Epilog

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"Wir haben uns hier versammelt, um das Ende eines Menschen zu würdigen, dessen Ende nicht gewürdigt worden ist, wie er es verdient hätte. Jodia Kalinem hatte kein leichtes Leben. Das hatte sie nie. Diese Frau hat in ihrem kurzen Leben mehr durchgemacht als ein anderer es in zehn getan hätte. Und trotzdem blieb sie standhaft. Deshalb ist sie für mich eine Heldin, egal, welche Sünden sie begangen hat."

Das kleine Publikum klatsche in respektvollem Ton, während die Rednerin das Mikrofon an Shaak Ti übergab.

"Ich kannte Jodia nur ein paar Jahre lang. Sie ist schon immer außergewöhnlich gewesen. Sie konnte Dinge, denen nicht einmal ich mächtig bin. Bis heute weiß ich nicht, woher. Jodia hatte viele Geheimnisse und viele Probleme mit ihren Gefühlen. Ich weiß nicht, ob sie jemals richtig glücklich war. Das tut mir leid, denn eigentlich war sie ein Kind, das viel zu früh zum Erwachsensein gezwungen war, und das einfach nur auf der Suche war nach Zuhause."

Ein Mann mit fast gänzlich grauem Haar stellte sich an Shaak Tis Position.

"Ich kannte meine Tochter nicht sehr gut. Eigentlich gar nicht. Ich war den ganzen Tag arbeiten und danach hat sie nicht mal das Sechzehntel Zeit bekommen, das ihr Zustand. Und dann war sie weg. Ich habe sie danach nur ein einziges weiteres Mal gesehen und das bereue ich."

Ein Mann, der fast allen im Publikum unbekannt war, machte sich für seine Rede bereit.

"Ich denke, ich habe einen Teil von Jodia kennengelernt, den sie nicht vielen offenbart hat. Sie ist ehrlich gewesen, hat immer gesagt, dass sie mir etwas nicht sagen kann oder will, anstatt es zu verstecken. So war es von Anfang an. Für unsere Treffen war sie kurz frei.
Ich wünschte, ich hätte immer so mit ihr sein können. Und wenn sie selbst nicht ganz glücklich gewesen ist, sie mich nie geliebt hat wie ich sie, Jodia hatte eine gute Zeit. Und ich hoffe, jetzt hat sie dieses Glück, das ich ihr nicht geben konnte. Sie verdient es."

Makuhn gab das Mikrofon an eine junge Frau.

"Ich wollte nur kurz sagen, dass auch ich um Jodia trauere. Sie wird mich wohl nie groß wahrgenommen haben, schließlich bin ich nur eine von vielen Krankenschwestern, aber sie war eine besondere Patientin. Sie kam oft mit Trainingsverletzungen, manchmal mit komplizierten Wunden von Missionen und Auseinandersetzungen. Jodia war immer nett, hilfsbereit und von Jahr zu Jahr trauriger. Ich weiß nicht, warum sie das mit ihrer Therapeutin gemacht hat, aber den Blick, den sie am Morgen dieses Tages hatte, werde ich niemals vergessen.
Danke"

Das Mikro ging zur letzten Rednerin über.

"Ich habe mich selbst in Jodia gefunden. Sie war, was ich gebraucht habe. Sie hat mich geleitet, hat die Rolle der Meisterin übernommen, obwohl sie kaputt war. Jodia hat versucht, etwas Gutes zu tun, denn sie wusste, wie viel Schlechtes sie getan hatte. Ich glaube, keiner von uns kennt wirklich alle Geheimnisse und Taten von Jodia. Wir wissen nicht, wieso sie einen derartigen Mord verübt hat. Keiner weiß, warum sie sich so viel Adrenalin initiiert hat, dass es ein Kammerflimmern ausgelöst hat. Ob es Zwang war, Wahnsinn, Irrtum, Selbstmord? Wo kamen ihre Albträume her? Die Narben? Die Antworten auf all das hat Jodia mit ins Grab genommenen. Eines aber sollt ihr wissen: Ihr wurde alles genommen, das lässt Menschen verzweifeln. Und eigentlich wollte sie nur glücklich sein. Das wollen wir alle."

Mit diesen Worten endete die kleine Trauerfeier und die Gruppe zerstreute sich. Nur Makuhn und Phiara blieben bei dem Namenlosen Grab stehen, in das die Asche der toten Verbrecher gebracht wurde, sofern sie keinem Orden angehörten oder eine große Summe zahlten. Und die Jedi hatten Jodia verbannt. Und die Familie hatte nicht genug Geld für solche Symbolik.

Phiara meinte:

"Könnten wir sie nicht einfach klauen? Du bist gesetzlos und ich werde diesen Planeten für immer verlassen. Was soll schon passieren?"

"Wo sollten wir die Asche denn hintun?"

"Ich glaube, ich weiß wo. Aber das 'mit wem' ist wohl wichtiger."

"Tu dir keinen Zwang an."

Dreiunddreißig Tage später stand Phiara, die Eiskönig Crystallize, vor dem großen Südmeer auf Parselin mit Wind im Rücken. Sie trug in ihrem Handen zwei Behälter.

"Jodia, ich hoffe, dass du glücklich bist, wo auch immer du jetzt sein magst. Und ich hoffe, dass du endlich deinen Frieden gefunden hast."

Mit diesen Worten warf Phiara die Asche von Jodia und Annie in den Wind und endlich waren sie für immer vereint, das Mädchen mit der Blumenkette und das mit dem rosa Kleid und den schwarzen Locken am Ort, wo alles begann.

Tränenkind (Star Wars ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt