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"Phiara!"

Ich durchquerte den Trainingssaal.
Phiara lag vor mir auf einer Matte und hielt ein Gewicht nach oben.

"Komm mit! Ich brauche deine Hilfe!"

"Kann das nicht warten?"

, fragte sie und drehte ihren Kopf ein wenig in meine Richtung.

Als Phiara meinen Blick bemerkte, ließ sie das Gewicht sofort sinken und stand auf.

"Hier entlang!"

Wir gingen direkt aus der überfüllten Trainingshalle. Phiara folge mir ohne Widerrede, oder überhaupt eine Frage zu stellen. Sie wusste einfach, wie man sich zu verhalten hatte, wenn etwas wichtig war. Eine der vielen Eigenschaften, die ich an ihr so schätze. Eine andere hatte mich sie hierfür auswählen lassen.

Kurze Zeit später kamen wir an einem Meditatinsraum an. Bevor wir hineingingen, drehte ich das Schild über der Klinke auf "besetzt" und vergewisserte mich, dass uns niemand sah; denn eigentlich durfte man immer nur alleine in eine Kabine.

"Was ist los?"

, fragte Phiara schließlich doch.

"Du musst mir bei etwas helfen. Und bevor ich nicht alle Zusammenhänge kenne, kann ich nicht garantieren, dass du dem Rat nicht irgendwas verschweigen musst."

Phiara nickte stumm.

"Du musst eine Recognitation auf mich anwenden."

Bei einer Recognitation drang ein Machtnutzer in den Kopf von jemandem ein. Beide sahen dann dessen Erinnerung, egal, wie verblasst diese schon waren. Dabei konnte auch der Machtnutzer gedanken übertragen, absichtlich oder aus Versehen.

Phiara sah mich zögernd an, doch dann nickte sie wieder.

"Ich glaube, es wurde künstlich erzeugt, dass ich mich nicht erinnern kann; und das kannst solltest du auflösen können."

Ich ließ mich auf dem Meditationskissen nieder und holte eine Box aus der Tasche. Seit meinen Verletzungen auf Parselin hatte ich Schmerzen, weswegen man mir Schmerztabletten verschrieben hatte. Alle Dosen waren noch bis oben gefüllt, versteckt in meinem Umhang.
Ich zog eine Hand voll Tabletten heraus und schluckte sie, bevor Phiara etwas dagegen tun konnte.

"Jodia, das sind Tabletten für eine Woche!"

"Und du solltest mich umdrehen, falls ich wegen den Nebenwirkungen kotze und dabei bin, wie ein Junkie zu verrecken.
Ich glaube, diese Erinnerungen lösen Schmerzen aus, und das erst zu bemerken, wenn alles klar in meinem Kopf ist, wäre ungut."

Phiara kniete sich hin und nahm meinen Kopf in ihre eiskalten Hände.

"Bereit?"

Ich war entschlossen, die Erinnerungen ein für alle Mal wiederherzustellen. Ich war bereit, den Schmerz in Kauf zu nehmen. Ich wollte endlich wissen, was passiert war.

"Tu es!"

Phiara krallte ihre Finger in meinen Schädel. Eine Flut von Bildern strömte durch unsere Geister. Alles war verschwommen und ich sah nur farbschleier, doch dann wurde es klarer, die Bildreihen wechselten nicht mehr so oft und aus dem unkennbarem Rauschen wurde Worte. Es festigte sich eine Szene.

"Es tut mir so leid!"

Es war der Junkie, gekleidet in einen schwarzen Einteiler. Er weinte.

"Ich bin schuld. Ohne mich wäre all das nicht passiert. Ich würde alles tu....ahhhhh. Lass mich los!"

Jemand hatte ihn von hinten gepackt und zerrte ihn weg von mir. Sie zogen ihn achtlos durch den Raum, während er sich zu wehren versuchte, aber einfach zu kraftlos war. Seine Schreie hörte man noch, als ich ihn schon lange aus dem Blickfeld verloren hatte, was wohl mehr daran lag, dass alles schwarz wurde und nur noch das Blut aus der Wunde an meiner Tallie zu leuchten schien.

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Ich kauerte in den armen einer Person. Meine Augen waren geschlossen, also sah ich nichts und etwas weiches, eine Decke, zog sich um meinen Körper.

"Ich möchte, dass sie sich an nichts erinnert. Sie darf nichts mehr von unserem Jungen wissen. Jetzt schläft sie noch, aber wenn sie aufwacht, wird Jodia fragen, wo Nelihon ist. Ich kann ihr doch nicht einfach sagen, dass ihr Bruder hingerichtet wurde oder so etwas. Sie ist doch noch so klein."

Das ist die Stimme meiner Mutter. Sie muss denken, ich schlafe.
Mein Vater fragt:

"Was willst du den anderen sagen? Sie haben auch einen Bruder verloren."

"Kann ich nicht einfach die Erinnerungen von allen löschen und niemand weiß mehr von Nelihon? Wir ziehen einfach weg, lassen es so aussehen, als hätte ich ihn für den Blog nur erfunden."

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Meine Mutter stürmte weinend auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. Ich spürte ihre Freude und auch ihre Trauer ganz deutlich, nur war mir nach keinem von beidem zumute. Die Frau, die ihre Arme um meinen kleinen Körper geschlossen hatte, war mir fremd, obwohl ich ihr Kind war. Jedenfalls hatte die Dame in dem Kittel das gesagt, bevor sie gegangen war.

"Ich bin ja so froh dich zu sehen."

Die Stimme meiner Mutter war so zittrig, dass man sie kaum verstand.

"Ich hab's geschafft, Süße. Du kannst jetzt wieder nach Hause. Du musst nicht mehr zurück in diese Einrichtung."

"Was meinst du?"

In meiner Stimme lag nichts außer Unschuld und Verwunderung.

"Ich wusste immer, dass du nicht schuldig bist. Dein Vater kam auf die Idee mit den Fingerabdrücken. Und sie haben deine weder auf der Waffe, noch auf den Leichen gefunden. Süße, das war alles Nelihon. Nicht du."

Was redete sie da? Welche Einrichtung? Der Gedanke daran löste einen leisen Schmerz in meinem Kopf aus. Irgendwie machte nichts mehr Sinn.

Als wir das Gebäude verließen, griff meine Mutter nach meiner Hand und meinte:

"Bleib bei mir! Dich brauchen wir nicht auch noch zu verlieren."

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Ich hockte in einer Zelle, so klein, dass ich nicht zweimal reingepasst hätte, und gefließt mit weißem Stein. In den Ritzen dazwischen war der Putz teils von getrocknetem Blut durchzogen. Mein Puls wollte sich nicht beruhigen und stieg nochmals an, als leise Schritte die Stille der letzten Minuten unterbrachen.
Durch das in die Tür eingelassen Milchglas konnte ich sehen, wie sich ein Schatten näherte. Etwas schabte, dann wurde meine Zelle geöffnet, und noch bevor ich schreien konnte, schlug ein Blasterschuss auf meinem Kopf ein.




Ich entriss meinen Kopf Phiaras Fingern und erbrach mich zu ihren Füßen.

"Ich muss diese Leute finden!"

In meinem Kopf rasten die Bilder umher, die eben durch unsere Gehirne geschossen waren. Ein bitterer Geschmack lag mir im Mund.

"Jodia...!"

Beim Versuch, aufzustehen, rutschte ich nur vom Meditationskissen auf den Boden.

"Ich kann nicht warten, sie haben Kinder gefoltert und, da bin ich mir sicher, mein Bruder ist dabei gestorben."

"Dein Zustand verträgt das nicht. Ich werde gehen!"

Ein weiterer meiner Stehversuche ging schief und auch mein Magen wand sich.

"Iw-58-+32.  Geh zur Tür drei und sag, ich schicke dich. Er weiß, wo die Anlage war."

"Okay, Iw-58-+32 Nummer drei. Ich finde diese Verbrecher!"

Mit diesen Worten riss sie die Tür auf und verschwand im Gang.

Mir war egal, dass sie bald von Makuhn wissen würde, oder dass sie meine Rachegelüste mitbekam. Mein Blick war rot und das Einzige in meinem Kopf der Gedanke an die Schmerzen, die die Verantwortlichen dieser Anstalt erleiden würden.

Und dann kam die Nachricht auf meinem Kommunikator und alles war wie weggefegt....



....to be continued

Neues Kapitel!!!
Es geht in die heiße Phase

Küsschen, Kuso

Tränenkind (Star Wars ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt