Kapitel 10

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Ich schlürfte an meinem Smoothie, den Miranda mir zubereitet hatte, und saß gelangweilt auf ihrem Ledersofa, während sie gerade in ihrer nicht gerade kleinen DVD-Sammlung einen Film aussuchte. Nachdem ich diesen Mr. Smith 'kennengelernt' hatte, war ich so schnell es ging zu Miranda abgehauen. Ich hatte wirklich keine Lust gehabt noch länger in der Nähe meiner Mum zu sein, da wir uns vermutlich sowieso angeschwiegen oder irgendein gezwungenes Gespräch geführt hätten.

Mirandas Eltern waren, wie fast immer, arbeiten und so waren wir zwei alleine. Soweit ich wusste, waren ihre Eltern täglich von fünf Uhr morgens bis zehn Uhr abends unterwegs. Nur am Samstag und Sonntag nicht, also zumindest, wenn sie keine Meetings oder ähnliches hatten. Tja, auch Reichtum hatte seinen Preis. Aber da Miranda sowieso nicht die beste Beziehung zu ihren Eltern hatte, störte sie das nicht wirklich.

Miranda ließ sich neben mich auf das Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Der Bildschirm leuchtete auf und ich erkannte auf den ersten Blick, dass sie ihren Lieblingsfilm ausgewählt hatte. Natürlich ein Liebesfilm.

Miranda schaute grundsätzlich nur Liebesfilme. Einer ihrer großen Wiedersprüche. Sie sprang mit jedem Jungen ins Bett,  hoffte aber gleichzeitig auf 'den Richtigen'.

Ich persönlich hielt nicht viel von Liebesfilmen. Warum sollte ich mir anschauen, wie zwei Menschen sich abschlabberten? Dann wird der Wunsch nach einem Freund doch nur noch viel unerträglicher.

Als Miranda neben mir aufseufzte, da das Liebespärchen sich bereits in der ersten Szene 'zufällig' über den Weg lief, verdrehte ich nur die Augen. Typisch Liebesfilm.

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Langsam tauchte ich aus der Welt der Träume auf und blinzelte verschlafen. Gähnend setzte ich mich auf und hob meine Beine von dem Sofa, auf dem ich geschlafen hatte. Wo war ich hier? ... Ach ja, bei Miranda. Ich musste wohl bei dem 'spannenden' und überhaupt nicht vorhersehbaren (Sarkasmus lässt grüßen) Film eingeschlafen sein.

Torkelnd lief ich durch das Zimmer und suchte Miranda. Von irgendwoher ein leises Fluchen, dass ganz nach ihr klang. Suchend schaute ich mich nach ihr um. In diesem Moment trat sie mit zwei vollbepackten Armen aus ihrem begehbaren Kleiderschrank.

"Du musst mir helfen", bat sie verzweifelt. Oh, ich musste IHR helfen? Das war ja mal was ganz neues! Sonst musste sie immer mich retten.

Sie winkte mich zu sich und ich folgte ihr in den begehbaren Kleiderschrank. Mit großen Augen staunte ich über ihre, nicht gerade kleine, Kleidersammlung. Es war nicht so, dass ich hier noch nie gewesen war, doch ihre Kleider schienen sich seit damals (vor vier Wochen) verdoppelt zu haben.

Als sie ein paar Kleider auf dem Boden ausbreitete, lief ich langsam rückwärts um mich heimlich davon zu stehlen. Schließlich konnte ich mir nur zu gut vorstellen, was ich sonst gleich über mich ergehen lassen müsste.

Einen Schritt nach dem anderen setzte ich hintereinander und wollte gerade den Kleiderschrank verlassen, da machte mir eine Kette, die auf dem Boden lag, einen Strich durch die Rechnung.

Ich rutschte auf ihr aus und klammerte mich an ein Regalbrett, das promt einbrach und mich zusammen mit sämtlichen Kleidern unter sich begrub. Ich hasse meine Ungeschicklichkeit!

"Betty?", hörte ich Mirandas Stimme gedämpft durch den Kleiderberg hindurch. Fluchend beförderte ich ihn in eine andere Ecke des Kleiderschranks und setzte mich stöhnend auf. Miranda kam auf mich zugetänzelt und hielt sich ein pinkes, hautenges Kleid vor den Körper. "Meinst du das ist gut?", fragte sie verunsichert. "Oder das?" Sie hielt sich einen Minirock und eine fast durchsichtige Bluse vor den Körper. "Ist doch egal.", seufzte ich, während ich mich seufzend aufrappelte. "Wofür brauchst du denn die Kleider?" Miranda knallte hektisch ein paar neue Outfits vor mir auf den Fußboden.

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