Tränenkind (Star Wars ff)

XVII

Im Laufschritt trabte ich durch die prunkvollen Gänge des Jedi-Tempels. Würde ich noch rechtzeitig zum Unterricht mit meinen Meisterinnen kommen, würden sie nicht einmal Verdacht schöpfen, dass ich weg war. Mit auf dem Boden quitschenden Sohlen bremste ich vor dem Meditationsraum, richtete meine noch immer zervögelt aussehenden Haare zurecht und klopfte vorsichtig an die Tür.

"Komm rein, Jodia"

, sagte Jana, die meine Präsenz wohl gespürt hatte. Meisterin Ti warf ein:

"Du bist zu spät!"

Ich entschuldigte mich kleinlaut und holte mir eines der hübschen, grauen Kissen, die in jedem dieser Räume standen.

"Windu hat uns von allem erzählt."

, setzte Ti nun in einem etwas freundlicheren Ton an.

Ich nickte und ging in eine Meditationshaltung.

"Obwohl du jetzt auf Grund des Verbotes mehr Zeit hast, wollen wir dir keine neuen Aufgaben geben. Du verdienst etwas Freizeit."

Wieder nickte ich stumm. Vielleicht trugen sie mir nichts neues auf, doch ich hatte schon einige Dinge in Sachen Machtkünste in Planung.
Ohne ein weiteres Wort begannen wir unsere Meditation. Seit Aridanas Tod hatte ich Schwierigkeiten damit gehalb, weshalb mich meine Meisterinnen oft unterstützen mussten. Meine damalige Freundin hatte mir wie eine Stütze gedient und als Grievous sie mir genommen hatte, hielt mich niemand mehr. Über die Jahre war es mit meiner Meditationsfähigkeit jedoch kaum besser geworden. Weil ich so aufgewühlt war, fiel es mir heute besonders schwer, mich zu konzentrieren. Nach einer halben Stunde gab ich meine zum Scheitern verurteiltein Versuche allerdings komplett auf und blickte einfach meine Meisterinnen an.

Shaak Ti sah nicht sonderlich spannend aus. Eine einfache Jedi-Togruta. Jana war dagegen komplett außergewöhnlich. Sie trug eine leuchtend gelbe Tunika mit pechschwarzen Rüstungsteilen. Ihre Haut war an der einen Stelle schneeweiß und an der anderen wie bei einem dunkelhäutigen Menschen. Das auffälligste waren jedoch ihre Haare. Als halbe Togruta hatte sie Lekku auf ihrem Schädel, die von ihrer menschlichen Seite komplett mit schwarzem Haar bewachsen worden waren, was sie einfach zu einem Blickfang machte. Und Jana hatte es sich nicht nehmen lassen, in ihre Haare auch noch gelbe Streifen zu färben. Und obwohl es dem Rat offensichtlich nicht gefiel, behielt meine Meisterin ihr Aussehen bei. Es war ein kleiner Wiederstand gegen den Kodex und doch hatte ich sie gegen Anfang meiner Ausbildung nur wegen diesem winzigen Detail respektiert, das ihren Mut zeigte.

Meine Meisterinnen führten die Meditation fort, bis ich nach einer weiteren Stunde und noch ein paar Versuchen aufgab.

"Jana, Meisterin Ti, heute geht das einfach nicht. Es ist wie eine Cortosisader mit bloßen Händen abbauen zu wollen. Lasst mich bitte Übungen in der Trainingshalle machen. Es wäre für mich wirklich besser."

Auf das stille Nicken von Shaak Ti hin verließ ich den Meditationsraum leise. Draußen viel mir erst auf, wie stickig es in dem Zimmer gewesen war. Ich atmete tief durch und joggte auch schon in Richtung der Trainingshalle, die ich im letzten Jahr entdeckt hatte.

Auf einem Seitenpanel des Jedi-Tempels, weit weg von den normalen Übungsstätten der Jünglinge und Padawane, hatte ich beim inspizieren der Baupläne diese Gebäudes eine Freilufthalle entdeckt, über der man einen Hangar gebaut hatte, weswegen sie kaum einer bemerkte. Sie war groß genug für alle meine Übungen und an der "Decke", die aus dem Boden des Hangars bestand und etwa 20 Meter über der Halle lag, hatte ich eigene Trainungsgeräte angebracht, die in den anderen Hallen sicherlich von jemandem gemeldet worden wären. Da diese Übungsstätte aber einfach niemand kannte, entdeckte niemand meine Verbesserungen, die eigentlich nicht an der "Decke" hängen durften, und ich konnte meinem Ziel, eine Jedi-Waffenmeisterin zu werden, ungestört näherkommen.