Kapitel 27

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Nach einer fünfzehnminütigen fahrt kommt das Auto endlich zum stehen und ich springe beinahe schon von meinem Sitz in die Freiheit, um endlich der unangenehmen Spannung die dort drinnen geherrscht hat zu entfliehen.

Nachdem ich tief durchgeatmet habe sehe ich mich neugierig in der mir bekannten Gegend um. Ich war schon einmal hier und deshalb weiß ich auch genau welches von den pompösen (und wirklich traumhaften) Häusern das ist, indem Ames wohnt.

Die Erinnerung an den Morgen nach der Party lässt mir sofort die Röte ins Gesicht schießen. Was ist, wenn die Putzfrau auch da ist? Wenn sie mich wieder erkennt? Oh Gott, darüber möchte ich garnicht nachdenken.

"Kommst du?"

Überrascht sehe ich zur Seite und erblicke Ames, der mit einer kurzen Handbewegung auf das Haus deutet. Hastig nicke ich und stolpere ihm nervös hinterher.

Warum verdammt bin ich nervös?

"Ist irgendjemand da?", frage ich, da ich langsam implodiere. Ich habe so viele Fragen, die mir im Kopf herum schwirren und mit denen ich Ames am liebsten bombardiert hätte, aber leider verlässt nur diese eine meinen Mund.

"Nein, eigentlich müssten wir alleine sein.", entgegnet er lässig.

Eigentlich sollte mich diese Antwort ja beruhigen, aber aus irgendeinem Grund fängt mein Herz, nachdem ich die Worte verdaut habe noch schneller an zu schlagen.

"Gut.", flüstere ich nur, doch es ist nicht gut.

Ganz und gar nicht gut.

Nervös betrete ich hinter Ames das wirklich große Haus. Mein Blick schweift wie von alleine durch den großen Flur, den Treppen und dem Wohnzimmer, dass ich von meinem Standpunkt aus zur Hälfte sehen kann.

Nachdem Ames die Tür hinter sich schließt und sich wieder zu mir dreht, verharre ich jedoch teilnahmslos auf der Stelle.

"Sollen wir hoch in mein Zimmer?"

Seine Frage wirft mich kurz aus der Bahn, doch nachdem ich mich wieder gesammelt habe nicke ich schnell und beiße mir fest auf die Zunge, um endlich wieder zur Besinnung zu kommen.

Irgendwas stimmt nicht mit mir. Wahrscheinlich liegt das alles an dem Essen das wir heute in der Cafeteria hatten, denn das kam mir wirklich nicht gut.

Ich nicke, um meine Gedanken zu bestärken, ehe ich Ames hinterherlaufe, der schon die Treppen hochsteigt. Als wir uns einige Sekunden später in seinem Zimmer befinden, kann ich nicht anders als mich wie beim ersten Mal neugierig umzusehen.

Das Zimmer passt zu ihm. Die Möbel sind dunkel und schlicht gehalten, die Wände sind ebenfalls in einem dunklen grau gestrichen. Wären da nicht die zwei großen Fenster die das Zimmer mit Licht durchfluten, würde das ganze sicherlich recht düster wirken.

Aber irgendwie gefällt es mir.

"Fertig?"

Erschrocken fahre ich herum und starre zu Ames, der es sich gerade auf seinem Bett gemütlich macht. Seine Augen liegen auf mir, was mich augenblicklich hubbelig macht.

Ich verkrampfe und versuche irgendetwas zu sagen, doch mein Mund verlässt nur ein dämliches "schön hast du es hier", was mich sofort wieder verstummten lässt.

Oh Gott, dass habe ich gerade nicht wirklich gesagt. Doch anscheinend ist genau das der Fall, denn als ich langsam wieder zu Ames sehe und bemerke, dass ein breites Grinsen seine Lippen zuerst, kann ich nicht anders als zu schlucken.

Oh nein Mia, reiß dich schnell wieder zusammen. Du benimmst dich allmählich wie die anderen Anhängerinnen von Ames. Meine Augen weiten sich und beinahe sofort verschwindet die Nervosität, die bis vor kurzem noch meinen ganzen Körper durchflutet hat.

Ich atme tief durch und setzte mich dann neben Ames aufs Bett. Mir ist es egal, dass ich mich auch auf dem Schreibstuhl oder sogar Sofa setzten konnte, denn ich lege nicht viel wert auf die Meinung anderer.

Und eigentlich schon garnicht auf seine Meinung.

Kurz scheint auch Ames überrascht von meinem Handeln zu sein, doch er hat sich schnell wieder im Griff und sieht mich abwartend an.

"Was ist nun das Problem?", fragt er dann und erinnert mich somit wieder an das Gespräch mit Liah zurück.

"Wir brauchen eine Geschichte. Wir müssen uns antworten überlegen, die wir den Leuten auf bestimmten Fragen geben. Heute zum Beispiel bin ich in eine unangenehme Situation gekommen, in der ich nicht wusste, was ich sagen soll."

Ames nickt überfordert. "Du meinst wir sollen uns antworten für Beziehungsfragen überlegen und uns quasi absprechen."

"Genau.", entgegne ich erleichtert, da ich wirklich keine Lust gehabt hätte, ihm das ganze nun auch noch zu erklären.

"Na dann fang mal an."

Ich schnaube. "Wieso soll ich anfangen?"

"Weil du ein Mädchen bist und sicherlich mehr Ahnung von diesem ganzen kitschigen Zeug hast. Zum Beispiel zu der Frage: Wie haben wir uns kennengelernt?" Ames grinst breit und wow, er sieht dabei unglaublich attraktiv aus.

Ich schüttle den Kopf. "Gut, dann fang ich eben an. Wir haben uns an einem warmen Sommertag-"

"Warmen Sommertag.", unterbricht mich Ames, indem er meine Worte wiederholt und mich dabei amüsiert mustert.

"Hey! Du sagtest das ich die Frage so beantworten darf, wie ich will. Ich bin ja das Mädchen." Beleidigt verschränke ich die Arme vor meiner Brust und funkle Ames an.

Abwehrend hebt er die Hände und deutet an, dass ich weitersprechen darf.

Ich nicke. "Also, wie haben uns an einem warmen Sommertag am Strand kennengelernt. Über Freunde."

Ames nickt. "Klingt ganz glaubwürdig."

"Jetzt bist du dran. Warum genau hast du dich in mich verliebt? Also, wie kam es dazu?", stelle ich ihm die nächste Frage und kann nichts gegen das siegessichere Grinsen tun, dass sich nun auf meine Lippen schleicht.

Einige Sekunden ist Ames wie erstarrt, als sich ganz plötzlich ebenfalls ein Böses Grinsen auf seine Lippen legt. "Ich habe mich in dich verliebt, wegen deinen vielen anderen Qualitäten."

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