Sichere Distanz

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Schweigend brachte ich Jongup zum Klassenzimmer.
Besser gesagt lief ich voraus und er folgte mir mit einem guten Meter Abstand durch die Schülermengen, die sich noch auf dem Gang tummelten.
Immer noch konnte ich nicht glauben, dass der Typ, in den ich schon so lange verliebt war, jetzt in meine Klasse ging...
...immerhin würde ich ihn nun noch mehr sehen!
Nur sollte ich das gut oder schlecht finden...?

Ohne zu sehen was er machte lief ich im Klassenzimmer zielstrebig auf meinen Platz zu, an dem Daehyun schon auf mich wartete.
„Hey!" begrüßte mich dieser und zog mich in eine schnelle Umarmung, bevor ich meine Schultasche auf den Boden stellen durfte und mich auf meinen Stuhl fallen ließ.
„Hi..."
Mein Blick wanderte nach vorne, wo ich Jongup mit unserem Lehrer reden sah.
Er war jetzt echt in unserer Klasse...

Jongup:
Nicht wirklich begeistert folgte ich Himchan.
Natürlich war es aufregend in eine neue Klasse zu kommen, doch ich hatte nicht wirklich Lust, all die Sachen, die mich schon beim ersten Mal lernen nicht interessiert hatten, in diesem Jahr nochmal durchkauen zu müssen...immerhin konnte ich ja eigentlich alles.
Und das hätte sich auch in meinen Noten gespiegelt, wenn ich nicht kurz vor Ende jeder Arbeit mein Blatt mit dem von Yongguk getauscht hätte, der seinen Namen auf meins oben hinschrieb...
Ja, deshalb musste ich wiederholen.
Weil ich, ein ehemaliger Musterschüler, mich in einen Typen verliebt hatte, den meine Eltern sicher als schlechten Einfluss bezeichnet hätten.
Tja...nur das es meine Eltern einen Scheißdreck interessierte, was ich machte...oder wie es mir ging.
Sie waren auch der Grund, warum ich jetzt bei Yongguk in der Villa wohnte, denn auch wenn der mich manchmal genauso dreckig behandelte, nahm er, im Gegensatz zu meinem Vater und meiner Mutter, weder Drogen noch trank er.
Ja, Yongguk konnte zwar ein gefühlsloser, grober Rowdy sein, aber er passte auf seinen Körper auf...für mich, wie er mir gesagt hatte.
Mein Freund hatte schon öfters erwähnt, dass er den Rest seines Lebens mit mir verbringen wollte...
...ich wusste nur nicht warum, denn das er gesagt hatte, dass er mich liebte, schien schon Ewigkeiten her zu sein.

~

Müde sperrte ich die Tür zu Yongguks Villa auf.
Normalerweise kamen wir, weil er mich vom Klassenzimmer abholte, zusammen nach Hause, doch heute hatte er länger Unterricht, sodass ich zum ersten Mal von meinem eigenen Schlüssel Gebrauch machen musste.
Es war schon ein komisches Gefühl die Villa zu betreten, wenn nur das Hausmädchen da war...
„Moon!" rief die Bedienstete namens Jisoo da auch schon freudig und lief auf mich zu.
„Hallo..." meinte ich ihr Gegenüber immer noch ein wenig schüchtern und sie zog mich schnell in den Arm.
„Ist denn Mr. Bang noch nicht da?" fragte sie mich dann und sah an mir vorbei.
Ich schüttelte den Kopf.
„Der kommt erst später..."
Jisoo zuckte mit den Schultern, bot dann aber an:
„Du bist doch sicher hungrig, soll ich dir was zu essen machen?"
Ein dankbares Lächeln wollte sich auf mein Gesicht legen, doch schließlich lehnte ich ab.
Yongguk hatte mir mal äußert klargemacht, dass ich mit essen immer auf ihn zu warten hatte...
„Dann sag einfach, wenn du was brauchst, okay?" strahlte sie mich an, ich bedankte mich und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
Es war im Obergeschoss und am Ende des Flurs, sodass ich erstmal ein paar Meter gehen musste, bevor ich mich schließlich auf mein Bett schmeißen konnte.
Irgendwie hatte mich dieser Tag voll fertiggemacht – obwohl ja eigentlich nicht viel passiert war...
Gut, ich war in einer neuen Klasse...aber sonst....?

Ich weiß nicht, wie lange ich schon dalag und einfach nur vor mich hinstarrte, als ich unten leise die Haustür zuschlagen hörte.
Endlich!
Ohne zu zögern setzte ich mich auf...mein Freund mochte es nicht, wenn man ihn warten ließ.
Dann trabte ich mir knurrendem Magen in den großen Wohnbereich, wo ich ihn schon auf dem Sofa sitzend vorfand.
Und als ich so im Türrahmen stand und meinen Blick über ihn gleiten ließ, war mir schon klar, dass er schlechte Laune hatte.
Man sah er an seiner Körperhaltung, wie er sich provozierend breitgemacht hatte und wie er jetzt den Kopf in den Nacken legte und genervt die Augen schloss.
Jetzt war ich schon lange mit ihm zusammen und wusste immer noch nicht, was ich in solchen Situationen machen sollte...
...das einzige, was mir klar war, war, dass ich jetzt Vorsicht walten lassen musste, wenn ich nicht alles abkriegen wollte...
Ich entschloss, erstmal zu ihm zu gehen.
Nur sollte ich ihn ansprechen oder nicht...?
Zögerlich verlangsamte ich meine Schritte und Yongguk öffnete die Augen und sah zu mir.
„Sei nicht so laut..." murrte er dann und ich sah hinab auf meine Hände.
Was sollte ich jetzt machen...?
„Bringst du mir was zu trinken?" wollte der Andere wissen und warf mir nur noch kurz einen Blick zu.
„Klar..." murmelte ich und verschwand in der Küche.
Dort atmete ich erstmal tief durch.
Diese Phase würde auch wieder vorbeigehen...
Dann holte ich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und brachte sie meinem Freund mit einem Glas – von ihm kam kein Kommentar.
Zögerlich ließ ich mich neben ihn fallen und wartete, dass er beginnen würde, zu reden.
Normalerweise fing er immer irgendwann an, sich zu beschweren...
...doch nicht heute.
Nein, er schnappte sich wortlos die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.
Unsicher sah ich ihn von der Seite an – irgendwie war er mir unheimlich, wenn er so emotionslos rüberkam...
In der Hoffnung es würde die Situation und auch ihn auflockern, rutschte ich nah zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Schulter während ich mich an ihn schmiegte.
Manchmal legte er dann seinen Arm um mich...
Doch auch hier blieb er kalt, er starrte einfach nur stur auf den Bildschirm.
Enttäuscht vergrub ich mein Gesicht an seinem Hals.
Warum war ich ihm so egal?
Wann hatte unserer Beziehung begonnen, in die Brüche zu gehen...?
Ich zog meine Beine zu mir und rollte mich neben ihm zusammen.
Es konnte nicht sein, dass ich ihn verlor...
...ich war doch auf ihn angewiesen!
Und das nicht nur, was seine Liebe anging...
...mein ganzes weiteres Fortleben hing gerade in seinen Händen.
Wen hatte ich denn außer ihm...?

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt