Kapitel 25

10K 583 30
                                    

Seit geraumer Zeit saß ich nun genervt in dem 'Verhörsaal' und versuchte gelangweilt der Moralpredigt eines grauhaarigen Manns mit Anzug , Kravatte und Nickelbrille zu folgen. So weit ich mitbekam ging es um 'Verantwortung' und andere Dinge, die für Personen meines Alters nun mal ein Fremdwort waren.  Dabei hatte ich mittlerweile sogar schon eingestanden, dass es KEINE Bande von Jugendlichen gewesen war!

Leider gab die Eule, wie ich den Moralapostel getauft hatte, einfach keine Ruhe. Ich war kurz davor mein Handy aus der Hosentasche zu ziehen um irgendein bescheuertes Spiel zu zocken, nur um dieser gähnenden Langweile zu entkommen.

Glücklicherweise schien der Eule irgendwann jedoch tatsächlich der Gesprächsstoff auszugehen.

Statt also weiter auf mich einzureden wandte sie sich nun an Nye. Dieser saß neben mir und sah aus, als ob er jeden Moment einschlafen und vom Stuhl kippen könnte.

"Was haben Sie sich dabei gedacht, Bettenye Havly alleine durch den Wald fahren zu lassen. So ganz wehrlos, ohne jegliche Hilfe in Sicht?", fragte die Eule Nye. Sie hatte scheinbar einen Sinn für unnötiges Drama. Was sie dann jedoch bei irgendeinem Geheimdienst zu suchen hatte, wusste ich nun wirklich nicht.

Noch bevor Nye etwas auf die Frage der Eule erwiedern konnte, seufzte ich: "Ich bin ihm halt davon gefahren. Haben sie schon mal versucht ein Auto zu Fuß einzuholen. Ganz schön schwer, selbst wenn es nur so ein Schrotthaufen wie Nyes Auto ist." Immerhin schien sich die jüngere Generation von Männern (mit Lindsay war ich hier tatsächlich die einzige Frau!), die in dem Konferenzraum saß, prächtig zu amüsieren. Die etwas älteren Männer, allen voran die Eule, fanden das ganze wohl nicht ganz so lustig, denn sie kniffen ärgerlich ihre Augen zusammen und schüttelten empört ihre Köpfe, um allen zu verdeutlichen, was sie von der 'Jugen von heute' hielten.

"Würden Sie uns bitte erst an ihren Gedanken teilhaben lassen, wenn ich Sie aufrufe?", fragte die Eule und rückte mit einem spitzen Lächeln seine Brille  zurecht.

"Ich dachte, es geht in diesem 'Verhör' um mich?", brummte ich, "Aber nun gut, da Sie ja anscheinend bei dem Vorfall anwesend waren und alles genaustens wissen, können Sie auch, ganz ohne schlechtes Gewissen, über Nye urteilen."

Nye schnipste mich verärgert in die Seite und sah mich vorwurfsvoll an. Die Eule hingegen brauchte eine Weile, bis sie sich von meinen ach so schrecklichen Worten erholt hatte. Dann sagte die Eule eitel: "Nun gut, nun gut. Ich habe ihren Einwand gut überdacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es sehr von Vorteil wäre, unser Gespräch zu einem anderen, günstigeren Zeitpunkt fortzusetzen." Gute Idee! Von diesem Gesülze bekam ich noch Kopfschmerzen!

Erleichtert den Qualen, den man hier ausgesetzt war, entkommen zu können stiefelte ich so schnell es ging durch den Konferenzraum. Leider kam was kommen musste. Ich lief mit lautem Gepolter gegen den erstbesten Tisch, der sich mir in den Weg stellte.

"Mist!", fluchte ich und rieb mir mein schmerzendes Bein. Das würde einen wunderbaren blauen Fleck geben.

Leider starrten mich mittlerweile so ziemlich alle Personen, die in diesem Raum saßen, mit einem fetten Grinsen im Gesicht an. Nur die Eule konnte nicht darüber lachen, sondern schüttelte missbilligend seinen Kopf. Jaja, die ach so armen Tische., dachte ich sarkastisch.

Ich machte mich schleunigst auf den Weg zu meiner Mum, die ebenfalls mit einem Grinsen auf den Lippen neben der Tür stand und auf mich wartete. Hinter mir hörte ich das schallende Lachen von Nye und Moris. Die hatten wirklich nichts besseres zu tun, als sich über ungeschickte Personen auszulassen? Ganz ehrlich? Sowas war scheiße!

Ich drängte mich zur Tür hinaus und versuchte die interessierten und teilweise auch abschätzigen Blicke der ganzen Professoren, Agenten und weiß der Geier noch alles noch alles zu ignorieren. Mr Smith, Nye, Moris und meine Mum bahnten sich nun ebenfalls einen Weg zu mir.

Personal AgentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt