XXII

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Draußen konnte ich endlich wieder normal atmen. Mir war gar nicht aufgefallen, wie stickig es im Lazarett gewesen war. Meine Meisterin fragte:

"Alles okay, Jodia? Geht's dir gut?"

Ich nickte Shaak Ti zu und hielt mir eine Hand vor die Nase, als eine Windböe den gestank der Leichen zu uns brachte.

"Ich finde trotzdem, dass du dich erstmal entspannen solltest. Du könntest ja...."

"Ich gehe in die Stadt!"

, unterbrach ich meine Meisterin und wartete nicht mal auf ihr 'Okay'.
Sie rief mir noch hinterher:

"Geh nicht in das Gebiet der Sith. Wir können es uns nicht leisten, dass der Waffenstillstand vorzeitig endet."

"Klar!"

, meinte ich, ohne mich umzudrehen.

Der Weg aus dem Lager raus war viel angenehmer, als der hinein. Auf dem Hinweg waren meine Sachen vollkommen sauber gewesen und das Weiß meines Umhangs hatte nur so gestrahlt. Außerdem war ich in Begleitung von einer Togruta und einer behaarten Halbtogruta in leuchtend gelben Sachen gewesen.
Aber anstatt des Umhangs zierten meine Arme jetzt zwei Handschuhe, die trotz der Gummihandschuhe aus dem Arztkoffer mit Blut versehen waren. Auch der Rest meiner Tunika war mit roten Tropfen gesprenkelt, die nicht zuletzt aus meinem eigenen Blut bestanden, und von der Erde und dem Staub verdreckt.
Ohne den Blick auf das Lazarett und seine Leichen kam mir der Weg auch viel kürzer vor. Schon nach wenigen Minuten kam ich am Zaun an und passierte das Tor. Draußen ging es schon viel besser. Mit schnellen Schritten entfernte ich mich dem Zaun weiter. Kalter Wind traf mein Gesicht und kühlte mich ein wenig ab.

Bald wucherte wieder Gras auf dem Boden, der beim Lager nur platte Erde gewesen war, und ich begann zu rennen; einfach nur rennen. Für einen kurzen Moment alles hinter mir lassen und vergessen, was war, was ist und was sein wird. Der salzige Wind des nahe gelegenen Meeres zerzauste meine langen, braunen Haare, ließ auch den langen Padawanzopf im Wind wehen. Das Gras veränderte sich immer mehr zur Heide, je näher mich meine Füße dem Meer trugen. Für den Moment war alles perfekt. Einfach friedlich. Niemand konnte mich jetzt stoppen. Meine Schritte wurden noch schneller und ich war mir sicher, so schnell war ich noch nie gelaufen, als ich endlich am Meer, ganz im Süden der Stadt, ankam. Das Wasser war pastelblau und stellenweise vom vielen Salz erhellt. Als Kind hatte ich es hier geliebt. Der Srand hatte mich immer an Schnee erinnert, den es auf der Südhalbkugel von Parselin gar nicht gab, weil er so strahlend weiß war und glitzerte. Ich hatte immer auf die Nordhalbkugel gewollt, aber wegen ihrer Erziehungsmethoden hatte meine Mutter nicht alle von uns in den Urlaub mitgenommen, den wir, oder besser gesagt sie, einmal gemacht hatten. Ich war immer bei Annies Eltern gewesen und hatte diesen Blog verflucht.

Eine große Welle brach vor meinen Füßen und ich wich vor dem schäumenden Salzwasser zurück. Es kroch den Salzstrand hinauf und das weiße Gold versetzte meinen Schuhspitzen ein sanftes Glitzern. Es war wunderschön. Ich setzte einen Fuß vor den Anderen und watete in die Flut bis sie meine Stiefel vollends mit dem funkelden Salz bedekt hatte. Mit war egal, dass meine Beine nass wurden und das Salz, das seinen weg in den engen Schuh gefunden hatte, meine Beine wund reiben würde. Ich wollte funkeln, wie ich als Kind, als ich meine Sachen durch den Sand gezogen hatte, um wie eine Prinzessin auszusehen.

Schließ einfach damit ab,

sagte eine leise Stimme in meinem Kopf und Tränenflüssigkeit sammelte sich in meinen Augen.

"Noch nicht. Nicht vor...."

Das Bild der Brücke trat vor mein geistiges Auge und ich rannte los. Weg vom Salzstrand und dem Meer, auf in die Stadt.

Tränenkind (Star Wars ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt