Nachmittags Allein Zuhause

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Jongup:

Ich weiß nicht mehr genau, was es war, das mich weckte.
Aber es war laut genug, um mich aus meinem tiefen Schlaf zu reißen.
Müde rieb ich mir die Augen und rappelte mich auf.
Dabei hatte ich endlich mal wieder einigermaßen ruhig geschlafen...
...und das trotz meines Streits mit Yongguk.
Ich spürte einen Stich im Herzen, als mir das Gespräch von gestern wieder einfiel.
Warum sagte er immer solche Sachen...
Gerade wollte ich mit einem Seufzen wieder zurück ins Bett fallen, da hörte ich es wieder.
Irgendein...Poltern?
Ich war wie erstarrt.
Selbst wenn es 'nur' mein Freund wäre...
Es vergingen ein paar Sekunden in denen ich regungslos lauschte.
Doch was immer so einen Lärm gemacht hatte, war jetzt still...
Immer noch so wenige Geräusche wie möglich machen, ließ ich mich wieder auf mein Kissen sinken.
Vielleicht hatte ich mir das alles auch nur eingebildet...?

Ich angelte nach meinem Handy.
4 Verpasste Anrufe
Mit einer unangenehmen Vorahnung schaute ich nach, wer versucht hatte, mich zu erreichen...
...und leider bestätigte sich meine Vermutung.
Gukie – 20:34
Gukie – 20:59
Gukie – 21:06
Gukie – 01:27
Scheiße...ich wollte gar nicht wissen, wie sauer er sein würde...
Seufzend vergrub ich mein Gesicht im Kissen.
Ob es wohl helfen würde, wenn ich ihn jetzt zurückrufen würde...?
Nachdenklich sah ich wieder auf mein Display.
Vielleicht...
Aber...
Moment, was?!
Von einem Moment auf den anderen war ich hellwach.
Es war schon 11:23?!
Und heute war Donnerstag...
„Scheiße..." fluchte ich und rappelte mich erneut auf.
Normalerweise weckte mich Yongguk schon vor sechs Uhr durch irgendeinen unbeabsichtigten Tritt in meinen Magen, doch da ich heute alleine geschlafen hatte...
...würde ich total zu spät in den Unterricht kommen...
Nicht wirklich begeistert starrte ich vor mich hin.
Noch nie hatte ich so wenig Lust gehabt, aufzustehen.
Und noch nie hatte ich mit dem Gedanken gespielt, einfach zuhause zu bleiben...
Mit einem Seufzen schwang ich schließlich doch die Beine über die Bettkante.
Eher würde ich mich umbringen, als mich jemals auf Yongguks Schulverhalten absinken zu lassen...
So lautete zumindest meine Theorie...
...als ich jedoch im Bad mein Spiegelbild erblickte, schien mein Bett wieder lauter nach mir zu schreien.
Warum war ich nicht irgendein Star, bei dem es normal gewesen wäre, wenn ich mir das Gesicht so mit Schminke zukleisterte, dass man meine Augenringe nicht mehr sehen konnte...
Früher hatte ich mal Tänzer werden wollen...
...Tänzer irgendeiner berühmter Boygroup.
Doch Yongguk hatte abwertend gemeint, dass man da ja nichts verdiene, wenn man nicht gut war...
Also hatte ich diese Idee wieder weggeworfen...
Müde fuhr ich mir durch die blonden Haare nur um dann frustriert festzustellen, dass sie immer noch genauso leblos herabhingen.
Heute schien auch gar nichts gutzugehen...
Ich starrte in den Spiegel und mit jeder Sekunde, die ich auf mein armseliges Dasein schaute, wurde ich deprimierter.
Heute war einfach nicht mein Tag...
Und dann tat ich etwas, was ich noch nie aus freiem Willen getan hatte:
Ich schmiss mich einfach wieder in mein Bett und verkroch mich unter meiner Decke.
Einmal schwänzen konnte doch wohl nicht schaden, oder?
Fast schlich sich schon ein kleines Lächeln auf meine Lippen.
Früher hätte ich mich nie getraut, etwas gegen die Regeln der Erwachsenen zu tun...

Entspannt schloss ich meine Augen.
In solchen Momenten vergaß ich immer fast, was eigentlich in meinem Leben schief ging...
Wenn ich einfach nur alleine sein konnte...
*Stapf Stapf Stapf*
Langsam öffnete ich meine Augen.
Da waren sie wieder, die Geräusche...
Innerlich fluchend starrte ich an die Decke.
Warum musste man mir immer alles kaputt machen?
Warum konnte ich mich nicht mal zurücklehnen und durchatmen?
Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und sah zur Tür.
Angst hatte ich keine...
...dafür kamen mir die Schritte, die sich wackelig dem Zimmer näherten, viel zu bekannt vor.
Außerdem wusste ich, dass niemand sich dem Haus nähern könnte, ohne von einer Kamera erfasst zu werden - was bedeutete, dass man meinen Mörder dann wenigstens sofort identifizieren könnte...
Ich zuckte zusammen als die Zimmertür aufflog und die Klinke mit einem Rumms gegen die Wand knallte.
Und dann stand da Yongguk.
Nur er wirkte so anders, wie er sich im Rahmen abstützte und mich mit unordentlichen Haaren anstarrte.
Und als er schließlich mit unsicheren Schritten auf mich zukam, wurde es mir klar:
Er hatte getrunken...und das nicht zu wenig.
Mit einem Mal fühlte ich mich in der Zeit zurückgesetzt.
Der Raum um mich herum schien zu verschwimmen und es war wieder mein Vater, der blind vom Alkohol auf mich zu torkelte.
Ich bekam es nun doch mit der Angst zu tun.
Was, wenn er mich wieder schlagen würde?
Ich wollte das nicht!
Ich wollte in Ruhe gelassen werden!
Doch weder mein Vater noch Yongguk erhörten mich und ich begann hemmungslos zu schreien, als sich mit jedem weiteren blauen Fleck auf meiner Haut auch noch die fast schon hysterische Stimme meines Freundes in meinen Kopf brannte:
"Warum betrügst du mich?!"

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt