XXV

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Es war alles, und doch war es nichts. Ich schwebte, wartete, bis nichts geschah. Es war wie ein Schleier, aber über meinem Geist. Mal war alles eins und mal war es klarer. Manchmal schien ich sogar schon fast wieder ich zu sein, da wurde mein Kopf wieder voll Nebel. Jegliches Zeitgefühl war verloren. Waren es ein paar Minuten oder doch ein paar Jahrzehnte? Nichts war deutlich. Ich konnte nur den Schleier sehen. Dann ging es bergauf. Erst langsam, dann immer schneller und schließlich kehrte die Zeit zurück. Aber nur die Zeit. Stunden war ich gefangen in Dunkelheit und Stille, vielleicht ein Tag. Endlich kam das Zeichen von Leben zurück in meine kleine Welt.
Erst war es wie ein leises Drönen, doch die Teile spalteten sich immer weiter und ich konnte das Piepsen von Monitoren hören. Drei Rhythmen, die immergleich schlugen, meine Herzen.

Bum, buum, bumm....

Es wurde immer besser. Ich war fähig, die Sprachen zu erkennen, die um mich herum gesprochen wurden, obgleich ich den Inhalt nicht verstand. Dann plötzlich war alles eine Stufe klarer, meine Gehirnfunktionen deutlicher, die Gespräche verständlicher, ich konnte meinen Körper arbeiten hören und der Hauch von Schmerz flog durch meine Adern. Es dauerte nicht lang, da konnte ich ihn ganz klar vernehmen. Meine Haut fühlte sich wund an, meine Lunge und der Rachen brannten. Am Fuß vernahm ich etwas Komisches, nahe dem Gefühl von kochendem Wasser auf der Haut.

Auch mein Gehör war wieder ganz da. Ich hörte Stimmen. Sie klangen alle gleich, waren aber ganz klar. Jemand erzählte etwas über einen kleinen Drachen und seinen Freund, ein Wesen, dessen Spezies niemand kannte. Ich erkannte es als Märchen wieder, das mir meine Schwester einmal erzählt hatte. Komisch, denn diese Erzählung war nur auf Parselin verbreitet. Vielleicht hatte sie sich durch den Blog meiner Mutter verbreitet. War der denn überhaupt außerhalb meines Heimatplaneten bekannt? Ich hatte es immer vermieden, ihn zu lesen und irgendetwas darüber zu hören.
Als ich aber versuchte, meine Augen zu öffnen, tat sich nichts. Langsam tastete ich nach der Macht. Erst fand ich nichts, doch dann entdeckte ich den Funken in mir wieder, voll von Staub. Langsam baute er sich auf, wurde zu einer immer größeren Flamme und schon breitete sich das altbekannte Feuer in mir aus.

Meine Lider schnellten urplötzlich hoch. Licht blendete mich. Als das leuchtende Weiß aus meinem Blickfeld verschwunden war, konnte ich meine Umwelt klar erkennen. Ein weißer Raum, links und rechts von mir merkwürdige Geräte und direkt vor mir eine blonde Krankenschwester, die gerade darauf konzentrier war, meine Brust mit einer Salbe einzureiben. Als sie damit fertig war und wieder alles eingepackt hatte, blieb ihr Blick an meinem Gesicht hängen.

"Sie ist wach!"

, informierte ihre zu hohe Stimme die anderen Personen im Raum.
Einige Personen begannen, um mich herum zu wuseln, jemand schloss meine Lider wieder, ein anderer brachte meinen Oberkörper in eine aufrechtere Position.

"Wir iniziieren dir gleich ein Mittel, das die Lähmung aufhebt. Bleib danach bitte ruhig und bewege dich nicht unnötig."

Urplötzlich stoppte die Betäubung meiner Glieder. Ich öffnete die Augen.

Das Herz rutschte mir in die Hose, als ich die Gestalten erkannte, die auf mein Aufwachen gewartet hatten.

Maria, Sapiona, Haria, Boga, Sestra, Jameiua, Cloeta, Shaqiqa, Adelfia, Euonya, Sorora, Kerista, Arreba, Rain, einige fremde Männer, eine Hand voll Kinder, mein Vater....und....Mutter. Sie war alt geworden. Ihre frührere Schönheit war dem Stress und der Trauer gewichen, den sie über all die Jahre ertragen haben musste. Geschätzt hatte ich meine Mutter nie, aber jetzt wirkte sie einfach nur erbärmlich und abstoßend, wo sie meine Familie um mein Krankenbett versammelt hatte, um mich um Verzeihung anzuflehen.

Ich wollte nicht, dass sie hier war.

Voller Verachten blickte ich die Frau am Fußende meines Bettes an. Alle hatten sie mich seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen und mir bereitete es einfach nur Vergnügen, sie jetzt, wo sie so nah an mir waren, nicht mal eines Blickes zu würdigen. Es dauerte gut fünf Minuten, da brach ich das Schweigen.

"Wie läuft dein Training?"

Mein Blick war durch die Menge auf das einsame Mädchen gerichtet, das sich im Hintergrund auf einen Stuhl nidergelassen hatte und nur verstohlen in meine Richtung sah. Verwundert antwortete Phiara:

"Ganz gut."

Ihre Stimme drang kaum zu meinen Ohren. Mir war nie aufgefallen, wie schüchtern sie sich gegenüber anderen Personen verhielt.

Darauf bedacht, niemanden auch nur mit dem Arsch zu beachten, der ein Kalinem war, begann ich, die Infusion in meinem rechten Arm zu mustern. Innerlich ging ich aber völlig ab. Wie waren sie hierher gekommen. Wir waren eindeutig im Krankenabteil des Jedi-Tempels, aber meine Familie war doch im Lager auf Parselin gewesen.

"Jodia?"

Ich schauderte bei dem Klag meines Namens aus dem Mund meiner Mutter. Sie wusste offensichtlich nicht, was sie sagen sollte.

Immer noch würdigte ich sie keinen Blickes.

"Ich wollte....du hast....damals....warum....Jedi....du warst plötzlich weg....ich hatte gar nichts getan, aber-"

"Warum bist du hier?"

Ich erinnere mich nicht, wann ich ihr zum letzten Mal in die Augen gesehen habe, aber jetzt tue ich es endlich. Vom Hass in meinem Blick schreckt sie zurück. All die aufgestaute Wut kommt mir wieder in den Sinn. Sie wagt es nicht, sich als unschuldig zu bezeichnen!

"Ich hatte dich nicht gebeten, zu kommen, also warum bist du hier? Es hatte schon einen Grund, warum ich damals abgehauen bin. Das war nicht nur aus Dummheit, aber woher solltest du auch wissen, warum ich gegangen sein könnte. Du hast mich ja nie beachtet, oder gewürdigt oder sonstwas! Also warum bist du hier? Willst du mir dieses Leben auch noch versauen? Reicht es dir nicht langsam? Verschwinde einfach aus meinem Leben, okay."

Meine Hand verbirgt eine Träne, die mir über die Wange rinnt und verschwindet.

"Aber Jod-"

"Hau ab!"

, schreie ich plötzlich sie an.

"Lass mich einfach in Ruhe! Ich will nichts von dir und deinen Lügen. Du hattest deine Chance und die ist ein für alle Mal weg! Du hast dich nie um mich gekümmert! Und dass du uns ja alle anders erziehst ist kein verdammtes Argument. Du hattest eine Verantwortung!
Und jetzt raus! Ihr alle!"

Ich saß aufrecht in meinem Bett und zeigte auf die alte Eisentür, die so garnicht zu dem modernen weißen Raum mit seinen großen Fenstern passte. Langsam bewegte sich die Menschentraube nach draußen, während ich meine Mutter, nein, die Frau, die mich geboren hatte, denn eine Mutter war sie gewiss nicht, wütend anfunkelte.

Als meine Familie weg war, drängte mich die blonde Krankenschwester wieder zurück in die Kissen. Mit einem 'komm' fordere ich Phiara, die anscheinend nicht wusste, ob sie gehen oder bleiben sollte, auf, zu mir zu kommen. Mir rauschte das Blut in den Ohren, doch jetzt, wo sie weg waren, beruhigte ich mich langsam.

Der Jüngling trat an mein Bett und sah mich etwas verängstigt an. Dass ich schrie, war auch wirklich untypisch für mich. Phiara fuhr sich durch die weißen Haare und kratze sich am Ohr. Wenn ich es genau betrachtete, hatte ich sie nie nach ihrer Herkunft oder Spezies gefragt.

"Wo kommst du eigentlich her? Deine Spezies muss von weit her stammen, ich habe noch nie jemanden wie dich gesehen."

Überrascht blickt sie mich mit ihren eisblauen Augen an, die in perfekter Harmonie mit der blauen Haut standen.

"Ich rede nicht gerne über die Vergangenheit. Du offensichtlich auch nicht."

"Das interessiert mich jetzt. Meinetwegen erzähle ich dir auch etwas aus meiner. Nur, wo kommst du her?"

Ich sah die hungrige Neugier in Phiaras Blick. So wie sie, hatte ich auch nie wirklich etwas über meine Vergangenheit preisgegeben. Zöglich begann sie zu nicken.

Boom, neues Kapitel

Hat "etwas" gedauert, aber zu meiner Verteidigung: Ich habe drei Fremdsprachen.

Drama in coming

απασπαζομαι

1247 Wörter

Tränenkind (Star Wars ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt