Kapitel 30

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Nachdem die erlösende Klingel ertönt, packe ich schnell meine Sachen zusammen und verschwinde aus meinem Kursraum. Doch ehe ich überhaupt einen Schritt weiter treten kann, werde ich von einer bekannten Stimme aufgehalten, die wortwörtlich in meinen Ohren schmerzt.

Wiederwillig drehe ich mich um und sehe aus verengten Augen zu Nora, die vor mir zum stehen kommt. Ihre Ahnung geht etwas schneller und sie scheint sich auch unwohl zu fühlen, so wirkt es jedenfalls und das hoffe ich innerlich auch.

Sie sollte sich schlecht fühlen. Es soll ihr genauso dreckig gehen wie es mir ging, als ich erfahren habe das Kolin und sie etwas am laufen haben. Und ich dumme habe ihr auch noch helfen wollen. Oh Gott.. allein der Gedanke macht mich rasend.

"Ich.. können wir reden."

Ihre Worte hallen in meinem Kopf, doch so richtig verstehe ich sie dennoch nicht. Warum möchte sie nun, zwei Wochen nach dem Vorfall mit mir sprechen? Sind ihre Schuldgefühle erst jetzt aufgetaucht oder macht sie das ganze extra?

Ich schlucke den bitteren Geschmack herunter, der sich in meinem Mund ausbreitet. "Ich will aber nicht mit dir sprechen." Und mit diesen Worten mache ich auf dem Absatz kehr und stolziere durch den Gang, der sich langsam mit Menschen füllt.

Doch leider habe ich auch dieses Mal nicht Glück, da ich ihre Stimme nach mir rufen höre und kurz darauf auch Schritte, die mich verfolgen.

Wütend drehe ich mich zu Nora und bringe sie somit überrascht zum stehen.

"Was willst du?", fauche ich dann, da ich keine Lust auf ihre Spiele habe.

Ich bin nicht dumm, ich merke das sie irgendetwas möchte und umso schneller ich es hinter mir bringe, desto schneller habe ich wieder Ruhe von ihr und hoffentlich auch von Kolin.

Sie schluckt merklich. "Ich.. also.. ich wollte mich bei dir entschuldigen." Die Worte verlassen ihren Mund wirklich schnell, doch ich habe keine Probleme beim verstehen.

Dennoch tue ich so als hätte ich nichts gehört. "Wie bitte?"

Meine Lippen pressen sich wie von alleine zu einem dünnen Strich und die Wut, die plötzlich wieder in mir aufbrodelt ist kaum zu ertragen.

Kolin hat mit Nora geschlafen..

Nun fehlt nur noch Clarissa, die sich bei mir entschuldigt, da sie ja der Grund für meine und Kolin's Trennung war. Er hat mich schließlich mit ihr betrogen und verdammt, allein der Gedanke zerreißt mein Herz in viele, kleine Stücke.

"Es tut mir leid.", wiederholt Nora Schweratmend und sieht mir langsam wieder in die Augen.

Ich stocke. "Verdammt, lass mich einfach in Ruhe mit deinen falschen Entschuldigungen. Dir tut es sicherlich nicht leid und bereuen tust du es sowieso nicht. Halte dich in Zukunft einfach von mir fern, Nora, dann wird auch nichts unschönes passieren."

Nachdem diese Worte meinen Mund verlassen haben drehe ich mich endgültig von ihr weg und laufe den Weg zu meinem Spind weiter. Dabei kann ich aber nichts gegen mein Herz tun, dass schmerzhaft zu pochen beginnt und aus irgendeinem Grund füllen sich meine Augen mit Tränen, die ich mühsam weg geblinzelt bekomme.

Verdammt, ich darf jetzt doch nicht heulen!

An meinem Spind halte ich inne und öffne ihn so schnell wie ich kann, nur um gleich danach meinen Kopf so tief wie möglich in ihn reinzustecken. Die anderen dürfen nichts von meinem kleinen Schwächeanfall mitbekommen.

Keiner darf das.

Ich atme tief durch und tue so als würde ich nach einem Buch suchen, doch um ehrlich zu sein versuche ich nur Zeit zu schinden, um mich wieder zu beruhigen.

Wo ist Aria? Ich brauche sie jetzt.

Nach einigen Sekunden in denen ich versucht habe meine Atmung wieder in Kontrolle zu bekommen und mir einige Male über die Augen gewischt habe, ziehe ich meinen Kopf wieder aus dem Spind und schließe diesen dann leise.

Gerade als ich mich wegwende und loslaufen will fahre ich erschrocken zusammen und starre zu Kolin, der genau vor mir steht. Kurz bin ich wie versteinert, da ich ihm seit unserer Trennung kein einziges Mal mehr so nahe gekommen bin, doch nachdem ich meinen Kopf schüttle und wieder zur Besinnung komme trete ich schnell einen großen Schritt zurück und bringe somit wieder genügend Sicherheitsabstand zwischen uns.

"Verzieh dich, Kolin.", bringe ich durch zusammengebissenen Zähnen heraus und versuche möglichst nicht in seine vertrauten blauen Augen zu sehen, was wirklich viel Selbstbeherrschung verlangt.

"Ich bitte dich Mia, ich möchte einfach nur mit dir sprechen. Lass mich alles erklären, die Sache mit Clarissa sowohl Nora, ich empfinde nämlich absolut nichts für die beiden."

Seine Stimme findet den Weg in meine Ohren, doch ich lasse seine Worte erst garnicht in meinen Verstand kommen.

"Ich will nichts erklärt bekommen, Kolin. Zwischen uns ist es aus, endgültig."

"Ich weiß genau das du deine Worte nicht ernst meinst. Du empfindest noch etwas für mich, genauso wie ich für dich, Mia. Du bist das einzige Mädchen das mir jemals etwas bedeutet hat, also bitte, gib mir noch eine Chance."

Und nun kann ich nicht anders als aufzusehen und seinem flehenden Blick zu begegnen. Seine strahlenden Augen sehen trüb, fast schon ausdruckslos in meine und aus irgendeinem Grund zieht sich mein Herz bei diesem Anblick zusammen.

Gerade als ich etwas erwidern möchte, schlingen sich zwei starke Arme um mich und ich werde keine Sekunde später an eine muskulöse Brust gedrückt.

"Sie will sicherlich nichts mehr von dir, Baker. Denn Mia gehört nun zu mir."

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