Prolog

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"Du bist so ein mieses Schwein, Kolin! Ich hasse dich. Ich hasse, hasse, hasse dich!", schreie ich wütend und raufe mir frustriert durch die Haare.

"Mia, lass es mich erklären..."

Ich halte mitten im Gang inne und drehe mich geladen zu ihm um. Meine Augen blitzen auf und ich kann kurz so etwas wie Unsicherheit in seinem Blick lesen, doch das lässt mich vollkommen kalt. Die Wut in mir ist einfach viel zu groß. Mein Herz rast in meiner Brust und genau das lässt mich den Schmerz eine Zeit lang vergessen.

Abwartend blicke ich zu Kolin, doch kein einziger Ton verlässt seinen Mund. Und die plötzliche Stille, lässt mich wieder zurück in die Realität fallen. Ich nehme alle Blicke meiner Mitschüler wieder wahr und bemerke, dass mindestens die Hälfte sich prächtig zu amüsieren scheint. Gottseidank gibt es noch einige, die das Geschehen mitleidig verfolgen und mir somit das Gefühl geben, dass es noch Menschlichkeit auf dieser Welt gibt.

Sie haben alles mitgehört.

Gott, dass ist so peinlich...

Ich stoße einen verzweifelten Seufzer aus, da ich diese Stille nicht mehr aushalte. Wenn er nichts zu sagen hat, dann kann er sich gerne meine Meinung zu dem Ganzen anhören.

"Weißt du was? Eigentlich müsste ich dir danken! Du hast mir und den anderen endlich dein wahres Gesicht gezeigt!", fauche ich außer Atem und wende mich meinem Freund zu.

Nein wartet, nun eher Ex-Freund.

Sein Blick wechselt von schuldbewusst zu wütend um und ich weiß genau, dass ich ihn mit meinen Worten rasend mache. Er hat es schon immer gehasst, wenn man ihn schlecht vor anderen dastehen lassen hat. Sein Ansehen stand bei ihm immer an erster Stelle und genau das hätte mir damals eigentlich schon zeigen sollen, was für ein Arsch er doch ist.

Kolin's Kiefer beginnt zu mahlen und ich habe kurz die Befürchtung, dass das Thema hiermit beendet ist. Doch als er dann erneut zum Sprechen ansetzt, werde ich eines besseren belehrt. "Warum renne ich dir eigentlich noch hinterher? Ich habe nichts falsch gemacht."

Meine Augen weiten sich ungläubig und ich kann nicht anders, als ihn verdutzt anzustarren. Das Blut in meinen Adern rauscht viel zu schnell durch meinen Körper und so langsam kann ich nur noch rot vor Wut sehen. Ich trete einen Schritt auf ihn zu und setzte einen vernichtenden Blick auf.

"Du hast mich verdammt nochmal betrogen!", spucke ich ihm dann verächtlich entgegen und versuche all den Hass in meine Stimme zu packen, den ich besitze.

Meine Atmung geht immer schneller und ich spüre, wie sich mein Brustkorb bei jedem Wort ein bisschen mehr zusammenzieht.

Ich kann nicht mehr klar denken, da mir wieder das Bild von ihm und Clarissa durch den Kopf schießt. Wie sie sich eng aneinander schmiegen und sich die Zungen in den Hals stecken. Ein unangenehmer Schauer übermannt mich und so langsam kann ich den Schmerz in mir nicht mehr unterdrücken.

Ich hasse ihn.

So sehr, dass es wehtut.

"Was kann ich denn dafür, wenn du mich einfach nicht ranlässt? Zwei verdammte Jahre sind wir nun schon zusammen und es hat nichts mehr als einpaar heiße Küsse gegeben!", entgegnet er barsch.

Es zieht erneut schmerzhaft und ich hätte schwören können, genau in diesem Moment ist etwas in mir kaputt gegangen. Ich kann einfach nicht glauben, dass er das tatsächlich ernst meint. Das soll seine Erklärung sein? Das soll die Erklärung dafür sein, dass er mir das Herz gebrochen hat?

Verdammt.

Ich ziehe verärgert die Brauen zusammen und muss mich zusammenreißen, um ihm nicht ins Gesicht zu spucken.

"Nur weil ich dich nicht weiter gehen gelassen hab, betrügst du mich mit ihr?!", schreie ich fassungslos und zeige auf Clarissa, die neben den anderen Schülern steht und mir schadenfroh entgegenblickt.

"Wir haben uns nur geküsst-"

Ich lasse ihn garnicht ausreden, da ich noch einen Schritt auf ihn zugehe und mit meiner Hand aushole. Es dauert nur eine Millisekunde, bis meine Handfläche Bekanntschaft mit seiner Wange macht und seinen Kopf zur Seite schnellt.

Ein Raunen geht durch die Menge und einige Schüler müssen sich ein auflachen unterdrücken. Ja, ich habe gerade dem beliebtesten Jungen der Schule eine Ohrfeige verpasst.

Und wisst ihr was?

Es hat unglaublich gut getan.

Ich atme erleichtert aus, ehe ich einen Schritt zurücktrete. Hastig setzte ich ein falsches Lächeln auf und versuche möglichst neutral zu wirken. Als ich dann zu Kolin sehe, der mir mit weit aufgerissenen Augen entgegenblickt, kann ich nichts weiter in ihnen lesen, als puren Schock.

Auf seiner Wange macht sich so langsam ein tiefroter Handabdruck bemerkbar und ich kann nicht anders, als noch breiter zu Lächeln. Ich bin mächtig stolz auf mich und ich bin tatsächlich glücklich darüber, dass ich ihm zumindest auch einwenig wehtun konnte. Wenn auch nicht annähernd so sehr, wie er mir.

"Hast du sie noch alle?!", ertönt es sogleich. Kolin's Augen färben sich einen Farbton dunkler und ich weiß genau, dass dies nichts gutes heißt. Das wird er niemals auf sich sitzen lassen. Ich habe ihn vor allen anderen blamiert. Ich habe ihn schlecht dastehen lassen.

Doch das ist mir egal.

Ich ignoriere seine Worte, trete stumm noch einen Schritt zurück und atme tief durch, ehe ich all meinen Mut zusammennehme und mich räuspere.

"Du bist wirklich das allerletzte, Kolin." Und mit diesen Worten mache ich auf dem Absatz kehr und stolziere den Gang entlang. Einfach nur weit weg von ihm.

Kolin's Rufe ignoriere ich bei meinem Abgang gekonnt. Und während ich also durch die Gänge schreite, versuche ich vor den anderen zu verbergen, wie es in Wirklichkeit in mir aussieht. Wie sehr mir das Ganze zugesetzt hat, wie enttäuscht und vor allem wütend ich gerade bin.

Das ist alles seine Schuld.

Kolin hat mich betrogen. Er hat mich vor all den Leuten blamiert, - zur Witzfigur gemacht. Er hat mich verletzt und für dumm verkauft.

Und das wird er bitter bereuen.

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