Ein normaler Schultag?

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Ich schlief unruhig in dieser Nacht.
Zu viele Dinge gingen mir im Kopf herum...
...Dinge, die Jongup betrafen.
Es ließ mir einfach keine Ruhe.
Was, wenn er wirklich öfters von Yongguk geschlagen wurde?
Dann müsste ihn ja jemand da rausholen...
...schließlich verdiente kein Mensch so eine Beziehung.
Ich wälzte mich herum in der Hoffnung, endlich eine Position zu finden, die es mir erlaubte, einzuschlafen.
Mein Blick fiel auf die rot leuchtenden Zahlen an meinem digitalen Wecker.
03:07
Ich seufzte.
Nicht mal mehr drei Stunden hatte ich zu schlafen...
Frustriert vergrub ich den Kopf in meinem Kissen.
Was hatte ich auch dem Universum getan, dass ich mich wegen solchen Sachen sorgen musste?

~


„Mann siehst du scheiße aus!" begrüßte mich Daehyun lachend im Klassenzimmer und zerquetschte mich beinahe in seiner Umarmung.
Murrend löste ich mich von ihm.
Warum musste er immer so kuschelfreudig werden, wenn er gut drauf war?
„Auch schön, dich zu sehen..." grummelte ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
Ausnahmsweise war unser Lehrer noch nicht im Klassenzimmer und so legte ich meinen Kopf müde auf die Tischplatte vor mir.
Schon bei 8 Stunden Schlaf fiel es mir schwer, wach zu werden und so fühlte ich mich mit meinen zwei Stunden echt extrem tot...
Daehyun neben mir strahlte mich an.
Doch auch wenn er in so einem Zustand meistens ziemlich anstrengend war, schlich sich ein kaum sichtbares Lächeln auf meine Züge.
Schön, wenn wenigstens er glücklich war...und das trotz seiner Misere mit Youngjae...
„Träumen können Sie in der Nacht, Kim!" hörte ich plötzlich eine laute, mahnende Stimme und schrak auf.
Und siehe da, vorne stand der Lehrer, den ich von allen am meisten hasste...
Schuldbewusst senkte ich den Kopf, obwohl alles in mir nach Randale schrie.
„Entschuldigen Sie, kommt nicht wieder vor."
Der Erwachsene sah mich nur missmutig an und meinte dann an die Klasse gewandt:
„Mr. Choi fällt aufgrund privater Angelegenheiten erstmal aus, also werde ich heute, in seinen Fächern, Ihren Unterricht führen."
Kurz ließ er seinen Blick über die Schüler gleiten.
„Nehmen Sie jetzt bitte Ihre Unterlagen für Mathematik heraus."
Ich seufzte niedergeschlagen, doch nur so laut, dass Daehyun der einzige war, der es hörte.
Der Tag hatte ja schon echt toll angefangen...

Jongup:
Yongguk war nicht mehr gekommen.
Er hatte gestern wieder irgendwo anders geschlafen...und mich alleine gelassen.
Eigentlich sollte ich mich wohl daran gewöhnen, dass er jetzt immer so kalt und herzlos war, doch...
...es tat einfach so weh.
Es tat weh, dass er mich, abgesehen von Youngjae und Zelo, vor jedem so behandelte, als wäre ich einfach nur sein Schoßhündchen...und seine männliche Schlampe...

~

Schon als unser Ersatzlehrer das Klassenzimmer betrat, war mir klar, dass ich ihn nicht mögen würde:
Die schwarzen Haare streng mit viel Gel an den Kopf geklebt und auch sonst ein total schmieriges Aussehen.
Und als er dann auch noch den Mund aufmachte und uns mit monotoner Stimme einen Vortrag hielt, stand mein Entschluss fest:
Bei diesem Lehrer würde ich gar nicht erst versuchen, mich einzuschleimen...
Ich saß also gelangweilt da und sah mehr aus dem Fenster als zum Lehrer.
Was konnte ich denn dafür, wenn es spannender war, Fußgänger zu beobachten?
„...Moon ist doch sicher der gleichen Meinung, oder etwa nicht?"
Ich schrak aus meinen Gedanken, als mein Name fiel.
Mein Blick huschte zu der Tafel.
Wann hatte er das alles bitte geschrieben?
„Könnten Sie Ihre Frage nochmal wiederholen?" bat ich schließlich und mit einem meiner Meinung nach viel zu übertriebenen Seufzen meinte er:
„Ich habe Sie gefragt, ob Ihre Meinung mit meiner übereinstimmt."
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Das hatte ich auch noch mitbekommen...
Mein Blick wanderte zur Tischplatte, als ich gerade so laut, dass der Erwachsene es verstand, murmelte:
„Entschuldigen Sie, ich habe gerade nicht aufgepasst."
„Ja, das habe ich gesehen."
Ich vergrub meine Fingernägel in meinen Handflächen.
Sich jetzt aufzuregen würde auch nichts bringen...
Ich musste einfach nur die letzten Minuten dieser Stunde überstehen...

Yongguk:
Trotz meines unglaublichen Katers war ich tatsächlich in die Schule gegangen – ebenso wie Zelo, der aber nicht gerade glücklich aussah.
Und letzten Endes bereute ich die Entscheidung nicht einmal, denn als ich am Anfang der Pause in Richtung des Klassenzimmers der 10B lief, musste ich Jongup mit zwei anderen Jungs entdecken.
Anfangs dachte ich, ich erwischte meinen Freund beim Betrügen, doch mit jedem Schritt aus die anderen zu, verstand mein Kopf, was da wirklich abging.
„Komm schon..." schnurrte der Größere der beiden gerade und legte seine Hände an den Kragen von Jongups Schuluniform.
Der Angesprochene legte seine Finger um die Handgelenke des Jungen und drückte sie weg.
„Nein. Könnt ihr vergessen." meinte er stur, wurde daraufhin jedoch von dem Kleineren bedrängt.
„Du folgst ja doch nicht so brav...ich dachte immer, du hättest keinen eigenen Willen..."
Jongup schnaubte, doch glaubte ich kurz noch etwas anderes in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
Ich sah ihm an, dass er schwer daran tat, seine Panik zu unterdrücken und beschleunigte meine Schritte.
Der Größere zuckte gerade mit den Schultern.
„So wie Yongguk dich herumscheuchen kann..."
Mein Freund stieß die beiden jetzt kräftiger von sich und fauchte:
„Er scheucht mich nicht herum! Ich mach das freiwillig!"
Selbst ich war etwas erstaunt von seinen Worten und verlangsamte meine Schritte wieder.
Er verteidigte mich...
Der Größere seufzte.
„Wir wären viel besser für dich."
Ich merkte, wie Jongup wütender wurde.
„Warum glauben alle zu wissen, was gut für mich ist?!"
Und dann reichte es mir.
Ich wollte nicht, dass sie so miteinander redeten.
Kräftig packte ich die beiden Typen am Nacken ihrer Schuluniform und stieß sie links von mir auf den Flur.
Verdutzt sahen sie zu mir auf, bis langsam die Erkenntnis, wer sie hier unterbrochen hatte, in ihre Köpfe sickerte.
Ich zog meinen Freund wie zu einer Umarmung zu mir, legte dann aber nur meine Arme um seine Taille und sah zu den Kerlen hinab, während sie sich langsam vor meinen Füßen aufrappelten.
Mit vorsichtigen Bewegungen kamen sie wieder auf die Beine, blieben jedoch einen Schritt entfernt stehen.
„Wie heißt ihr?" forderte ich zu wissen und zögerlich sahen sich die beiden an.
Ich merkte, wie mein Freund sich in meinen Armen bewegte, entweder weil meine Arme an einer Stelle lagen, die ihm weh tat, oder weil er sich mehr zu den Typen drehen wollte, doch ich zog ihn nur näher zu mir.
Alles würde ich tun, um den Jungen klarzumachen, dass Jongup nur mir gehörte und jeder andere gefälligst seine Finger von ihm zu lassen hatte.

Jongup:
Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich fühlen sollte.
Einerseits schmerzte ein blauer Fleck tierisch unter Yongguks starken Armen, die besitzergreifend um meine Taille gelegt waren, aber andererseits war es ewig her, dass er mich so gehalten hatte...
...so als würde es ihn wirklich stören, wenn ich ihn verließ...
Die beiden Typen vor uns starrten, trotz Yongguks Frage, immer noch nur stumm vor sich hin und mit jeder Sekunde merkte ich, wie meine negativen Gefühle überhandnahmen.
Wenn mein Freund noch nur wenigstens seinen Griff etwas lockern könnte...
„Heute noch?" schnauzte der Älteste die Kerle schließlich an, als sie keine Anstalten machten, ihm zu antworten. „Vorher habt ihr doch auch geredet."
Unsicher was ich tun sollte, legte ich schließlich meine Arme um den Hals meines Freundes, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und flüsterte mit sorgfältig gewählten Worten:
„Lass sie doch gehen, okay? Die werden mir sicher nicht mehr zu nahe kommen, wenn du auf mich aufpasst."
Ich hörte wie Yongguk seufzte und kurz darauf wurden die beiden Typen von ihm weggeschickt.
Ihn noch immer so gut es mit meinen Verletzungen ging umarmend, lächelte ich in mich hinein.
Es funktionierte also noch, dass er auf mich hörte, wenn ich mich als schwach ausgab...

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt