Schicksalhafte Begegnung

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Gelangweilt saß ich auf der Bank in der Umkleide und wartete auf Daehyun.
Wie immer waren wir die letzten.
Es war mir einfach unbegreiflich, wie man so lange brauchen konnte, um sich umzuziehen und etwas frisch zu machen...
...und meine Mutter meinte schon, dass ICH langsam bei sowas war...
"Beeil dich mal! Ich will nicht zu spät kommen, sonst schauen uns wieder alle an!" rief ich schließlich und warf einen Blick auf meine Uhr.
Mal wieder würde es knapp werden.
"Jaja, ich bin ja schon da!" maulte mein Kumpel und schnappte sich seine Tasche.
Wie immer saßen seine Haare perfekt und auch sonst konnte er sich makellos zeigen.
Ohne einen Kommentar folgte ich ihm zum Hauptgebäude und wir stiegen eine Treppe in den ersten Stock hoch.
"Hey!" flüsterte mein Kumpel plötzlich und stieß mir den Ellenbogen in die Seite, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Ist das nicht Jongup? Seit wann ist der so spät dran wie wir?"
Ich folgte mit dem Blick seinem ausgestreckten Finger und tatsächlich sah ich gerade noch, wie mein Schwarm um eine Ecke bog und in Richtung Klassenzimmer verschwand.
Wie automatisch beschleunigte ich meine Schritte und als wir selbst ein paar Sekunden später den Flur betraten, hatten wir Jongup wieder im Sichtfeld, der in diesem Moment die Tür zum Klassenzimmer erreichte.
Ich sah ihn sich durch die Haare fahren, dann hatte er den Raum betreten.
Daehyun und ich taten ihm nur einen Augenblick letzteres nach und huschten gerade noch rechtzeitig vor Unterrichtbeginn auf unsere Plätze.

Ich hatte keine Ahnung, was an diesem Tag los war, aber an jeder Ecke schien ich plötzlich Jongup zu begegnen.
Ob es in der Cafeteria, mit Yongguk auf dem Pausenhof oder auf dem Flur war, es schien, als könnten wir uns einfach nicht aus dem Weg gehen.
Fast als würden wir einander stalken...
Obwohl das bei mir ja teilsweise gar nicht so weit her geholt war.
Naja, jedenfalls wollte es das Schicksal wohl so, denn als ich heute nach der Schule noch einmal einkaufen ging, begegnete ich ihm erneut.
Nur, dass diesmal alles anders war...

Jongup:
Tief zog ich mir die Kapuze meines Hoodies ins Gesicht, um meine Tränen zu verbergen.
Er hatte es schon wieder getan.
Yongguk...er hatte mich geschlagen.
Nichts ahnend hatte ich mich nach dem Unterricht mit ihm getroffen, um nach Hause zu fahren, doch alles war anders gelaufen.
Er war wütend gewesen.
So wütend...und ich wusste nicht warum.
Er hatte mich einfach ins Auto geschubst und zuhause war er bei meiner Frage, ob ich die Köchin um Essen für uns bitten sollte, ausgerastet.
Ich hatte nicht verstanden, was los war.
Doch auf meine Frage diesbezüglich hatte er noch negativer reagiert...
"Wie hat es jemand so Begriffsstutziges auf so eine Schule geschafft?! Checkst du immer noch nicht, was hier abgeht?! Muss ich dir echt immer alles von vorne bis hinten erklären?!"
Ich schluckte beim Gedanken an seine folgenden Worte.
Er hatte mir all das vorgehalten, was ich immer gefürchtet hatte, zu hören...
Es war, als hätten sich seine langen Finger um mein Herz geleget und es grob und langsam aus meiner Brust gerissen.
"Ich liebe dich nicht! Du bedeutest mir gar nichts! Weder vermisse ich dich, wie ich es immer behaupte, noch würde ich mehr Zeit als nötig mit dir verbringen! Ich hab das alles nur für das Image meiner Familie und meinen Spaß getan...aber jetzt reicht es mir! Ich kann dein Gejammer einfach nicht mehr ertragen!"
Seine Worte trafen mich wie Peitschenhiebe, die wieder und wieder auf mich niederprasselten.
Und als mir dann die Tränen gekommen waren, hatte er angefangen...
...er hatte wieder angefangen, mich zu verprügeln.
"Hast du mir nicht zugehört? Ich hasse es, wenn du heulst! Du nervst einfach nur!"
Dann hatte er die Haustür aufgemacht und mich wortwörtlich rausgeschmissen...
Und so war es gekommen, dass ich jetzt erbärmlich weinend durch die Straßen lief und nicht wusste, was ich tun sollte.
Yongguk hatte mich aus seinem Leben verbannt...
...also gab es keinen Ort mehr, an den ich konnte.
Man hatte mir die einzige Stütze genommen, die ich hatte...
Ich merkte, wie mir erneute Tränen die Sicht nahmen.
Mein ganzer Körper schmerzte und ich wäre am liebsten einfach tot umgekippt.
Sollte ich doch als Niemand irgendwo verrotten...
In der Hoffnung, dass es helfen würde, meine Sicht zu klären, wischte ich mir mit einem Ärmel über die Augen.
Mit dem Ärmel eines Hoodies, den Yongguk bezahlt hatte...
Er hatte mir das Kleidungsstück nachgeworfen, als wäre ich irgendein Bedürftiger...
Verdammt, wieso kam ich mit meinen Gedanken nicht weg von ihm?
Mit gesenktem Kopf lief ich um eine Ecke.
Erstmal musste ich weg von den gammligen Gassen, die mich drückend und kalt zu Boden zwingen wollten...
Doch weit kam ich nicht, denn urplötzlich kreuzte jemand meinen Weg und wir prallten voll ineinander.

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt