Kapitel 33

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Am nächsten Tag war ich bereits früh auf den Beinen. Ich stand summend in der kleinen Küche und schaufelte ungeschickt einen Pancake aus der Pfanne. Mit Schwung legte ich ihn auf die anderen, bereits gebruzelten. Mit einem Blick in die Teigschüssel stellte ich fest, dass dieser Pancake wohl der letzte Rest Teig gewesen war. Also streute ich etwas Puderzucker über den Berg an Pancakes (ich hatte mich mit den Mengenangaben 'etwas' vertan) und trug sie rüber ins Esszimmer, wo ich sie auf die Mitte des Tisches drapierte. Dann deckte ich noch Geschirr, Nussnougatcreme und Marmelade. Noch Sevietten...Am Ende sah der Frühstückstisch richtig festlich und einladend aus. Zufrieden betrachtete ich mein Werk.

Mir war durchaus bewusst, dass ich das hier nicht für mich tat, sondern viel mehr für jemanden, der gerade noch oben in seinem Bett tief und fest schlummerte. Mir ging sein Satz einfach nicht mehr aus dem Kopf. "Woher willst du das denn wissen, ohne es ausprobiert zu haben?" Bezogen hatte er sich dabei auf eine mögliche Beziehung zwischen uns beiden...Ich hatte die gesamte Zeit darauf verschwendet, zu überdenken, wie ernst er diese Worte gemeint hatte. Obwohl ich wusste, dass es mit Vorsicht zu genießen war, machte mein Herz einen riesen Aufstand. Ja, soviel stand fest. Ich würde eine Beziehung ausprobieren...falls es denn ernst gemeint war.

Wie ernst es gemeint war, bekam ich kurze Zeit später leider mit. Gerade, als ich überlegte, ob es doch zu kitschig wäre, auch noch Blumen im Wald zu suchen, stürmte Nye ins Wohnzimmer. Hektisch riss er sich einen Pancake von dem schön aufgeschichteten Berg. "Ich hab gerade eine Nachricht erhalten.", stieß er hervor, "Ich muss arbeiten." Aus die Träume, in denen ich heute etwas mit Nye unternommen hatte. Aus und vorbei. Geplatzt wie eine Seifenblase. Und du klingst wie die melanchonische Protagonistin eines Dramas!, dachte ich sarkastisch. Ich fühlte mich gerade auch wie eine. Deren Leben war meistens genauso schei**, mitsamt ihren Männern.

"Wie hast du denn eine Nachricht bekommen?", fragte ich ihn verwirrt. "Mit dem Handy?", sagte er, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Hastig suchte er sich hastig seine Sachen zusammen. "Du hast Netz?", konnte ich ihn gerade noch fragen, bevor er floh. "Internetanschluss.", war das letzte, was er sagt, bevor die Tür hinter ihm zufiel und ich den Motor seines Autos starten hörte. Das hätte er mir wirklich früher sagen können. Das mit dem Internetanschluss!

Ich wandte mich verärgert ab und setzte mich an den Tisch, um die Pancakes selbst zu essen. Soviel dazu, wie viel ich ihm wert war! Ich mühte mich hier ab und er....verschwand einfach! Ich hätte es mir ja denken können...ach was, ich hatte es ja bereits gewusst! Ich hatte mich einfach nur meinen Fantasien hingegeben. Mein Herz pochte schmerzhaft in meiner Brust. Und die vielen kleinen Schmetterlinge, die vorhin noch so munter durch meinen Bauche geflattert waren, hatte wohl jemand mit Insektengift abgetötet. Nicht nur jemand, sondern Nye!

Vermutlich war es ungerecht so über ihn zu urteilen, da er sicherlich nicht die Absicht gepflegt hatte, heute, an einem Sonntag, zu arbeiten. Aber trotzdem...ich konnte nicht anders...

Immer verkrampfter wurde ich, während ich frustriert einen Pancake nach dem anderen in mich hineinstopfte. All die Arbeit, die ich mir gemacht hatte! An einen blöden Kerl verschwendet! Sieht wohl so aus, als hätte ich recht gehabt, Nye!, dachte ich grimmig, Wir passen nicht zusammen! Auch wenn diese Erkenntnis wohl nicht sonderlich wertvoll war und Nye vermutlich nicht im geringsten interessierte.

Ich räumte so schnell wie möglich ab. Der von mir wunderschön gedeckte Tisch zeigte mir überdeutlich, wie Nye mich im Stich gelassen hatte. Ich fühlte mich,als habe mein Date mich sitzen gelassen. Ach was, noch viel schlimmer! Dabei hatten wir nicht mal eines gehabt! Ich hatte ihn überraschen wollen, mit dem Frühstück.

Das Geschirr wurde unwirsch von mir in der Spüle platziert, bevor ich, immer noch verärgert über Nye und vor allem über mich selbst, durch die Hütte tigerte. Am besten, ich war einfach froh, dass es so gekommen war. Wahrscheinlich hätte er sich über meine Bemühungen schlappgelacht. Wie albern von mir zu glauben, dass an seinem Satz gestern nur annährend etwas dran war! Ein einziger Satz reichte aus, und ich drehte durch! Albern! Er steht nicht auf langweilige Frauen wie dich! Er steht auf schwarzhaarige, sportliche Schönheiten!, dachte ich bitter.

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