XXI

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"Jodia?"

Jana reckte den Kopf durch die Öffnung im Zelt.
Ich zog noch einmal den dunkelgrauen Stoff meiner ellbogenlangen Handschuhe zurecht und fragte:

"Besprechung?"

"Nein. Erst heute Nachmittag."

Jana setzte sich neben mich auf meine Liege, nachdem sie die Öffnung wieder geschlossen hatte.

"Wir müssen über das, was du uns gestern erzählt hast, reden."

Verdammt! Ich wollte meine Vergangenheit einschließlich meiner Tat letzter Nacht vergessen und leugnen.

"Also vor dem Lazarett liegt deine tote Schwester."

"Ich will mit dem Verantwortlichen über diesen Zustand reden. Man legt keine Sterbenden neben Tote. Und auch ohne Elektronik überlebt eine Mutter bei einem richtig durchgeführten Kaiserschnitt. Ich könnte das besser...."

"Jodia."

"Ja?"

"Du lenkst vom Thema ab. Wir sollten wissen, auf was für eine Weise du mit diesem Ort und diesen Menschen verbunden bist. Und wenn nötig, können wir dich auch wieder nach Coruscant bringen lassen. Das wäre alles kein Problem."

Ich wich Janas Blick aus und kniete mich vor ein kleines Regal, das neben der Liege das einzige Möbelstück im Raum war. Darauf lagen noch die Stoffreste meiner frühmorgentlichen Näharbeiten und ein paar Werkzeuge, die ich jetzt eifrig zusammen sammelte und aufräumte.

"Willst du mich ignorieren?"

, fragte Jana verwundert.

"Ich rede nicht darüber"

,spuckte ich ihr entgegen und zupfte erneut meine Handschuhe zurecht, die wieder ein wenig abgerutscht waren.

"Was auch immer du gestern Nacht mit deinen Armen angestellt hast, dass du sie heute verdeckst, ist also auch egal?"

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich blieb wie angewurzelt stehen und schaute mich endlich zu meiner Meisterin um.

"Du musst mir erzählen, was vor deiner Zeit im Orden passiert ist!"

In der Hoffnung, sie irgendwie von meinen Armen ablenken, zu können, saugte ich mir eine Geschichte aus den Fingern:

"Meine Mutter ist eine dumme Hure, die meinte, sechzehn Kinder bekommen zu müssen. Sie hat mich vernachlässigt, ich bin abgehauen. Und jetzt lass mich in Ruhe!"

Vollkommen verdutzt saß meine Meisterin da. Sie musste das wohl erst verarbeiten.

"Ich geh Essen und such mir dann mal ne Aufgabe.",

meinte ich und rannte schon fast durch die Öffnung und zu einem der großen Zelte, damit sie mich nicht nach meinen Armen fragen konnnte. Die Zelte, das waren das Lazarett, das Commandozentrum, der Essensaal, das Waffenlager und die Übungshalle.
Endlich war ich von Jana weg. Hoffentlich wollte sie nicht nochmal darüber reden. Ich wollte meine Vergangenheit vergessen. Nur der Wunsch, Grievous zu töten, sollte bleiben dürfen. Und wenn mein Lichtschwert in seiner Brust stecken würde, könnte ich auch ihn vergessen. Für immer!

Nachdem ich in dem karg eingerichteten Zelt mein "Essen", eine Art grün-braunen Brei, der wohl aus Fett und Kohlenhydraten bestand, runtergewürgt hatte, ging ich zu dem Commandozelt. Es war genauso karg eingerichtet, hatte aber eine Pinnwand in der Mitte, an der diverse Listen hingen. Ich ging darauf zu und laß mir die wenigen Aufgaben durch.

Essensausgabe,
Wasserausgabe,
Zaunwachposten,
Wartungsdienst Waffen,
Sanitätsdienst,
Güterverladung....

Tränenkind (Star Wars ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt