Kapitel 15

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Wir folgten Mr Smith durch die Pforte. Staunend musterte ich die Eingangshalle des Hochhauses. Der Boden bestand aus schwarzen Marmorkacheln, während die Wände weiß blitzten.

Eine relativ junge Frau mit offenen blonden Haaren und hübschen Gesicht saß hinter einem Empfangstresen. Allerdings glaubte ich eher nicht, dass sich Männer sonderlich für ihr Gesicht interessieren würden. Dafür war ihre Oberweite eindeutig zu groß.

Mr Smith begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln und lief an ihr vorbei, ohne einen Blick an ihr Dekolleté zu verschwenden, was mich zugegebenermaßen überraschte.

Sie grüßte ihn  nur halbherzig zurück und wandte sich dann ihrer neuen Aufgabe zu, nämlich Nye ihre Oberweite zu präsentieren. Sie lehnte sich elegant über den Tresen und stützte sich mit einem verführerischen Lächeln auf.

Nye musterte sie kurz gelangweilt und wandte dann seinen Blick  wieder ab. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut loszuprusten, als ich das empörte Gesicht der Empfangsdame sah.

Meine Aufmerksamkeit wurde allerdings auf etwas anderes gelenkt. Nämlich auf einen Fahrstuhl, den Mr Smith und meine Mum eben betraten. Auf keinen Fall würde ich in so etwas einsteigen! Dort standen die Chancen zu neunundneunzig Prozent, dass ich eine Panikattacke bekam.

Breitbeinig blieb ich vor dem Aufzug stehen und starrte meine Mum trotzig an. Hinter mir hörte ich Nye genervt seufzen. "Hast du Lust vielleicht mal einzusteigen, oder muss man dem Prinzesschen erst einen Thron hineinstellen?", fragte er mich spöttisch.

Erst Kitty Cat und jetzt auch noch Prinzesschen? Was lief bei ihm eigentlich falsch?

Ich reckte beleidigte meine Nase in die Luft und sagte stur: "Ich laufe."

Nye verdrehte die Augen. "Dann lauf eben die fünfzehn Stockwerke, aber bitte entscheide dich jetzt!" Fünfzehn Stockwerke?! Nun gut, dass war vielleicht doch ein bisschen viel. Ein bisschen sehr viel sogar! Vor allem mit meinen kurzen Beinen und meiner Kondition, die der einer Schnecke glich.

"Na gut.", murmelte ich und setzt zaghaft einen Fuß in den Fahrstuhl. Wie ich diese Dinger hasste! Hier gab es keinen Fluchtweg! Hier gab es nur stählerne Wände, die einen zu erdrücken schienen.

Hinter mir hörte ich Nye erleichterte aufatmen, während er ebenfalls in die Kabine trat. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus. Hoffentlich waren wir nicht zu viele Personen...

Ich lehnte mich an der Wand an und klammerte meine Hände an dem Griff fest, während ich meine Augen fest zusammenkniff. Innerlich betete ich das 'Vater unser' rauf und runter.

Ich hörte, wie sich die Türen des Fahrstuhles schlossen und er langsam anfing zu steigen. Ängstlich hielt die Luft an, während das Blut durch meine Adern rauschte. Kalter Schweiß rann mir meinen Rücken hinunter. Meine Hände sich immer fester um den Griff verkrampften. Vor meinem inneren Auge spielten sich Szenen mit gerissenen Drahtseilen, abstürzenden Fahrstühlen und schreienden Insaßen ab.

Ich wollte gar nicht daran denken, was wäre, wenn das uns passieren würde. In welches Stockwerk fuhren wir noch mal? In das fünfzehnte?! Wenn man von dort abstürzte....

Die Panik übernahm immer mehr die Führung über meinen Körper und ich kauerte mich weiter zusammen. Mein Atem ging stoßweise und mein Herz pumpte schneller.

"Huhu?", jemand packte mich an der Schulter und schüttelte mich kräftig. "Autsch!", fluchte ich und öffnete meine Augen. Vor mir stand Nye und sah mich belustigt an. Erleichtert stellte ich fest, dass wir es heil geschafft hatten oben anzukommen. Ich seufzte auf und dankte Gott innerlich bereits zum hundertsten Mal.

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