Meine Vergangenheit

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*„Du fühlst nichts, wenn du ihn anschaust? Er ist dir egal?" forderte Yongguk weiter zu wissen und stieß Jongup dann so von sich, dass der Jüngere gegen die Spinde stieß.
Ich konnte nicht verhindern, dass ich nach Luft schnappte und die Wut in mir aufkam.
Wut gepaart mit Sorge um meinen Schwarm, den der Stoß wohl mehr getroffen hatte, als ich gedacht hätte:
Er war nämlich gegen die Spindwand gesunken und wirkte blasser als sonst, als er sich langsam zu Boden gleiten ließ.
Unbewusst machte ich einen Schritt nach vorne.
Noch nie war das Verlangen, jemanden in meine Arme zu schließen, größer gewesen...*

Ich weiß nicht, warum es grad dieses Ereignis war, an das ich denken musste.
Vielleicht lag es an der Tatsache, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt nichts lieber gewollt hatte, als ihn umarmend zu trösten und ich es nun – eine Ewigkeit später - wirklich tun konnte...
Beruhigend fuhr ich also immer wieder über den Rücken des Jüngeren und ließ es zu, dass er sich mit seinen Fingern in meinen Pullover krallte.
Schließlich hatte ich mir ja auch geschworen, immer für ihn da zu sein...

Nach ein paar Minuten löste sich Jongup wieder von mir.
Den Kopf gesenkt und sich mit dem linken Ärmel über die Augen wischend.
Noch immer ruhten meine Hände auf seinen Schultern und er wehrte sich nicht, als ich ihn sanft zu dem Sofa schob, dass hinten in dem Baucontainer stand.
Dort angekommen setzte ich mich darauf und zog den Anderen kurzerhand seitlich auf meinen Schoß.
Sofort ließ er sich gegen mich fallen, sodass ich meine Arme wieder locker um ihn legen konnte.
„Willst du darüber reden?" fragte ich schließlich leise, was ihm ein kaum hörbares Schluchzen entlockte.
Ich sah ihm an, dass ihm das alles hier mehr als peinlich war...
...nur irgendwie hielt ich es nicht für schlau, jetzt zu versuchen, mit irgendwelchen Sprüchen die Stimmung aufzulockern.
Stumm saß ich also da und beschloss, ihm die Zeit zu lassen, die er brauchte.
Wenn er meinte, dass er mir etwas erzählen wollte, würde ich zuhören, wenn nicht, dann würde ich es eben auch akzeptieren...

Jongup:
Total fertig mit den Nerven hatte ich mich auf Himchans Schoß zusammengerollt.
Auch wenn er jetzt schon so oft für mich dagewesen war, hatte ich immer noch ein seltsames Gefühl dabei, ihn so voll zu heulen.
Nicht das es mich störte, dem Anderen so nah zu sein – nein, eher im Gegenteil, bei ihm fühlte ich mich immer irgendwie beschützt.
Es war nur so...armselig.
Schließlich war ICH ja eigentlich SEIN Hyung...
Ich vergrub mein Gesicht tiefer an Himchans Schulter, merkte aber, wie mein Herzschlag sich allmählich wieder verlangsamte.
Im Nachhinein war es mir irgendwie peinlich, vor ihm geweint zu haben...
Es war mir nur einfach alles zu viel geworden.
Die Tatsache, dass ich nach so langer Zeit wieder hier und alles noch so unberührt war, als wäre ich gestern erst hier eingezogen, weil Yongguk mich vor die Tür gesetzt hatte...
Tief atmete ich durch.
Es bedeutete auch viel für mich, Himchan diesen Ort überhaupt gezeigt zu haben...
Fast kam es mir vor, als hätte diese Aktion mich noch mehr mit ihm zusammengeschweißt.
Für viele mag es nichts Besonderes sein...aber für mich war es ein weiterer Schritt auf ihn zu.
Ein Schritt, mit dem ich im zeigte, wie sehr ich ihm mittlerweile vertraute...
...mehr, als ich es bei Yongguk je geschafft hätte.

Ein letztes Mal schniefend rappelte ich mich in Chanies Armen auf.
Mit treuem Hundeblick sah er mich an, was mich irgendwie auch wieder zum Lächeln brachte.
„Geht's wieder?" fragte er behutsam und ich nickte schnell, mir noch einmal mit dem Ärmel über die Augen wischend.
„Sorry..." murmelte ich, doch Himchan winkte ab.
„Entschuldige dich doch nicht für sowas."
Schüchtern wich ich seinem Blick aus.
Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie schlimm ich grad wohl aussah...
Ein paar Sekunden vergingen, in denen niemand ein Wort sprach.
Dann regte ich mich etwas und stand – sobald Himchans Arme um meine Hüfte verschwunden war – langsam auf.
Der Andere erhob sich ebenfalls.
„Magst du was trinken?" nuschelte ich schließlich und der andere bejahte, wenn auch mit erstauntem Blick.
Zielstrebig lief ich also zu dem einen Schrank unter der alten Spüle und zog ein 6er Pack Wasserflaschen heraus.
Es war wirklich alles noch so, wie ich es verlassen hatte...
„Ist Wasser okay?" fragte ich und der Andere nickte mit einem Grinsen.
So holte ich also auch noch zwei Gläser und wir hocken uns an den Campingtisch.
„Wie lang warst du eigentlich hier?" wollte mein Gegenüber irgendwann wissen und ich überlegte nicht lang ehe ich antwortete.
„Bis auf hin und wieder die paar Tage an denen ich bei Youngjae geschlafen hab, halt die Zeit zwischen meinem Auszug bei Yongguk und meinem Einzug bei euch."
Himchan nickte stumm und ich sah ihm an, dass er nachdachte.
Tatsächlich fragte er nur ein paar Sekunden und einen Schluck Wasser später:
„Wie...wie war das eigentlich mit deinem 'Auszug' bei den Bangs?"
Mein Blick wanderte in mein Glas und ich starrte einen Moment auf die klare Flüssigkeit.
„Also du musst das nicht erzählen, ich dachte nur..." Himchan brachte den Satz nicht zu Ende.
„Eigentlich hat er mich einfach rausgeworfen." meinte ich schließlich.
Ich sah auf und in das Gesicht des Anderen.
IHM konnte ich ja wohl wirklich alles anvertrauen.
„Wir haben uns gestritten, er hat angefangen mich anzuschreien..."
Ich merkte, wie meine Unterlippe wieder zu zittern begann, jedoch stoppte ich nicht.
„...und zu schlagen und dann hat er mich vor die Tür gesetzt mit den Worten, dass er mich nie geliebt hätte..."
Der Blick meines Gegenübers wandelte sich in einen Geschockten.
„Und dann?" fragte er und mit einem so falsch wirkenden Lächeln antwortete ich:
„Dann bin ich weggelaufen und bin auf einen Klassenkameraden getroffen, der mich mit zu sich genommen hat..."
Himchan sah mich mit großen Augen an.
Ich sah ihm an, dass ihm gerade einige Lichter aufgingen.
„Deshalb hast du damals behauptet, in einem unbekannten Teil der Stadt zu wohnen! Du wusstest selber noch nicht, wohin du konntest!"
Ich nickte.
„Und daher kamen deine Verletzungen..." murmelte er.
Wieder ein Nicken von meiner Seite.
Gedankenverloren starrte mein Gegenüber auf die alte Tischplatte.
„Hä, aber wenn er so scheiße zu dir war, warum warst du dann nochmal bei ihm?"
Mit gerunzelter Stirn sah Himchan wieder zu mir auf.
Ich schluckte.
„Er hatte mir geschrieben, dass ich Sachen bei ihm vergessen habe, die ich abholen soll."
„Und das hast du ihm geglaubt?"
Hilflos zuckte ich mit den Schultern.
„Kann sein, dass ich gehofft habe, dass doch irgendein Teil von ihm mir nichts antun will."
„Das klingt voll sad, wenn du das so sagst..." murmelte mein Gegenüber und ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Züge.
Dann jedoch atmete ich tief durch und straffte meine Gestalt.
„Ist jetzt doch auch egal, das habe ich hinter mir gelassen..."
Auch Himchan setzte sich wieder gerade hin und meinte dann mit aufmunterndem Blick und blitzenden Augen.
„Was machen wir denn jetzt?"
Ich zuckte grinsend mit den Schultern.
Es war schon erstaunlich, wie schnell sich meine Gefühlslagen änderten, wenn ich mit meinem Klassenkameraden unterwegs war.
Er brauchte mich nur so unternehmungslustig mit seinen dunklen Augen ansehen, da fühlte ich mich schon besser und konnte selbst meine Sorgen mit Humor sehen.
So wie eben jetzt.
„Also wir könnten doch wieder zu dir nach Hause gehen um zu schauen, ob die Luft da rein ist...wenn ja, bleiben wir dort, wenn nicht, dann können wir wenigstens versuchen, dass deine Schwester uns ein paar unserer Sachen rausschmuggeln kann."
Mein Gegenüber dachte einen Moment nach, dann nickte er bekräftigend.
„Find ich gut."
Und so kam es, dass wir uns wieder auf den Weg machten – was mich auch erleichterte, denn wie ich gemerkt hatte, wollte ich den Baucontainer einfach nie wieder sehen.


***


Btw...Jongups Blond ist ja mittlerweile rausgewachsen, also sieht er wieder so aus:

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B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt