? Hier wäre es unpraktisch.", sagte Sinan freundlich. Ich nickte. Vermutlich standen mal wieder Reperaturabrbeiten an dem Haus an, in dem sich die Musikschule befand. Es war schließlich alles andere als neu.

Ein Lied, das ich eben noch gespielt hatte, pfeifend schnappte ich mir meine Gitarre und verließ den Musikraum. Gitarre spielen war mein Lieblingshobby, wobei man wissen sollte, dass ich allerdings überhaupt kein anderes Hobby hatte. Gitarre war das einzige, das es mir angetan hatte und das ich einfach liebte. Ich nahm Übungsstunden, seit ich sechs Jahre alt war und mittlerweile konnte ich sogar relativ schwierige Stücke spielen.

Ich hopste die Treppen des Mietshauses, in dem sich dir Musikschule befand, beschwingt hinunter. Musik hatte etwas an sich, dass es schaffte jedem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Musik war Magie, schaffte es alle Probleme für wenigstens ein paar Minuten kleiner werden zu lassen.

Ich nahm mir meine Winterjacke, die einsam auf einem Jackenständer hing, der einsam in der kahlen Eingangshalle stand. Das gesamte Miethaus, das von der Musikschule genutzt wurde, war allgemein nur spärlich eingerichtet. Die Wände waren kahl, die Treppe abgewetzt. Meiner Mum hätte es hier nicht gefallen, es sei denn sie hätte das Verwahrloste an dem Haus als Kunstwerk betrachtet. Ich hinggegen empfand das ganze Haus wie ein Paradies. Immer hörte man von irgendwoher jemanden Musik spielen und alle Menschen, die hier ein und ausgingen, hatten gute Laune. Ich liebte es hier, wie nirgendwo anders auf der Welt.

Mit einem Seufzer öffnete ich die alte Holztür und trat auf die Straße. Ein kühler Wind strich durch die Gassen und ich fröstelte. Unwillkürlich packte ich meine Gitarre etwas fester. Die Straßenlaternen malten dünne Lichtstreifen auf den Boden und Links und rechts verschwanden die Häuser in düsterer Dunkelheit, die alles zu verschlucken schien. Dabei war es gerade mal sechs Uhr Abends! Dummer Winter!

Mit schnellen Schritten ging ich den Gehweg entlang und versuchte möglichst im Laternenlicht zu laufen. Ich hätte es aus purem Stolz niemals zugegeben, doch die Dunkelheit machte mir Angst. Sehr große sogar. Warum, wusste ich nicht, aber vermutlich waren einfach die Medien daran schuld, die immer von irgendwelchen Überfällen auf junge Frauen berichteten.

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Keuchend kam ich vor meiner Haustür an. Irgendwann hatte ich auf den dunklen Straßen angefangen zu rennen, nur war meine Kondition leider nicht die beste und ich war nun völlig außer Atem.

Eilig drückte ich die Haustürklingel und lehnte mich an die Hauswand an, die wohlgemerkt mit folierten Zeitungsausschnitten tapeziert waren. Auch dies war wieder eine geniale Idee meiner Mutter.

Das Haus in dem wir wohnten erinnerte ein wenig an ein Hexenhäuschen mit Tendez zu Villa Kunterbunt aus Pippi Langstrumpf. Der Hexenhausstyle kam daher, dass das Haus relativ klein war und ein sehr steiles Dach hatte. Villa Kunterbunt deswegen, weil die gesamte Hauswand in den unterschiedlichsten Farben gerziert waren. Von neongelb bis dunkelbraun war wirklich alles gemixt. Auf der Hauswand waren überall unterschiedliche Bildchen gemalt oder Dinge auftapeziert. Der kleine Garten, der sich rings um das Haus befand, bestand nicht etwa aus Tulpen und Rosen. Nein, das wäre ja auch viel zu langweilig. Er bestand aus Palmen, Kateen und den exotischsten Blumen, zwischen denen verrückte Statuen und Skulpturen standen. Früher hatte ich mich für Mums künstlerische Arbeiten an Haus und Garten geschämt und war froh um die dichte Hecke (in die meine Mum übrigens Christbaumkugeln und Glitterschlangen gesteckt hatte) gewesen, doch mittlerweile bewunderte ich sie dafür. Wie konnt man nur so viel Fantasie haben?

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