"Nye wird mein Bodyquard!", jammerte ich. Miranda, die neben mir angelehnt auf dem Bett saß, seufzte: "Ja, das hast du bereits oft genug erwähnt. Was ist daran so schlimm?"
"Ich hab mit ihm meine Nacht verbracht.", klagte ich, "Das ist so peinlich!" Miranda stöhnte auf und meinte gernervt: "Um genau zu sein war das nicht ein mal die ganze Nacht, sondern höchstens ein, zwei Stunden. Was ist dir daran so peinlich? Mich 'kennt' auch jeder Junge unserer Schule. Na und?"
Ja, aber ich war eben NICHT die Schul-Bitch!Ich beschloss Mirands diesen Gedanken zu verschweigen, was vermutlich auch ganz gut war, angesichts der Tatsache, dass sie meine Freundin war. Stattdessen murmelte ich: "Ist ja auch egal."
Stille kehrte ein. Schließlich beschloss unser Gespräch auf etwas anderes zu fokusieren und fragte: "Sag mal...hast du deinen Moris eigentlich mal angerufen?"
Sofort wurde ihre Haltung verkrampfter. Ja, ich kannte eben ihre Schwachstellen.
"Warum hätte ich ihn anrufen sollen?", fragte sie ärgerlich. "Um dich für dein Verhalten zu entschuldigen?", fragte ich vorsichtig.
Miranda winkte ärgerlich ab und fuhr sich mit der Hand durch ihr blondes Haar. "Wozu?", fragte sie und ballte ihre Hände zu einer Faust. "Er will nichts von mir wissen und ich will nichts von ihm wissen."
Miranda klang allerdings mehr danach, als würde sie versuchen sich selbst davon zu überzeugen.
Mit einer vor Sarkasmus triefenden Stimme antwortete ich ihr: ""Jaaa, geeenau. Du willst überhaupt nichts von ihm wissen. Wie komme ich bloß auf so einen absurden Gedanken?" Ich blickte Miranda herausfordernd an.
Sie knetete ihre Hände und murmelte: "Aber, neulich hab ich ihn im Supermarkt wiedergetroffen und er hat mich ignoriert! Als ob er mich noch nie gesehen hätte!" Ich sah sie überrascht an: "Er wohnt hier bei uns, in Sietgown?" Miranda zuckte mit ihren Achseln und sagte: "Anscheinend. Ich glaube er arbeitet aber in Averfield und ist hier nur am Wochendende."
Ich nickte nur leicht und sagte leise: "An deiner Stelle würde ich ihn noch mal anrufen. So, wie er sich benommen hat, ist er der Jackpot unter allen Männern."
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Noch ein paar Minuten und mein zukünftiger Schatten würde eintrudeln. Miranda hatte sich schon vor einer halben Stunde nach Hause begeben und so saß ich nun zusammen mit meiner Mum im Wohnzimmer und sah gelangweilt irgendeine Fernsehsoap an.
Gerade als der Hauptdarsteller seiner Freundin fremd ging, wandte sich meine Mum an mich und bat mich: "Sei doch bitte freundlich zu Nye. Ihr müsst es ein ganzes Jahr mit einander aushalten, also verscherze es dir nicht gleich."
Ich schnaubte. Sie sollte mal in meiner Situation stecken! Die hatte ich mir nämlich auch nicht ausgesucht. Warum musste ich denn ausgerechnet IHN als Bodyguard (das Wort klingt einfach so komisch) bekommen.
Noch ehe ich meiner Mum meine Meinung, die garantiert nicht so freundlich ausgefallen wäre, kundtun konnte, klingelte es an der Haustür.
Sofort biss ich die Zähne aufeinander und ballte meine Fäuste. Es war nur für ein Jahr...nur für ein Jahr...
Meine Mum erhob sich seufzend und ging in den Flur, wo sie, wie ich heraushören konnte, die Haustür öffnete und Mr Smith freudig begrüßte.
Sekunden später stand eine ganze Truppe von Leuten in unserem Wohnzimmer...okay...es war nicht zwangsläufig eine riesige Gruppe, sondern viel mehr meine Mum, Mr Smith, Nye und ein weiterer Mann, der vermutlich Mums Bodyguard Mr Lundis war. Er hatte hellbraunes Haar und ein kantiges Gesicht, welches jedoch frech grinste, was ihn verdammt gut aussehen ließ. Ich schätzte ihn ungefähr so alt ein wie Nye. Obwohl er viele Muskeln hatte und stark wirkte, war er mir auf Anhieb sympathisch. Dennoch bekam ich dieses Gefühl nicht los, dass ich ihn schon irgendwann mal gesehen hatte...
Darf ich mich dahin setzen?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich wusste, ohne, dass ich hinsehen musste, dass es Nye war. Genervt zuckte ich mit den Schultern und beobachtete, ohne wirklich etwas wahrzunehmen, wie meine Mum, Mr Smith und Mr Lundis sich angeregt unterhielten. Viel mehr nahm ich Nye war, der sich gemütlich auf dem Sofa ausstreckte und, als wäre er bei sich zu Hause, munter durch sämtliche Fernsehkanäle zappte bis er schließlich bei einer Fußball-Liveübertragung angekommen war.
Ich persönlich verstand nicht wirklich warum diese Männer wie aufgescheuchte Hummeln durch die Gegend (also das Stadion) liefen, nur um an den Ball zu kommen. Allerdings musste es irgendetwas faszinierendes an sich haben. Zumindest, wenn man sich Nyes gebannten Blick auf dem Fernseher als Beispiel nahm.
Irgendwann, als die Leute im Fernsehen anfingen laut zu jubeln, schnappte ich mir die Fernbedienung, in dem ich sie Nye aus der Hand riss, und schaltete den Fernseher aus.
Nye gab ein paar nörgelnde Laute in sämtlichen Tonarten von sich, bis er sich an mich wandte und einen langweiligen Smalltalk anfing: "Tja, dann werde ich dich wohl das nächste Jahr lang begleiten." "Ja, leider.", knurrte ich, "Du folgst mir nicht ins Bad, in mein Zimmer und nimmst nicht am Unterricht teil!"
Er feixte und meinte: "Ach...komm schon...zumindest das mit dem Schlafzimmer könntest du dir noch Mal überlegen. Und das mit der Dusche...Samstag war auf jeden Fall schon mal ein guter Anfamg..."
Ja, ich verstand seine Anspielungen, aber was meinte er mit 'Anfang'? Was wollte er denn noch machen?
Ich verzog allein bei dem Gedanken das Gesicht. Nein, danke, darauf konnte ich wirklich verzichten!
"Such dir lieber eine andere Marionette! Ich werde nämlich nicht dein Püppchen sein!", fauchte ich ihn an. "Ach komm schon, Kitty Cat! Ich hab jetzt ein Jahr lang kaum Freizeit! Wen soll ich denn dann nehmen?", fragte er mich grinsend.
Ich irgnorierte, auch wenn es mich innerlich vor Wut kochen ließ, ganz bewusst das 'Kitty Cat', da ich ganz genau wusste, dass ich ihm nur einen Gefallen tun würde, wenn ich mich über ihn aufregen würde. Stattdessen stand ich einfach nur angewiedert auf und verließ, mit Nyes Gelächter im Rücken, so schnell es ging den Raum.
Allerdings kam ich nicht weit, denn auf der Türschwelle des Wohnzimmers rannte ich direkt in Mr Lundis hinein, der offensichtlich sehr amüsiert dem Gespräch zwischen mor und Nye gelauscht hatte.
"Sorry.", murmelte ich und richtete mich mit einem wohlgemerkt hochrotem Kopf wieder auf. Mr Lundis lacht nur und meinte: "Macht doch nichts!" Jup, er war eindeutig sympathischer als Nye...und mindestens genauso gutaussehend. Dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, mich in ihn zu verlieben. Und das, obwohl er genau mein Typ war. Komisch.
"Sag mal...", fragte ich ihn, "Wie halten Sie es eigentlich die ganze Zeit mit Nye aus?" Mr Lundis lachte: "Also, erstens, du kannst mich duzen und zweitens ist er eigentlich ganz in Ordnung. Nur was Frauen angeht ist er ein bisschen komisch. Er ist nicht wirklich ein Frauenheld, oder Badboy, sondern schleppt AB UND ZU, wenn er das Bedürfnis hat, die ein oder andere Frau ab. Aber er hatte auch noch nie eine Freundin. Ich habe keine Ahnung, woran das liegen könnte, denn sind wir mal ehrlich, schlecht sieht er nicht aus und sein Charakter ist auch nicht der schlimmste. Viel mehr glaube ich, dass es an ihm liegt, dass er immer noch keine Freundin hat, allerdings habe ich keine Ahnung warum. Und das, obwohl er mein bester Frend ist."
Mr Lundis (wie sollte ich ihn duzen, ohne seinen Vornamen zu kennen?) seufzte frustriert. Mich allerdings wunderte Nye nicht. Er war eben der typische Badboy, auch wenn Mr Lundis anderer Meinung war.
Ein nachdenkliches Schweigen breitete sich aus. Nur Nye, der die ganze Zeit versucht hatte unser Gespräch zu verstehen, was ihm wohl nicht so geglückt war, stellte wieder den Fernseher an.
Ich seufzte und sagte zu Mr Lundis: "Ich glaube, ich geh dann mal Schlafen. Gute Nacht." Dieser nickte und ich verließ gähnend das Zimmer und den Flur und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
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Personal Agent
RomanceKaum ist Betty Havly achtzehn Jahre alt, versteht sie die Welt nicht mehr. Ihre Eltern benehmen sich auf einmal komisch und scheinen Betty irgendetwas zu verschweigen. Dann tauchen auch noch 'gewisse' Personen auf, die ihr Leben ganz schön auf den K...