Personal Agent

Kapitel 16

Schon seit geraumer Zeit versuchte mir Mr Smith einzureden, dass es ÜBERHAUPT nicht schlimm war, dass meine Mum mich achtzehn Jahre lang angelogen hatte und es ÜBERHAUPT nicht schlimm war, dass ich die Tochter eines Schwerverbrechers(!) war.

"Okay, okay!", beruhigte ich ihn genervt, "Dann bin ich eben die Tochter eines 'Schwerverbrechers'. Das kann mir doch egal sein. ICH habe mich schließlich nicht mit ihm gepaart." Das war ein klarer Seitenhieb gegen meine Mum, die sich auch sofort verkrampfte. Ich sah sie wirklich nicht gerne so, aber es war einfach ein unmögliches Benehmen, welches sie mir gegenüber an den Tag gelegt hatte. Man belog seine eigene Tochter nicht einfach so! Vor allem, wenn es um den Vater geht! Ich fühlte mich einfach verraten von ihr.

Nye, der neben mir stand, holte tief Luft, um uns alle an seiner Meinung teilhaben zu lassen, die mich eigentlich nicht wirklich interessierte. "Erstens ist Jack Harras DER schlimmste Verbrecher in ganz Schottland!", fing er an, "Zweitens kann es dir, liebe Kitty Cat nicht egal sein, da er hinter dir her ist, da deine Mutter wichtige Informationen über ihn besitzt, die sie weder uns, noch Harras geben will!"

Er hatte mich zugegeben ziemlich neugierig gemacht. "Welche Informationen?", fragte ich interessiert.

"Okay.", seufzte Mr Smith mit einem grimmigen Blick in Richtung Nye, "Dann werden wir dich wohl doch einweihen müssen." Ach, es gab noch mehr Geheimnisse, von denen ich nichts wusste?! Warum wunderte mich das nicht?

"Ich bitte darum.", meinte ich finster. "Als ich ungefähr in deinem Alter war, war ich mit Jack zusammen.", fing meine Mum zögerlich an zu erzählen, "Er war immer nett und lieb zu mir. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass er in Wahrheit nicht so sauber ist, wie er tat. Am Morgen, nachdem du gezeugt wurdest, stand ich früher auf und blätterte rein aus Langeweile durch seine Ordner, als mir unheimliche Unterlagen in das Auge fielen. Ich las sie mir durch und war geschockt! Es war ein Mordauftrag und einige Pläne von anderen kriminellen Aktivitäten. Jack war nicht nur ein Dieb und Räuber, sondern auch noch Berufskiller! Und ich war bereits zwei Jahre seine Freundin!

Ohne lange nachzudenken schnappte ich mir die Pläne und flüchtete mich zu Ted, der damals bereits ein guter Freund von mir war.

Ich beichtete ihm von meinem Fund. Er versprach mir, mich zu beschützen. Als Jack, der natürlich wusste, welche Unterlagen ich besaß, mich fast erwischte und umbrachte, flüchtete Ted ohne zu Zögern mit mir nach Sietgown und suchte uns hier ein billiges Haus. Wir brachen den Kontakt zu unseren Familien ab. Glücklicherweise konnte uns Jack so nicht folgen. Ich bin Ted auf ewig dankbar für seine Taten." Ja, er war vermutlich der beste Freund, den man sich wünschen konnte. Ich hatte ihm zu Unrecht alles in die Schuhe geschoben, stellte ich nun zerknirscht fest.

Meine Mum fuhr fort: "Du wurdest geboren und die Jahre zogen ins Land. Ich änderte meinen kompletten Stil und wurde zur Künstlerin. Ich wusste, dass Jack nach mir suchte, doch bis vor ca. einer Woche blieb alles ruhig. Seit dem häufen sich hier Taten, die eindeutig Jacks Handschrift tragen. Ich und Ted befürchteten, dass er hinter uns dreien her war. Wir beschlossen, dass er nach England auswandern sollte, damit du nach deinem Abschluss ihm folgen kannst und Jack somit entfliehst. Kurz zuvor hatte Mr Smith uns bereits kontaktiert, da auch er vermutete, dass Jack uns verfolgt.", endete meine Mum. Sie sah mich flehentlich an, damit ich ihr verzieh.

Zugegeben, das fiel mir nicht schwer. Diese Geschichte war das letzte, was ich erwartet hatte. Meine Mum musste viel durchgemacht haben! Und dennoch kämpfte sie weiter. Mein Respekt vor ihr wuchs von Minute zu Minute. Ich hatte ihr so viel Unrecht getan! Vermutlich war ich die miserabelste Tochter, die man sich nur vorstellen konnte!

Ich seufzte und flüsterte zerknirscht mit gesengtem Blick meiner Mum ein "Entschuldigung!" zu. Sie schien mir nicht böse zu sein, sondern umarmte mich lächelnd.