Wieder Zuhause?

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Nachdenklich schlenderte ich neben Jongup her.
Auch wenn ich mir schon viel hatte vorstellen können, erschreckte mich seine Geschichte.
Wie furchtbar die Sache mit Yongguk für ihn gewesen sein musste...
Mein Blick wanderte zu dem Schwarzhaarigen, der ebenfalls stumm seinen Gedanken nachhing.
So arrogant das auch klingen mag...ich war froh, dass ich dagewesen war, um ihn da raus zu holen...
...und ich würde auch weiterhin nicht von seiner Seite weichen.
Auch wenn das hieß, dass ich dafür den Zorn meiner Eltern auf mich lenken müsste.
Ich schluckte.
Meine Eltern...wenn ich Glück hatte, würden sie mich wenigstens nicht töten, weil ich mit meinem Schwarm abgehauen war...

Jongup:
Meine Augen huschten unruhig umher, als wir dem Haus immer näher kamen.
Hatte eine Nacht gereicht, um ihn abhauen zu lassen?
Irgendwie bezweifelte ich das...
Mein Vater bekam immer das was er wollte.
Ich sah zu Himchan, dessen Blick ich schon ein paar Sekunden lang auf mir spürte.
„Packst du das?" wollte er wissen und ich nickte, obwohl ich keine Ahnung hatte, wie ich reagieren würde, wenn mein Vater wirklich noch da sein sollte.
Tief atmete ich durch und folgte dann Chanie durch das kleine Gartentor.

Leise öffneten wir die Haustür und lugten in den Flur – Niemand.
Wir lauschten – Totenstille.
„Das ist gruselig." murmelte mein Kumpel und ich nickte.
Tatsächlich hatte ich diese Räumlichkeiten noch nie so verlassen gesehen...
Immer noch darauf Bedacht, kein Geräusch von uns zu geben, schlossen wir die Tür wieder hinter uns und schlichen die Treppe hinauf in Himchans Zimmer.
Dort wollten wir uns erst Mal überlegen, was denn nun zu tun sei...
Seufzend schmissen wir uns also ein paar Sekunden später auf das große Bett.
„Und jetzt?" fragte ich in die Stille und kaute auf meiner Unterlippe herum.
Der Andere rollte sich auf den Bauch, den Kopf auf den Händen abgestützt.
„Ich weiß nicht...wir könnten warten, bis jemand nach Hause kommt oder wir packen schnell unsere Sachen und schauen, dass wir wieder abhauen..."
„Hm..." kommentierte ich nur und dachte nach.
Auf jeden Fall sollten wir nicht einfach nur hier herumliegen...
Unschlüssig sah ich zu Himchan, dessen Blick in die Ferne gerichtet war.
Irgendwie wirkte er nicht so, als würde er ebenfalls über unser Problem nachdenken...
Ich öffnete also schon meinen Mund, um ihn aus seinen Gedanken zu reißen, da hielt ich inne.
Ließ meinen Blick über sein Gesicht gleiten.
Warum fielen mir nur genau jetzt wieder seine Worte ein...?
Seine Worte, in denen er mir zuflüsterte, dass er mich liebte?
Ich kniff meine Augen zusammen, wollte den Gedanken abschütteln – schließlich passte das ja nun mal gar nicht hier her.
Doch je länger ich hier saß, Himchan vor mir, desto schwerer wurde es, an etwas anderes zu denken.
Mit diesem einen Satz hatte er mich an diesem Abend aber auch ziemlich aus dem Konzept gebracht...wie hätte ich auch denken können, dass seine Gefühle über Freundschaft hinausgingen?
Ich zwang mich dazu, wo anders hinzusehen.
Schon zu oft in dieser kurzen Zeit hatte ich über seine Worte nachgedacht, und was für Folgen das alles für uns haben könnte...
Obwohl mir auch schon klargeworden war, wie wundervoll es wäre, für Himchan das Gleiche zu empfinden...
Ich mein, wie oft war er jetzt schon für mich dagewesen?
Wie oft hat er mich trösten können, wenn ich nicht mehr konnte?
Wie oft war er der Einzige gewesen, der sich wirklich für mich interessiert hat?
Mir entglitt ein leises Seufzen.
Wollte ich mich überhaupt schon ernsthaft mit all dem auseinandersetzen?
Doch konnte man überhaupt von 'schon' sprechen, wo meine letzte Beziehung doch schon so ewig lang her war...?
Am liebsten hätte ich mich in diesem Moment selbst geschlagen.
Warum verstrickte ich mich in noch mehr Dinge, wenn die Sache mit meinem Vater noch nicht mal geklärt war?!
Mit diesem Gedanken kehrte ich vollends in die Realität zurück – und das keine Sekunde zu früh.

Himchan:
Ein Geräusch schreckte mich aus meinen Gedanken und ich sah geschockt zu Jongup.
Seinem Blick nach dachte er das Gleiche...
...das war die Haustür gewesen...
Sofort waren wir aufgesprungen und lauschten nun an der Tür.
Tatsächlich waren nach ein paar Sekunden Stimmen zu hören:
„Sie scheinen immer noch nicht wieder da zu sein."
Das war eindeutig meine Schwester.
„Hm...du kannst ja mal oben schauen...wenn sie da nicht sind, kannst du ja mal probieren, deinen Bruder anzurufen."
Und das war meine Mutter...
...nur, waren die beiden alleine?
Ich sah zu Jongup, der auch nicht wirklich überzeugt von der Situation schien und mich so hilflos ansah, wie ich mich fühlte.
„Wollen wir einfach mal schauen, was passiert?" flüsterte ich und er zuckte mit den Schultern, zog mich dann aber hinter die Tür, da die Schritte vom Flur immer näher kamen.
Und dann wurde langsam die Klinke heruntergedrückt und meine Schwester betrat das Zimmer.
Alleine.
Sofort sprang ich hervor und erschreckte sie somit fast zu Tode.
„Spinnst du?!" fuhr sie mich an und legte außer Atem ihre Hand auf ihr Herz.
„Sorry..." nuschelte ich und sah dann schelmisch grinsend zu ihr auf.
Sie kommentierte das nur mit einem Schlag auf meine Schulter und wandte sich dann an Jongup.
„Wo wart ihr?"
„Bei Daehyun." antwortete Angesprochener ohne mit der Wimper zu zucken.
Meine Schwester nickte nachdenklich und sagte dann mit vorwurfsvoller Stimme in meine Richtung:
„Eomma hat sich Sorgen gemacht."
Ich zog nur den Kopf zwischen die Schultern.
„Am besten wäre es wohl, wenn ihr erst mal mit runter kommt." beschloss sie dann und stellte sich in den Türrahmen.
Jongup und ich bewegten uns keinen Millimeter.
Sie seufzte theatralisch.
„Sie sitzt da unten alleine, okay?"
Jongup und ich sahen uns gegenseitig an und folgten ihr dann zögerlich.
Dass sie uns anlügen könnte, zogen wir nicht mal in Betracht.
„Und...und was habt ihr mit ihm gemacht? Mit meinem Vater...?" wollte auf dem Weg die Treppe hinunter auf einmal mein Schwarm von meiner Schwester wissen.
Diese erwiderte, als wäre das das natürlichste auf der Welt:
„Na wir haben ihn zur Polizei gebracht. Hausfriedensbruch und Belästigung waren den Beamten erstmal genug, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen."
Ich sah zu Jongup, der erbleicht war.
„Alles okay?" flüsterte ich und er sah mit großen, ängstlichen Augen zu mir.
„Das wird ihn wütend gemacht haben..." murmelte er noch kaum hörbar, bevor wir auch schon die Küche betraten.

B.A.P - Protecting You (HimUp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt