Der Besuch meines Vaters

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Omo, so schnell kann's gehen! Schon wieder bei KAPITEL 30!
Danke, dass ihr mich bis hier hin begleitet habt, das ist einfach nur wahnsinn! ^.^

***

Dunkle Gassen.
Kälte, die in meine Knochen kriecht.
Schreie, ausgestoßen von meiner Mutter.
Die Straße, die mit ihren Pfützen meine Turnschuhe durchweicht...
All diese Erinnerungen kamen beim Anblick meines Vaters wieder in mir auf.
Wie er betrunken umhertorkelt und auf mich einschlägt.
Wie er mir zubrüllt, nichts wert zu sein....
Lange nicht mehr hatte ich über diese Zeit in meinem Leben nachdenken müssen - doch nun war alles wieder da.
All die Wunden wurden wieder aufgerissen.
All die Angst vor meinem Vater kehrte zurück...

~

Der mir leider viel zu gut bekannte Mann war mittlerweile bei uns angekommen.
Himchans Blick lag noch immer mehr als erstaunt auf mir und ich konnte es ihm auch nicht wirklich übel nehmen...das alles musste ihn ja sicherlich auch mehr als verwundern.
Auch die Eltern meines Klassenkameraden wussten nichts von meiner Panik vor meinem Familienmitglied...und dementsprechend 'locker' reagierten sie auch:
„Entschuldigen Sie, aber ist Ihnen bewusst, dass Sie sich hier auf Privatgrund aufhalten?" fragte die Mutter höflich nach und ließ es zu, dass mein Vater sie kurz aufmerksam musterte und dann seinen Blick über uns andere wandern ließ.
Instinktiv zog ich den Kopf ein und wandte mein Gesicht ab.
Alles in mir schrie nach Flucht, doch Himchan hatte mir sanft eine Hand auf den Rücken gelegt und hinderte mich somit unbewusst am schnellen Weglaufen.
Eigentlich war mir ja klar, dass er mir dadurch seine Unterstützung verdeutlichen wollte...doch gerade wollte ich wirklich nichts lieber, als mich fernab von hier in einer dunklen Ecke zu verkriechen...
„Ja, das ist mir bewusst...entschuldigen Sie. Allerdings kam ich aber auch nur wegen Jongup." antwortete mein Vater plötzlich und ich merkte, wie mein Herz vor Panik viel zu schnell schlug und meine Hände schwitzig wurden.
Das alles war einfach nicht richtig!
Weder, dass er hier war, noch, dass er so einen gepflegten Eindruck machte...
Früher war er doch auch nicht so....
...ruhig?
„Warum wegen Jongup?" durchbrach in diesem Moment Mr. Kim die entstandene Stille und ich war mir nicht sicher, ob ich ihm dankbar dafür sein sollte, dass er meine Gedanken übertönte, oder ob ich ihn verfluchen wollte, für die Tatsache, dass er meinen Vater nicht einfach anschnauzte und sagte, er solle vom Grundstück verschwinden.
„Ganz einfach..." begann mein Vater und ich kniff meine Augen zusammen.
Ich wollte die Worte nicht hören...
„...er ist mein Sohn."
Sofort lagen auch die Blicke von Himchans Eltern auf mir und bedachten mich fragend und erstaunt.
Und mein Kopf schaltete sich einfach komplett aus...
...was auch der Grund für die folgenden aufgebrachten Sätze aus meinem Mund waren:
„Nein! Er lügt! Ich kenne diesen Mann nicht! Ich sehe ihn heute zum ersten Mal! Bitte...glaubt mir!"
Meinem Klassenkameraden war jetzt nun wohl wirklich nicht mehr zu helfen, denn das Einzige, was ich in seinem Blick lesen konnte, war reinste Verwirrung.
Doch das war mir im Moment egal.
Wichtig war nur, dass der Typ, der es nicht verdient hatte, von mir Vater genannt zu werden, so schnell wie möglich verschwand...
Allerdings sollte das schwieriger werden, als ich gedacht hatte, denn kaum hatte ich geendet, zog mein Verwandter auch schon irgendwelche Papiere aus seiner Tasche.
„Hier haben Sie meinen Füherschein mit meinem Namen."
Die Eltern meines Kumpels besahen sich den Ausweis, gaben ihn dann mit einem Nicken zurück und wieder spürte ich alle Blicke auf mir, was mich ein paar Schritte zurückweichen ließ.
Dass ich dabei Himchan anrempelte, merkte ich kaum.
Jetzt wurde es ernst für mich.
„Was wollen Sie denn jetzt eigentlich von Jongup?" erklang auf einmal die Stimme von Mrs. Kim und ich sah auf.
Mein Vater sah mich lange an, bevor er mit fester Stimme meinte:
„Ich bin gekommen, um ihn mitzunehmen. Er sollte bei seiner eigenen Familie wohnen..."

Ich schnappte hörbar nach Luft.
Das war jetzt nicht sein scheiß ernst, oder?!
All die Jahre interessierte er sich einen Dreck für mich, und jetzt sollte ich zu ihm zurück?!
„Nein!" entkam es mir, und normalerweise hätte ich mir jetzt wohl meine Hand vor den Mund geschlagen, doch jetzt tat ich es nicht.
Eher würde ich auf der Straße leben als bei meinen Eltern!
Egal, ob sie sich geändert hatten...ich würde nie vergessen, was sie mir angetan hatten...
Neben mir straffte Himchans Mutter plötzlich ihre Gestalt.
„Jongup wohnt jetzt schon eine Weile bei uns...warum kommen Sie ausgerechnet jetzt?" wollte sie wissen und bedachte meinen Vater mit skeptischem Blick.
„Wir hatten viel zu tun in letzter Zeit und hielten es sogar für besser, dass er bei ihnen wohnt. Doch nun haben wir wieder alle Mittel, um uns um ihn zu kümmern." wurde erwidert und ich spürte, wie sich ein gefährlicher Zorn in mir aufbaute.
Sie hatten in letzter Zeit viel zu tun?!
Was denn?!
Sich besaufen, Drogen nehmen und andere krumme Geschäfte abschließen?!
„Und als ihr Sohn bei Yongguk gelebt hat? Waren Sie da auch einverstanden?" fragte die Mutter weiter und ich war mir sicher, dass sie dabei an meine Verletzungen dachte.
Ob mein Vater wohl die Nachrichten gesehen hatte, in denen die kriminellen Verstrickungen der Bangs offengelegt worden waren?
Wahrscheinlich nicht...sie waren noch nie Fans von so realitätsnahen Sachen gewesen...
„Ja, auch das geschah unter unserem Segen. Ehrlichgesagt ist Yongguk auch der Grund, warum ich heute bei Ihnen bin."
Ich schluckte schwer.
Dieses Schwein...
Das war Yongguks letzter Trumpf gewesen.
So konnte er mir selbst schaden, wenn er nicht direkt an mich herankam...
Denn wenn ich zu meinen Eltern sollte...dann würde mich das endgültig kaputt machen.
Ich hörte die Mutter seufzen, dann wandte sie sich mir zu.
„Was hältst DU denn davon, Jongup? Du siehst nicht sehr begeistert aus..."
Von der vielen Aufmerksamkeit verunsichert wanderte mein Blick zum Boden.
„Eigentlich fühl ich mich ziemlich wohl bei euch..." murmelte ich kaum hörbar, doch die Anderen verstanden es.
Mein Vater atmete tief durch und ich spürte, dass ihm das alles schon wieder viel zu lange dauerte.
Ja, ungeduldig war er schon immer gewesen...
„Wissen Sie, das mag ja alles sein. Doch Fakt ist, dass Jongup minderjährig ist und ich einer seiner beiden Elternteile bin..."
Was er noch dachte, ließ er unausgesprochen.
Stattdessen überbrückte er den Abstand zwischen uns schneller, als ich zurückweichen konnte, und zog mich an sich.
Steif vor Schreck vergaß ich fast zu atmen.
Was sollte das denn jetzt?!
All meine Kraft aufwendend, versuchte ich mich aus den Armen des Älteren zu winden, doch vergebens.
Er legte nur seine linke Hand auf meinen Kopf und zog mich näher zu sich.
Beim Geruch seines Aftershaves wurde mir übel und einen letzten Versuch mich zu befreien startete ich noch, bevor ich in der Umarmung erschlaffte.
Gegen meinen Vater konnte man nicht gewinnen...
...er hatte schon immer das bekommen, dass er gewollt hatte...
...obwohl es nicht immer gut für ihn gewesen war.
„Und...und...wann würden Sie ihn genau mitnehmen?" mischte sich Mr. Kim nun auch wieder ins Gespräch ein.
„Am liebsten jetzt gleich. Zuhause ist alles vorbereitet und wenn er hier noch schnell seine Sachen zusammenpackt, kann es schon losgehen."
Ich hörte, wie jemand nach Luft schnappte - wahrscheinlich Himchan.
Und mir ging es nicht anders...
Mann, ich wollte das alles nicht!
Warum hatte der Tag nicht einfach genauso schön enden können, wie er begonnen hatte...?
„Also wissen Sie, ich halte das eigentlich für keine gute Idee...schließlich ist es schon spät. Aber wenn Sie jetzt schon extra hergekommen sind, dann soll das nicht umsonst gewesen sein..." meinte die Mutter schließlich und ich merkte, wie die Arme mich freigaben und ich wieder frei atmen konnte.
Erleichtert war ich allerdings nur ein bisschen, als mir klar wurde, was die Worte von Mrs. Kim für mich bedeuteten...
Würde ich echt wieder zu meinen Eltern müssen...?
„Himchan, hilf doch Jongup beim Packen seiner Sachen."
Wie in Trance nahm ich war, dass Himchan auf mich zukam und wir zusammen zum Haus liefen.
Sollte es jetzt echt vorbei sein...?
Das konnte ich doch nicht zulassen...!

Und der Meinung war anscheinend auch Himchan...
...denn anstatt das wir hoch gingen, um dort meine Sachen zusammen zu suchen, steuerte er zielstrebig die Tür zum Keller an.
„Was hast du vor?" fragte ich verwirrt, folgte ihm aber trotzdem.
Er grinste.
„Wenn wir durch den Keller gehen, kommen wir an eine Hintertür. Durch die können wir ungesehen entkommen."

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt