Ich schlürfte nervös an meinem Kaffee. Die Blätte raschelten leise im Wind. Der Duft nach Veilchen und Rosen hing in der Luft.
Ich saß zusammen mit meiner Mum, Nye und unserem Pärchen Moris und Miranda in unserem Garten. Wir hatten zwischen Skulpturen und den verrücktesten, exotischsten Blumen unseren bunten Gartentisch und unsere Gartenstühle aufgestellt.
Miranda saß auf Moris Schoß und knutschte seit geraumer Zeit mit ihm herum. Solange, dass meiner Mum deutlich anzusehen war, dass sie überlegte, wie sie die beiden schnellst möglich loswurde. Und das, obwohl sie Miranda und Moris am Anfang ja so 'unglaublich' süß gefunden hatte. Sie war ganz entzückt davon gewesen, dass ich die beiden zum Kaffee eingeldaden hatte.
Und das Nye kam verstand sich irgendwie auch von selbst, auch wenn ich keine Ahnung hatte, warum er dabei sein musste, wenn Ted wiederkam. Richtig gehört: Ted kam zurück! Er würde wieder bei uns einziehen! Ich war schrecklich aufgeregt. Ich hatte keine Ahnung, ob sich unser Verhältnis geändert hatte, oder ob alles wieder wie früher sein würde.
Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Mein Kaffee schwappte in der Tasse.
"Hast du Hummeln im Hintern?", fragte mich Nye mit hochgezogener Augenbraue. "Wie bitte?", fragte ich verstört. "Du bist so nervös.", stellte er fest und deutete auf meinen Kaffe, der fast überlief. "Deinem Kaffee ist es auch schon aufgefallen." Der letzte Kommentar war eindeutig spöttisch gemeint. Ich musste mir verkneifen ihm wegen seiner letzten Bemerkung die Zunge rauszustrecken. Stattdessen brummte ich nur mehr oder weniger freundlich: "Achso."
Seine Hand legte sich beruhigend auf meinen Rücken. Nyes Hand. Ein Kribbeln breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Ich wusste nur zu gut, was dieses Gefühl bedeutete. Das Gefühl, einen Herzstillstand zu bekommen, wenn Nye in der Nähe war. Ich war in ihn verliebt. Punkt. Ende. Aus.
" Was soll groß passieren? Du siehst nur deinen Vater wieder.", sagte Nye ruhig. Aus seinem Mund klang das so einfach. War es aber nicht! Seufzend fuhr ich mir mit meiner Hand durchs Haar. "Jetzt reg dich mal ab! Nye hat Recht! Was ist schon groß dabei?", warf Miranda ein, offensichtlich genervt beim Knutschen gestört worden zu sein. So etwas nannte sich wohl multitaskingfähig. Schließlich hatte sie es geschafft gleichzeitig unser Gespräch zu registrieren und Moris die Zunge in den Mund zu schieben. Respekt!
"Ich glaube da kommt er.", murmelte Moris zwischen Mirandas Haaren hindurch. "Er hat Recht!", rief meine Mum hocherfreut, "Da hinten kommt sein Auto!" Enthusiastisch sprang sie auf und hüpfte den Weg hinunter zum Gartentor. Unsicher stand ich auf und folgte ihr langsam. Manchmal fragte ich mich wirklich, wer von uns beiden die Mutter und wer die Tochter war.
Die anderen blieben um den Tisch versammelt zurück. Vermutlich um unserer 'Familie' Zeit für die Begrüßungszeremonie zu lassen.
Die alte Karre meines Dads kurvte in die Einfahrt, wo sie mit einem Rasseln stehen blieb. Die Tür schwang auf und mein Dad sprang aus dem Wagen. Ich musterte ihn genauer. Seine braunen Haaren waren etwas länger, aber sonst hatte er sich, anders als erwartet, kaum verändert. Nur waren seine Gesichtszüge nicht so sorgenvoll, wie noch vor Kurzem, sondern fröhlich und ausgelassen. Er betrat den Garten und breitete seine Arme aus. "Lindsay, Betty!", rief er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, "Lasst euch drücken." Als meine Mum Ted stürmisch um den Hals fiel, folgte auch ich ihrem Beispiel und umarmte Ted. Es tat gut, meine Familie wieder vereint zu sehen. Ich hatte angenommen, dass die Begrüßung steif und förmlich ablaufen würde, doch genau das Gegenteil war der Fall. Es fühlte sich so an, als ob nie etwas gewesen wäre. Eine ganz klischeehafte Wiedervereinung.
"Komm Ted!", rief Lindsay vergnügt, während sie sich aus seiner Umarmung löste, "Es gibt noch Kaffee!" Fröhlich hüpfte sie voraus durch den Garten.
"Tut mir Leid, dass ich so undankbar war.", murmelte ich in Teds Arm. Mir war es mittlerweile vollkommen egal, dass er nicht mein leiblicher Vater war.
"Wie, dir tut es Leid?", fragte Ted, "Mir tut es Leid, dass du so die Wahrheit erfahren musstest und dann haben diese Idioten auch noch meinen E-Mail-Account gehackt!" Ich schmiegte mich enger an ihn. "Nein, das muss dir nicht Leid tun. Gut, vielleicht hätte ich es wirklich gerne anders erfahren, aber immerhin weiß ich es jetzt. Und für Jacks Hacker-Machenschaften kannst du nun wirklich nichts.", murmelte ich, "Weißt du? Mir ist es vollkommen egal, ob ich mit dir verwandt bin. Für mich bist du mein Vater, ganz gleich was irgendwelche DNA-Tests zeigen. Du warst für mich immer Vater und wirst es auch immer bleiben." Ted drückte mich noch einmal eng an seine Brust, bevor er sich von mir löste. Es tat gut sich ausgesprochen zu haben.
Gemeinsam folgten wir meiner Mum zum Kaffee-Tisch. Ted begrüßte alle förmlich, bevor er sich selbst hinsetzte und sich einen Kaffee genehmigte.
Ich ließ mich neben ihn fallen und trank auch meinen eigenen Kaffee erleichtert zu Ende. Kein einziges Mal schwabbte er wegen einer unruhigen Bewegung meinerseits aus der Tasse. Weil ich nicht mehr nervös auf dem Stuhl herumrutschte. Mir war nun auch die allerletzte Sorge genommen.
"Siehst du?", raune Nye mir zu, "Ist doch alles gut gegeangen." Ich nickte. Schauer jagten meinen Rücken hinunter. Allein seine Stimme brachte mein Herz ins Stolpern. Vielleicht war es doch nicht die allerletzte Sorge gewesen...
"Ja.", gab ich murrend zu.
"Komm her.", bat er mich und klopfte auf seinen Schoß. Mein Atem stockte. Ungläubig sah ich ihn an. Kurzentschlossen packte er mich und zog mich auf seinen Schoß. "Willst du meine Freundin sein?", fragte er mich leise. Sein Atem kitztelte mich am Ohr. "Was...warum?", stotterte ich. Doch innerlich jubelierte ich."Weil ich mich in dich verliebt habe." Eine schlichte und einfache Aussage und dennoch brachte sie mein Herz dazu schneller zu schlagen und Schmetterlinge durch meinen Bauch flattern zu lassen. Weil ich mich in dich verliebt habe...
"Ja!", hauchte ich. Nye blickte mir tief in die Augen. Dann legte er sanft seine Lippen auf meine...
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Okay, es ist offiziell: Ich bin die schlechteste Happy-End-Schreiberin aller Zeiten! (Sad-End bekomme ich leider auch nie hin...) Na ja, egal...stört euch nicht daran. Ich hoffe euch hat meine 'leicht' verrückte Story trotzdem gefallen :D Ihr dürft mir gerne auch ehrliches Feedback geben ;)
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Personal Agent
RomanceKaum ist Betty Havly achtzehn Jahre alt, versteht sie die Welt nicht mehr. Ihre Eltern benehmen sich auf einmal komisch und scheinen Betty irgendetwas zu verschweigen. Dann tauchen auch noch 'gewisse' Personen auf, die ihr Leben ganz schön auf den K...