Kapitel 40

65.4K 2.9K 539
                                    


Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffne kann ich nicht anders als sie stöhnend wieder zu schließen. Ich fühle mich schlapp und bin so müde, dass ich mich direkt wieder aufs Ohr hauen könnte, doch als mir dann die Party durch den Kopf schießt kann ich nicht anders als meine Lieder erschrocken wieder zu öffnen.

Verwirrt sehe ich mich um und versuche irgendwie zu realisieren, wie ich auf meine Couch gekommen bin. Doch das letzte an was ich mich erinnern kann ist, dass ich in Ames Armen eingeschlafen bin.

Schluckend setzte ich mich ganz auf und fahre mir kurz durch die Haare, um diese wieder einigermaßen normal aussehen zu lassen, ehe ich zu meinem Bett schaue, in dem ich Aria jedoch nicht wie erwartet erblicke.

Irritiert kräusle ich die Stirn.

Wo ist sie und wie verdammt bin ich hier hergekommen?

Mit einem Satz springe ich von der Couch und sehe mich noch ein letztes mal in meinem Zimmer um, ehe ich auf die Türe zusteuere und diese mit Schwung aufreiße. Mein Blick fällt auf den Flur und schweift zu den Treppen, doch ich kann nirgends Pappbecher oder Müll sehen.

Es sieht hier oben unglaublich sauer aus, beinahe so als wäre nie etwas passiert, was mich nur noch verwirrter macht.

Langsam reiße ich mich aus meiner Starre und laufe die Treppen runter, nur um mich in einem sauberen Wohnzimmer wiederzufinden. Alles ist blitzblank und es riecht nicht einmal mehr nach Alkohol oder nach Schweiß.

Gerade als ich mir anfange Sorgen zu machen höre ich Gelächter aus der Küche. Ohne überhaupt nachzudenken steuere ich auf diese zu und erblicke recht schnell Aria, Jaron und Keyden, die zusammen am Küchentisch sitzen und sich amüsiert unterhalten.

"Was macht ihr hier?" Ist das erste, was meinen Mund verlässt, als ich vor ihnen zum stehen komme.

Alle Blicke schießen überrascht zu mir und kurz herrscht eine Stille, ehe ich Aria plötzlich quieken höre und ich Sekunden später auch in eine feste, und damit meine ich auch wirklich feste Umarmung gezogen werde.

"Oh Gott, es tut mir sooo leid Mia.", höre ich Aria rufen, während sie den Griff um meinen Körper verstärkt und ich somit fast keine Luft mehr bekomme.

"Ganz langsam.. ich.. - Luft!", krächze ich überfordert.

Sofort löst sich meine beste Freundin wieder von mir und sieht mich mit großen Augen an, in denen sich etwas trauriges wiederspiegelt.

"Es tut mir so unfassbar leid! Ich habe vor einer Stunde erfahren was Kolin gestern getan hat und du kannst dich darauf verlassen, dass ich diesem Bastard die Nase brechen werde!", ruft Aria dann plötzlich unglaublich wütend.

"Das brauchst du nicht, denn Ames hat sie bereits gebrochen.", kommentiert Jaron, der gerade in Ruhe seinen Kaffee trinkt, die Augen dabei jedoch auf Aria geheftet hat.

"Dann werde ich ihm eben irgendetwas anderes brechen. Aber ich schwöre dir, ihm wird es noch leid tun, dich unerlaubt angefasst zu haben..", fährt Aria geladen fort und scheint sich so in die Sache reinzusteigern, dass ich Angst habe das sie sofort losläuft und Kolin ermordet.

"Aria, ganz ruhig, Kolin war betrunken und er wusste nicht was er tut. Du kennst ihn, er hätte sonst nie sowas getan.", murmle ich dann müde und lehne mich an den Tresen rechts neben der Spülmaschine an, um endlich durch zu schnaufen.

"Und dennoch ist es passiert."

Ich schlucke hart. "Bitte.. lass uns einfach über etwas anderes sprechen."

"Oh Gott, ja, dass ist taktlos von mir gewesen. Ich will mich einfach bei dir entschuldigen, weil ich so eine schlechte Freundin gewesen bin. Ich habe mich betrunken und habe nicht mehr aufgepasst, und ich verstehe natürlich wenn du nie mehr mit mir sprechen möchtest..", plappert Aria drauf los und bringt die beiden Jungs die das ganze Spektakel beobachten somit zum Lachen.

"Alles ist gut, Aria. Ich nimm dir das nicht übel. Aber das was mich gerade wirklich interessiert ist: wer hat das ganze Haus aufgeräumt?", hacke ich dann nach und spreche endlich die Frage aus, die mir die ganze Zeit schon auf der Zunge liegt.

Kurz werfen sich Aria und Jaron einen Blick zu, ehe sie sich räuspern.

"Also nachdem du gestern Abend in Ames Armen eingeschlafen bist hat er dich hoch auf dein Zimmer getragen und auf die Couch gelegt. Kurz danach hat er Aria aufgeweckt und dann haben wir halt angefangen zu viert das ganze Haus zu putzen, da wir dir das wirklich schuldig waren."

Überwältigt sehe ich zu Jaron, der seine Erzählung mit einem aufmunternden Lächeln beendet.

"Ihr habt alles aufgeräumt?", hacke ich noch einmal ungläubig nach.

Hier sah es aus wie in einem Schweinestall und ich kann einfach nicht glauben, dass sie und Ames alles aufgeräumt haben, um mir diese Aufgabe abzunehmen.

Keyden nickt grinsend. "Eigentlich wollte ich ja direkt verschwinden und ihnen das ganze überlassen, aber mit Ames ist wirklich nicht zu spaßen. Schon garnicht wenn es um dich geht."

Sobald ich seine Worte realisiere kann ich nicht anders als zu erröten. Ein kribbeln macht sich in meiner Magengegend breit und der Gedanke das auch Ames sich die Nacht um die Ohren geschlagen hat um das Haus aufzuräumen, lässt mich wirklich nicht kalt.

"Wo ist Ames jetzt?", frage ich nachdem ich mich gesammelt habe und sehe durch die Runde.

Aria lächelt. "Er meinte er muss noch schnell was erledigen und deshalb wird er später wieder kommen."

Mein Herz stolpert bei dem Gedanken, dass er tatsächlich später nochmal vorbeikommen wird und das nur um mich zu besuchen.

"Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Setz dich und ruh dich aus, in der Zwischenzeit mache ich dir einen Tee und etwas zum Essen." Aria lächelt mich warm an und verschwindet dann auch im hinteren Bereich der Küche.

Schmunzelnd sehe ich ihr hinterher.

Ich bin wirklich glücklich, so eine tolle Freundin Aria zu haben. Und wie es aussieht sind auch Ames Freunde gute Menschen und ich bin ihnen allen unglaublich dankbar.

Faking love ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt