XXVI

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"Ich erinnere mich nur lückenhaft an meine Zeit zu Hause. Einmal fehlen mehrere Monate, oft einige Stunden und fast nie gibt es eine Woche ohne weiße Flecke.
Alles fängt mit einem einfachen Leben an, ich bin gerade mal ein oder zwei Jahre alt. Meine Mutter liebt mich nicht. Die anderen Frauen, meine Schwestern, wie mir später klar wurde, sah ich öfter. Eines Tages, ich war endlich alt genug für die Kinderbetreuung, lernte ich ein Mädchen kennen. Sie war das einzige Kind außer mir, das annähernd etwas wahrzunehmen schien. Wir waren beide sehr intelligent und wurden wie zu erwarten Freunde. Ich kann sie heute noch in meinen Träumen sehen, weißt du? Sie ist so unschuldig und energiegeladen gewesen. Immer wollte sie spielen und herumtollen."

Ich sah das kleine Mädchen mit den schweren schwarzen Locken und ihrem rosa Lieblingskleid durch den Garten rennen. Ein lächeln umspielte meine Lippen.
Dieses Kleid hatte sie immer an. Sogar an dem Tag. Die Freude verschwindet aus meinem Gesicht.

"Sie war ein guter Mensch. Sie war unschuldig. Und trotzdem wurde ihr Leben zerstört. Eines Tages, wir waren in der Stadt, hat ein Sith ihre Eltern und etwa 30 Zivilisten umgebracht. Diese Bilder werden nie wieder aus meinem Kopf verschwinden. Jedes kleinste Detail.
Ich habe ihn einfach angegriffen, das Lichtschwert war in meiner Reichweite und ich war so zornig....deshalb hatte ich Narben an meiner Tallie, warum er mich überhaupt am Leben gelassen hat, weiß ich bis heute nicht, aber eines ist mir seit diesem Tag klar. Dass ich mich rächen muss. Dass ich Annies Eltern rächen muss. Es hat mir meine Kindheit geraub. Ich erinnere mich noch genau an Annies Blick damals, dieses Erlebnis hat etwas in ihr, so wie in mir, zerstört. Sie war unschuldig, verstehst du, Phiara? Es entspricht vielleicht nicht dem Kodex der Jedi, aber mein Gewissen wird erst beruhigt sein, wenn Grievous Herz in meiner Hand liegt, und ich es einfach nur zerquetsche."

Mein Puls rast. Phiaras Blick ist undurchdringlich. Ich drehe meinen Kopf weg.

"Keine Ahnung, warum ich dir das erzähle. Niemand, der noch lebt, weiß davon."

Tatsächlich hatte ich es nie jemandem erzahlt, außer Aridana, aber Phiara....es stimmte einfach. Ich hatte sehr schnell eine Freundschaft zu ihr aufgebaut.

"Jetzt bist du dran"

, unterbrach ich das Schweigen.

Phiara seufzte. Wir waren uns wirklich ähnlich. Ehrgeizig, verschlossen, redeten nicht gern über unsere Vergangenheit....

"Meister Windu hat mich damals aufgelesen und zum Jedi-Tempel gebracht. Er war im Calamari-System gewesen und musste auf meinem Heimatplaneten notlanden. Beim Besorgen von Treibstoff spürte er die Machtsensivität in dem kleinen Mädchen, das sich zum Sterben in eine verdreckte Häuserniesche zurückgezogen hatte, und er nahm es mit."

Ich verstand nicht recht. Sie war wohl dieses Mädchen gewesen.

"Warum?"

, fragte ich nur. Trauer stand in ihrem Gesicht geschrieben.

"Darüber....ich habe Angst, dass ich gefunden werde und....ich will nich zurück! Niemals! Sie suchen nach mir."

Plötzlich schien Phiara von Angst ganz aufgeregt zu werden und raufte sich durch die Haare, schreiende Panik in ihrem Blick.

Die Türen des Krankenzimmers öffneten sich krachen und meine Meisterinnen traten ein. Shaak Ti meinte:

"Wir würden gerne unter sechs Augen mit Jodia reden."

Phiara stand auf, wischte sich über die Augen und verließ ohne ein weiteres Wort eilig den Raum.

"Wir reden ein andermal darüber."

, rief ich ihr hinterher.

Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, begann Jana zu reden.

"Du hast sicher einige Fragen. Wir allerdings auch. Also zuerst mal: Was hattest du außerhalb unseres gesicherten Gebietes zu suchen? Der Waffenstillstand wurde danach aufgelöst!"

"Keine Ahnung!"

, sagte ich karg und wich ihrem Blick aus.

"Das hättest du nicht tun sollen! Und du hättest auch nicht gegen Grievous kämpfen dürfen!"

Jana war wütend, das fühlte ich. Sie war enttäuscht. Meisterin Ti dagegen war einfach nur froh, dass ich überlebt hatte. Trotzdem lag in ihrer Stimme Bitterkeit, als sie das Thema ansprach, das ich fast schon vergessen hatte:

"Das Gift in dem Fluss ist nach einigen Minuten an der Luft klebrig-fest geworden. Um dich zu behandeln, mussten dich die Ärzte ausziehen und an deinen Armen....warum hast du das getan?"

Jetzt klang auch sie enttäuscht.
Ich schürzte meine Lippen. Es lag nicht in meiner Absicht, irgendjemandem davon zu erzählen. Ich schämte mich nur dafür, dass ich so etwas getan hatte. Ein mieses Gefühl!

"Jodia, wir haben das mit Meister Yoda besprochen und wir glauben, dass eine Person zum Reden das Beste ist. Wir haben lange genug versucht, dass du ohne Stütze meditieren kannst, das hat nicht funktioniert, und jetzt ist das auch noch passiert. Sicher hast du schon von Shonekah Caduvria gehört un...."

"Ihr wollt mir eine scheiß Psychologin auf dem Hals jagen?"

, unterbrach ich Shaak Ti. Den Namen hatte ich tatsächlich schon gehört. Sie war eine studierte Senatorin und Therapeutin, die im Senat saß und auffällig viel Kontakt zu meist jungen Jedi hatte, die immer wieder zu ihr ins Büro kamen. Dass es aber wirklich eine Therapeutin für Jedi gab, hatte ich für wilde Gerüchte gehalten.

"Ich nehme mal an, dass ich keine andere Wahl habe?"

"Ja, als du im künstlichen Koma lagst, hat sich dein Körper weitgehend erholt. Du wirst morgen Mittag entlassen werden, danach gehst du bitte zu ihr. Falls es dich interessiert, hier ist eine Liste deiner Wunden und ein Bericht über das spätere Geschehen im Lager."

Jana legte ein Datapad auf meinen Nachttisch und verließ ohne ein weiters Wort mit Shaak den Raum.

Ich griff den Metallblock und überflog die Oberfläche. Es hatte eine Schlacht gegeben, kurz nachdem man mich im Lager entdeckt hatte. Die Fläche des Lagers musste noch einmal verringert werden, daher waren über die Hälfte der Parsel selbst gegen die Sith gezogen; und der Feind hatte sie abgeschlachtet. Jetzt war das Lager noch mal um ein Vielfaches kleiner. Eine Rettungsmission der Überlebenden war in Planung.

Ich öffnete den anderen Bericht.

Meine Haut musste speziell behandelt werden. Ich hatte viele Knochenbrücke, eine Lichtschwertwunde an der Tallie. Eine Protese war an meinem rechten Fuß angebracht worden, der tatsächlich ab war.

Ich schloss den Bericht. Ich war so verwundet gewesen, aber trotzdem hatte mich Grievous nicht getötet. Warum sollte er so etwas tun? Hatte er nicht sogar nach meiner Hand gegriffen, als ich in den Fluss viel? Was hatte das alles zu bedeuten?
Ich rieb meine Augen. Obwohl ich nicht mal eine Stunde wach war, hangen meine von der Anstrengung schlaffen Glieder schon müde nach unten und meine Schläfen pochten von dem vielen Licht im Zimmer.

Ihr habt es bald geschafft! Tränenkind nähert sich seinem Höhepunkt

1083 Wörter

Tränenkind (Star Wars ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt