Kapitel 11

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Ich versuchte verzweifelt die Seite meines Deutschheftes mit irgendwelchen Wörtern zu füllen, die vielleicht sogar einigermaßen gut klangen und wenn es ging auch die Aufgabe des Lehrers erfüllten. Meine Gedanken drifteten andauernd ab, verirrten sich in meiner Gedankenwelt anstatt sich um die Aufgaben zu kümmern.

Deshalb hatte ich vermutlich auch erst zwei klägliche Sätze in das Heft geschrieben, die ich später vermutlich sowieso durchstreichen würde.

Ich seufzte und schielte auf meine Uhr. Halb Elf stand in Neonlettern auf meiner Digitalarmbanduhr. Lieber eine solche Uhr, als die zu tragen, die mir mein Vater geschenkt hatte. Ich mied grundsätzlich alles, was mit meinem Dad zu tun hatte. Sogar mein neues Netbook!

Ich stöhnte und vergrub mein Gesicht in den Armen. Wie sollte ich bis morgen meine Interpretation fertig haben? Meine Lehrerin würde mich köpfen! ... Also zumindest, wenn sie dürfte. Da ihr das allerdings glücklicherweise (sonst hätte ich schon daran glauben müssen) verboten war, würde ich 'nur' eine Sechs und einen Eintrag bekommen. Allerdings käme mir beides nicht so gelegen, da ich in Deutsch gerade zwischen drei und vier stand und somit gnadenlos die Vier erhalten würde.

Ich raffte mich wieder auf und versuchte einen neuen Satz zu Stande zu bringen. Mein Kopf pochte und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. In diesem Moment wusste ich nicht einmal mehr, um was es in dem Gedicht, zu dem ich die Interpretation schreiben musste, überhaupt ging. Wirklich seeehr praktisch.

Wütend schmiss ich schließlich mein Heft gegen meine Zimmerwand. Die Hausaufgaben konnten mich mal!

Ich ließ mich mit erschöpft auf mein Bett fallen. Sofort schlossen sich meine Augen und wollten der Müdigkeit nachgeben. Ich musste dringend mir angewöhnen, meine Hausaufgaben früher zu machen! ... Allerdings hätte ich heute kaum Zeit gehabt. Zuerst hatte ich Gitarreunterricht, den ich auf keinen Fall ausfallen lassen würde, gehabt. Dann war da die Begegnung mit diesem Mr. Smith gewesen und zu guter Letzt hatte ich bei Miranda den Film angeschaut. Wo war da Zeit für Hausaufgaben? Okay...man musste sich nicht unbedingt mit der Freundin treffen, aber das hatte doch sicherlich irgendwelche tolle soziale Aspekte!

Ich griff nach der Gummibärchentüte neben meinem Bett und warf mir ein paar Fruchtgummis in den Mund. Zufrieden kauend lehnte ich mich zurück und versuchte meine Gedanken zu beruhigen.

Langsam entspannte ich mich und als die ganze Packung Gummibärchen weg war, war ich entgültig zufrieden.

Was Miranda wohl gerade machte? Ob sie schon mit ihrem Date im Bett gelandet war? So wie ich sie kannte, ja! Sie war ziemlich direkt bei Männern und diese hatten bei Miranda auch nie etwas dagegen.

Ich beschloss ihr eine SMS zu schreiben, nur um mich mal zu melden... okay vielleicht wollte ich sie auch ein wenig ärgern, denn insgeheim hoffte ich, dass sie ihren Klingelton anhatte...

Ich schnappte mir mein Handy und tippte, mit neuem Ehrgeiz, folgende Worte:

Hi Süße!
Wie läuft das Date? Ist der Typ wirklich so heiß?
Küsschen,Betty

Ich legte mein Handy beiseite und kuschelte mich in meine Bettdecke. Meine Gedanken schweiften langsam ab und verirrten sich in einer bunten Traumwelt.

Wie von selbst schlossen sich meine Augen und ich fing sanft an zu schlafen....und wurde -allerdings weniger sanft- von dem lauten Schrillen meines Handys wieder aufgeweckt. Ich fluchte leise vor mich hin und setzte mich stöhnend auf. Warum hatte ich nicht einfach mein Handy auf lautlos gestellt? Genervt nahm ich mein Handy in die Hand und schaute auf das Display. Verwundert stellte ich fest, dass dort in leuchtenden Buchstaben 'Miranda' stand. Warum rief sie den jetzt schon an? Sie hatte doch gerade ein Date?  Ich drückte auf 'Anruf annehmen' und hob mir den Hörer ans Ohr. "Hi, Miri!", sagte ich, "Was ist los?"

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