Faking love ✓

Kapitel 56

Nachdem ich mich ein letztes mal im Spiegel betrachtet habe und sichergegangen bin, dass ich nicht vollkommen scheiße aussehe, laufe ich langsam die Treppen runter und steuere auf die Küche zu, in der ich meine Mutter recht schnell erblicke.

Seufzend schüttle ich mir ein Glas Wasser ein, woraus ich dann einen großen Schluck trinke, ehe ich meine Mutter in Visier nehme. "Ich treffe mich gleich mit Aria.", informiere ich sie dann.

Überrascht dreht sie sich zu mir und stürzt ihre Lippen. "Hast du deinen Koffer den schon gepackt?"

Ich nicke. "Vor einigen Stunden schon."

"Gut, dann kannst du gehen. Bleib aber nicht allzu lange draußen. Es wird bald dunkel und du weißt das dein Vater es nicht mag..-"

"Ja, ich weiß.", unterbreche ich sie lächelnd und lege das nun leere Glas wieder auf den Küchentisch. "Wir sehen uns dann später wieder.", gebe ich ihr noch bescheid, ehe ich langsam wieder hoch schlurfe, um mir meine Tasche zu holen.

-

Langsam stoße ich die Tür des Jugendtreffs auf und sehe mich Stirnrunzelnd um. Aria hat mir vor einer guten Stunde die Adresse geschickt, an der wir uns treffen und ich war dann schon verwirrt, da wir noch nie hier waren und ich keine Ahnung habe, was sie hier machen möchte.

Schon von vorne sehe ich einige Jugendliche die mich abwegig mustern, was wirklich nicht gerade angenehm ist, doch das lasse ich mir nicht anmerken. Mit straffen Schultern laufe ich durch die 'Empfangshalle'.

Ich schätze zumindest das es eine ist, da hinten noch einige ältere Menschen stehen, die nicht gerade chillig aussehen.

Gerade als ich an dem Billardtisch vorbeilaufe, an dem vier Jungs stehen, die mich wie verrückt angaffen, ertönt eine mir bekannte Stimme, die mich glücklicherweise aus dieser komischen Situation reißt.

"Da bist du endlich.", ruft Aria, die etwas weiter hinten steht und winkt mich zu sich rüber.

Ich schüttle noch kurz meinen Kopf und werfe den Jungs einen dunklen Blick zu, ehe ich auf meine beste Freundin zusteuere, die mich sofort in eine feste Umarmung zieht.

"Ist alles in Ordnung?", nuschle ich an ihren Haaren und versuche nach Luft zu schnappen, da ihr Griff wirklich fest ist.

Sofort lässt sie von mir ab und mustert mich mit großen Augen, in denen sich Aufregung widerspiegelt. "Ja, klar. Alles in Ordnung. Warum sollte es das nicht sein?"

Irritiert ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und beuge Aria kritisch, die tatsächlich nicht ruhig stehen bleiben kann. "Du wirkst so aufgeregt. Irgendetwas verheimlichst du mir doch..", murmle ich misstrauisch.

Sie schluckt merklich. "Ach, was redest du da für einen Mist? Ich verheimliche garnicht's und ich bin auch nicht aufgeregt. Ich freue mich einfach nur meine aller beste Freundin wiederzusehen, was ist daran falsch?"

Abwehrend hebe ich meine Hände. "Nichts, ich mein ja nur.."

"Komm lieber endlich, anstatt komisches Zeug zu labern. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.", ruft Aria plötzlich einwenig zu laut, da es wahrscheinlich alle gehört haben müssen, die sich überhaupt in dieser Etage befinden.

"Was ist los mit dir?", zische ich überfordert und versuche meine Hand aus ihrem festen Griff zu ziehen, was anscheinend unmöglich ist, da sie enorme Kraft hat.

Irgendetwas stimmt hier eindeutig nicht.

Aria wirft mir einen komischen Blick über die Schultern zu. "Okay, ich erkläre dir alles. Aber irgendwo anders."

Ich nicke zustimmend. "Okay."

Unschlüssig lasse ich mich von ihr mitziehen und halte erst inne, als sie es tut. Mit ihrem Kopf deutet sie auf eine Tür weiter vorne, die mit einem komischen Symbol verziert ist.

"Geh du schonmal vor, ich komme sofort nach.", sagt sie dann und möchte gerade gehen, doch ich halte sie auf, indem ich nach dem Ärmel ihres Pullis greife.

"Wo gehst du hin?", hacke ich dann verwirrt nach.

Sie verdreht die Augen. "Ich hole uns nur schnell was zum trinken, geh schonmal rein und warte dort auf mich."

Ich nicke zögerlich, ehe ich Aria dabei zusehe wie sie etwas weiter hinten im Gang verschwindet und mich somit mitten auf dem Platz alleine lässt. Hastig schüttle ich den Kopf und laufe dann auf die Tür zu, die ich mit Schwung aufreiße. Ohne mich überhaupt im Raum umzusehen schließe ich sie wieder hinter mir und atme erst einmal erleichtert aus.

Das war komisch..

"Mia?"

Erschrocken fahre ich herum und starre in ein mir bekanntes Gesicht. "Ames.", stelle ich mehr als nur überrascht fest und kann nicht anders als hart zu schlucken.

Ich habe zwar damit gerechnet das ich ihm bald wieder begegnen werde, doch das dieses bald heute, oder eher gesagt jetzt ist, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

Mein Magen dreht sich und für eine Sekunde wird mir kotzübel. Seine Augen sehen genau in meine und das ist wirklich zu viel des Guten.

Ames sieht mal wieder unglaublich heiß aus. Seine dunkelbraunen Haare hängen ihm leicht ins Gesicht, was mich jedoch kein bisschen stört. Seine dunklen Augen funkeln intensiv und ich würde nichts lieber tun als seine perfekten Gesichtszüge nachzufahren.

"Was machst du hier?"

Überrumpelt von seiner plötzlichen Frage starre ich ihn einige Sekunden einfach nur an. Dann, als ich mich endlich zusammengerissen habe öffne ich meinen Mund und kämpfe mit den nächsten Worten. "Ich bin hier mit Aria. Die eigentliche Frage ist wohl eher, was du hier machst?"

Ames legt seine Stirn in Falten und kommt langsam einen Schritt auf mich zu. Automatisch beschleunigt sich mein Herzschlag und es scheint, als würde alles in mir explodieren.

"Ich bin mit Jaron hier.", entgegnet er dann mit rauer Stimme und es dauert einige Sekunden, bis seine Worte den Weg in mein Gehirn finden.

Meine Augen weiten sich, als ich allmählich verstehe was hier überhaupt passiert.

Diese raffinierten Schweine..

"Verdammt.", fluche ich wütend und laufe mit schnellen Schritten auf die Tür zu, doch ehe ich die Türklinke überhaupt berühren kann höre ich ein Geräusch und mir ist klar, was das bedeutet.

"Mach diese verdammte Tür auf, Aria.", rufe ich aufgebracht und rüttle wie eine wilde an der Türklinke herum, doch die Tür möchte sich einfach nicht öffnen.

"Wir machen diese Tür erst auf, wenn ihr euch ausgesprochen habt. Und uns ist es egal, wie lange das dauern wird. Ihr seit diejenigen, die irgendwann Durst bekommen werden.", höre ich Jaron auf der anderen Seite rufen.

Ich schnaube wutgeladen. "Lasst mich verdammt nochmal raus, oder ich trete die Tür ein."

Mir ist bewusst dass das was ich sage lächerlich ist, denn die Türen hier sind aus beton und Feuerdicht. Kein Mensch der Welt würde die jemals eintreten können.

"Versuchen kannst du es gerne, aber draußen wirst du erst dann sein, wenn ihr euch vertragen habt. Wir sind in zwei Stunden wieder hier.", ertönt Aria's Stimme und dann höre ich auch schon wie sich ihre Schritte entfernen.

Verdammt.

"Nein, Leute bleibt hier!", schreie ich, doch ich weiß, dass sie sowieso nicht hören werden.

Sie haben uns tatsächlich hier eingesperrt.

Ames und mich. Alleine.

Und ich habe keine Ahnung, wie ich das hier überstehen soll.