Kapitel 59

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Jacks Pov

2 Wochen später

Körperlich ging es Berg auf, zumindest bei mir. Ich könnte theoretisch wieder laufen, dir Rippen machten in dieser Hinsicht kein Problem. Mein Fuß war eingegipst und die Gehirnerschütterung vollständig weg.

Bei mir soweit also alles gut. Naja den Umständen entsprechend eben.

Das viel größere Problem war mein Kopf. Zumindest meine Gedanken.
Ich machte mich wahnsinnig viele Vorwürfe und Sorgen.
Lillians Wunden hatten sich entzündet, sie lang immer noch im Koma und hätte dazu auch noch starkes Fieber bekommen.

Markus war vor ein paar Tagen hier gewesen und hatte alle weiteren Vorgehensweise der Presse gegenüber mit meinen Eltern, Lillians Eltern und mir abgesprochen.

Die Jungs, sprich Tayo und co. hatten mich ebenfalls besucht und Lucie bei der Gelegenheit auch mitgebracht.
Mehr besucht als diese paar wahren uns gar nicht erlaubt worden, was ich aber gut fand. Ich war jeden Abend fertig mit den Nerven, selbst an Tagen ohne Besuch.

Ich fühlte mich einfach nur noch leer, als wäre ich hohl. Gefühle und Tränen verdrängte ich Tagsüber, nur Nachts wenn ich allein wahr weinte ich. Und dabei kam es nicht selten vor, das ich mich in den Schlaf weinte. Alle wahren bedrückt und traurig, und das obwohl Lillian ja sogar noch lebte.

Ich hatte noch einmal zu ihr gedurft. 'Aber nur schauen! Nichts anfassen!', hatte der Arzt zu mir gesagt und ohne es zu wollen hab ich mich dabei wie ein kleines Kind gefühlt.

Ich zerbrach Täglich Stück für Stück mehr, und ich hoffte Lillian bald wieder zu sehen. Wach. Aus dem Koma erwacht. Lachend. Und tanzend. Und singend. Oder am allerbesten, sie einfach zu Küssen.

3 Wochen später

Der Unfallablauf war inzwischen klar. Drei Autos vor uns , war ein Auto ins Schleudern geraten, der Grund dafür, war weiterhin unbekannt. Die Person in diesem Auto starb. Die anderen Autos wurden zum Teil nur Gestreift, zum Teil aber auch stark beschädigt. Fakt ist allerdings, das wir neben dem ins Schleudern gekommen Auto das beschädigste waren.
Außer dem Fahrer des Wagens leben alle noch.

Noch.

Einige lagen ebenfalls im Krankenhaus.

Der wichtigste Faktor des Unfalls, zumindest für mich war ein ganz entscheidender.

Lillian hatte mir das Leben gerettet und damit ihres aufs Spiel gesetzt.
Hätte sie nämlich das Steuer nicht rumgerissen, wäre das Auto voll in mich rein geknallt.

Meine Vorwürfe mir gegenüber waren noch stärker geworden.

Ich würde nicht verkraften, wenn sie Sterben müsste, damit ich Leben kann.

Ich hatte mich komplett von allen Abgeschirmt.
Ich ließ mein Leben einfach an mir vorbeiziehen.
Was machte das alles auch für einen Sinn?
Ich aß, ohne zu schmecken, ich trank ohne meinen Durst zu stillen, ich schlief ohne mich zu erholen.
Ich redete ohne zu wissen was. Ich hörte Worte, ohne das sie bis in meinen Kopf durchkamen.

Das hört sich alles sehr heftig an, aber so war es.
Kurzgefasst, ich Lebte ohne zu Leben.

Den Großteil meiner Zeit befand ich mich an Lillians Bett.
Stundenlang saß ich einfach nur da und schaute sie an.
Ich fuhr mit meinen Augen ihre Gesichtszüge nach. Ihre feine Nase, die geschlossene, mandelförmigen Augen, die immer noch leicht bräünliche Haut, und trotz dessen sah sie blass aus.  Und trotzdem wunderschön.

Das Fieber war wieder verschwunden und auch die Wunde am Bauch verheilte nach und nach.
Es schien sich alles zum guten hinzuwenden.

5 Mai (6 Wochen später)

Ich würde den 24 März wohl nie wieder vergessen. Inzwischen ging ich wieder in die Schule.
Am Anfang hielt ich es nie lange auf. Die ganzen Gesichter voller Mitgefühl, voller Neugierde und Enttäuschung als ich sie ignorierte. Es hatte mich zur Weißglut gebracht.

Die Mittage verbrachte ich bei Lillian. Ich machte dort meine Hausaufgaben, erledigte sie still.
Versuchte mich nicht von dem gleichmäßigen Atmen, aus dem Bett neben mir durcheinanderbringen.
Es so gut es ging zu ignorieren. Aber trotzdem alle paar Minuten zu ihr zuschauen, ob sich nicht doch ein Lächeln in ihr Gesicht schlich, sie aufsprang, mich umarmte, mich küsste.
Ich hatte immernoch Hoffnung.
Die Hoffnung, sie irgendwann wieder in meine Arme schließen zu können.

10 Mai

Es vergingen Tage für Tage ohne irgendwelche Ereignisse.

30 Mai

Lillian war gesund. Im Koma, aber gesund.
Die gebrochenen Knochen hatten sich mit Knorbeln wieder verbunden und auch die Inneren Verletzungen waren komplett verheilt. Jetzt müsste sie nur noch aufwachen. Die Augen aufschlagen und wieder Lachen.

Die einzige Person, mit der ich Zeit erbrachte, war Lucie.
Sie saß wie ich Stundenlang bei Lillian und schaute sie an.
Auch sie machte sich Vorwürfe.

Lucies Pov

Hätte ich doch nicht... Ich bin schuld, dass... Mir tut das... Lillian wird...
So oder so ähnlich fing fast alles an, was an Sätzen in meinem Kopf umherflog. Ich machte mir Vorwürfe. Nachts im Bett, im Bus, in der Schule, in der Pause, überall.
Und ich vermisste meine Lillian so unglaublich.
Ich wusste natürlich, dass es Jack noch schlechter ging wie mir, er hatte mir das zwar nicht gesagt, aber ich wusste es einfach. Wir redeten nicht miteinander, oder zumindest kaum. Wir murmelten ein bedrücktes 'Hallo', wenn wir ihr Zimmer betraten und ein 'Tschau', sobald wir es wieder verließen.

Ich wünschte mir immer mehr, ich hätte sie nicht eingeladen, sie hatte alles! Sie und Jack hatten endlich geschafft zusammen zu finden, was ja unter uns gesagt, auch länger gedauert hatte, als erwartet, sie hatte mich, ihre Familie, war sogar berühmt und sang wieder. Und jetzt war alles wieder weg. Einfach weil sie nicht mehr da war.

Sie lag einfach da, ohne jegliche Geräte, als würde sie schlafen und gleich aufwachen. Blass und schön, wie Schneewittchen, mit dunklen Haaren und blasser haut.

A different Star in the SkyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt