Erzählen oder Schweigen?

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Kaum hatten wir die Küche betreten, sprang Mrs. Kim auch schon von ihrem Stuhl am Tisch auf und lief zu Himchan und mir, wo sie uns sogleich in die Arme schloss.
„Gott sei Dank geht es euch gut! Wir hatten uns schon Sorgen gemacht..." murmelte sie und ich sah schuldbewusst auf den Boden.
Es war nie meine Absicht gewesen, noch mehr Unruhen in den sonst so friedlichen Haushalt der Kims zu bringen...
„Wie auch immer...!" Die Mutter klatschte in die Hände. „Ihr müsst hungrig sein...also setzt euch und wir klären alles während dem Essen..."
Uns bedankend ließen wir uns auf den Stühlen nieder, jedoch sprach niemand auch nur ein Wort, bis schließlich jeder von uns eine Schale Niku Udon vor sich hatte.

Himchan:
Nachdem wir alle ein paar Bissen der Nudeln intus hatten, wurde mir das Schweigen zu blöd und ich beschloss dem Gespräch, vor dem sich wohl alle drücken wollten, einen Schub zu geben.
„Also...was ist eigentlich noch passiert, nachdem Uppie und ich weg waren?"
Meine Mutter schluckte ihren Bissen hinunter.
„Als ihr nicht zurückkamt wurde Mr. Moon ungeduldig und hat verlangt, nachsehen zu dürfen, wo ihr bleibt..."
Sie legte eine Pause ein.
„...was wir ihm natürlich verweigert haben..."
Ich sah zu Jongup, der nachdenklich zuhörend neben mir saß und deshalb meinen Blick auch nicht zu bemerken schien.
„Und dann?" fragte ich schließlich, als meine Mutter nicht dazu ansetzte, weiterzuerzählen.
„Dann hat er sich darüber aufgeregt und während Eomma ihn abgelenkt hat, habe ich die Polizei gerufen." berichtete meine Schwester schließlich kauend weiter.
Jongup neben mir sah auf.
„Und er hat sich einfach so mitnehmen lassen?"
In seiner Stimme schwang ein skeptischer Tonfall mit.
„Ja...?"
Die Antwort klang mehr wie eine Frage, was meinen Schwarm nicht gerade zu beruhigen schien.
„Und was passiert jetzt?" lenkte ich deshalb schnell ab und meine Mutter schaltete sich wieder mit ins Gespräch ein.
„Bisher hat Mr. Moon einfach nur einen Übergangsplatz auf der Wache. Das wird sich jedoch in den nächsten Tagen ändern, je nachdem, wie wir jetzt verfahren."
Als alle sie nur weiterhin ansahen, fuhr sie fort.
„Zum einen könnten wir ihn anzeigen, weil er sich unerlaubt auf unserem Grundstück aufgehalten und uns belästigt hat...dann wird seine Strafe nicht wirklich groß sein. Oder aber wir könnten versuchen, dass er uns länger vom Hals bleibt, indem wir ihm andere Straftaten nachweisen können."
Ihr Blick wanderte zu Jongup.
„Dazu müssten wir nur allerdings ALLES wissen."
Angesprochener schluckte schwer.
Er wusste offensichtlich auch, was meine Mutter damit meinte.
Er wusste, sie wollte, dass er ihr erzählte, was überhaupt mit ihm und seinem Vater passiert war, dass mein Schwarm so scharf darauf war, ihm zu entkommen...

Jongup:
Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren.
Wägte all meine Möglichkeiten ab.
Sollte ich ihnen alles erzählen...?
Wollte ich ihnen alles erzählen...?
Ich hatte keine Ahnung...
Denn auch wenn mir das wohl helfen würde...wollte ich die alten Geschichten wirklich wieder alle hervorwühlen?
Wollte ich all die Sachen noch einmal durchgehen, die ich eigentlich so gut verdrängt hatte?
Nein...
Ich sah auf und ließ meinen Blick über die Anderen wandern, die mich mit erwartungsvollen Blicken bedachten.
Im Grunde genommen hatte jeder von ihnen ein Recht, das alles zu erfahren.
Mrs. Kim, weil ich ihr zu verdanken hatte, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte, weil sie sich um mich gekümmert hatte, als wäre ich ihr Sohn und weil sie einfach eine wunderbare Frau war, die man einfach nur mögen musste...
...Himchans Schwester Ye-ji, einfach weil sich immer ein Grinsen auf meine Lippen legen musste, wenn sie herangerauscht kam und sie mich so selbstverständlich hier akzeptiert hatte, als wären wir schon ewig befreundet...
...und Himchan...?
Himchan würde ich sowieso mein Leben anvertrauen...
Er war der Erste, der mich wirklich geliebt hatte und bei niemandem sonst hatte ich mich je so wohl gefühlt...es war fast, als hätte das Schicksal gewollt, dass wir uns begegneten, so perfekt passten wir zu einander...
Ich atmete tief durch.
Dann stand mein Entschluss doch eigentlich fest...
Ich würde es ihnen erzählen.
ALLES.
Auch wenn ich nie vorgehabt hatte, auch nur einer Person das aufzutischen...
...ich würde es tun, um meinen Vater endlich los zu werden.

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt