Kapitel 40

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Ungeduldig trat ich von einem Fuß auf den anderen. Meine nassen Schuhsohlen quietschten auf dem Linoleumboden und meine Hände trommelten ungeduldig auf dem Schreibtisch, vor dem ich stand. Was war so schwer daran zu verstehen, dass ich mich nicht ehren lassen wollte, sondern am liebsten auf direktem Weg nach Hause gefahren wäre? Stattdessen stand ich nun zusammen mit meiner Mum, die ebenfalls ungeduldig an einer Haarsträhne zupfte, Nye, Moris und Mr Smith in irgendeinem Arbeitszimmer in Wales' Zentrale. Sie war fast genauso aufgebaut, wie die Zentrale in Schottland. Ein Hochhaus, unübersichtlich, verwirrende Gänge, ewig viele Arbeitszimmer und eine großbusige Empfangsdame. Ich vermute, man kann sich vorstellen, wie wohl jch mich hier fühlte. Nämlich überhaupt nicht! Viel lieber säße ich jetzt zuhause im Garten und würde mir eine heiße Schokolade gönnen.

"Also, warum wir eigentlich hier sind.", fing Mr Smith an zu sprechen. Ich musste mich beherrschen nicht laut aufzuseufzen. Das war der Nullachtfünfzehn-Enstieg für eine langweilige Rede, bei der ich leider Gottes auch noch aufpassen musste. "Wir wollten uns ganz herzlich einmal bei ihnen, Mrs Havly, bedanken. Für ihren Einsatz für die Menschheit." Ich meinte zu sehen, wie sich die Wangen meiner Mum rot färbten. Uh, da war wohl jemand verlegen. Auch wenn Mr Smiths Rede gerade so geklungen hatte, als habe sie ein Gegenmittel für Aids gefunden und würde nun mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

"Und natürlich auch besonders bei ihnen, Bettenye, für ihren wirklich selbstlosen Einsatz. Nur wenige Menschen wären mutig genug, sich solchen Gefahren auszusetzen. Vielen Dank!", fuhr Mr Smith seine Dankesrede fort. Oh ja, ich hatte eine wirklich gaaanz tolle Leistung abgeliefert (Ironie). Es war schließlich total toll, den eigenen Vater zu umzubringen.

Obwohl es mir nicht gefiel für so etwas geehrt zu werden, schüttelte ich brav Mr Smiths hingestreckte Hand. Dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen ein Lächeln aufzusetzen. Falsche Lächeln brachten nichts. Also schwieg ich nur mit aufeinander gepressten Lippen. Ich hatte eingesehen, dass es notwendig gewesen war Jack umzubringen. Andernfalls wären seine Männer niemals in die Flucht geschlagen worden und ich läge jetzt sieben Fuß unter der Erde. Eine gute Tat war es dennoch nicht gewesen. Nichts, wofür ich geehrt werden wollte. Vielmehr etwas, dass ich am liebsten totgeschwiegen hätte.

Nye, der sich hinter mir an der Tür positioniert hatte, beugte sich zu mir vor und raunte: "Scheinbar magst du es nicht gelobt zu werden?"

"Nicht für so etwas.", brummte ich und versuchte das Kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren, das er auslöste. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Es wäre leichter einer Horde Rinder, die mich überrannte, keine Beachtung zu schenken, als Nye. "Also ich finde deine Leistung auch bewundernswert.", flüsterte er. "DU bist ja auch ein Bodyguard, Agent und was weiß ich noch alles! Dir gefällt Leute umschießen und sowas!", regte ich much frusriert auf, "Ich bin bloß ein Mädchen, das seinen Vater umgebracht hat!"

"Es ist unwichtig, wen du umgebracht hast. Es zählt nur, welchem Zweck es dient.", sagte Nye und legte mir beruhigend die Hand auf meinen Rücken, "Das war reine Selbstverteidigung und die Verteidigung anderer."

"Und dafür werde ich also gelobt?", spottete ich, "Für meine achso tolle 'Selbstverteidigung'?" Nye mache gerade den Mund auf, um etwas zu erwidern (Er verstand meinen Sarkasmus wohl nur zu gut), als Mr Smith uns unterbrach.

"Ich störe ja wirklich nur ungern eure Unterhaltung.", sagte er, "Aber es gäbe da noch eine Kleinigkeit zu berichten. Eure Streitigkeiten könnt ihr nachher klären. Und ach ja, falls es euch interessiert, ich bin Nyes Meinung." Dumm nur, dass es mich aber nicht interessiert!, schoss es mir durch den Kopf, doch ich wagte es nicht ihn auszusprechen. Es war keine gute Idee sich nur Feinde zu machen. Stattdessen richtete ich also mehr oder weniger gespannt meine Aufmerksamkeit auf Mr Smith.

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