Kapitel 1

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Müde schlendere ich den Gang entlang und versuche die Blicke der anderen zu ignorieren. Seit dem Vorfall mit Kolin sind nun schon einige Wochen vergangen, doch meine Mitschüler scheinen es immer noch nicht verarbeitet zu haben.

Egal wo ich bin, ihre Blicke folgen mir. Am Anfang dachte ich noch, es würde vorbeigehen, wie sonst auch, doch dieses Mal scheint es anders zu sein. Ich wurde, oder eher gesagt meine Tat wurde zum Gesprächsthema Nummer eins.

Und das hält schon seit drei Wochen an.

Manchmal frage ich mich wirklich, ob die Schüler hier keine anderen Hobbys oder Beschäftigungen haben, als sich mit dem neusten Tratsch auseinanderzusetzen, doch diesen Gedanken verwerfe ich schnell wieder, da es eh nichts nützen würde mir den Kopf darüber zu zerbrechen.

"Hör verdammt nochmal auf so zu schmollen und leb dein Leben wieder.", reißt mich eine gedämpfte Stimme aus den Gedanken.

Überrascht sehe ich zu Aria, die mich aus zusammengekniffenen Augen mustert. Wieder einmal kann Aria sich keinen Kommentar zu meiner Laune verkneifen, doch das ist nichts neues. Das macht sie schon seit dem Vorfall vor drei Wochen, oder eher gesagt seit dem Kolin und ich uns getrennt haben so.

Oh man, es hört sich immer noch komisch an. Wir haben uns getrennt. Kolin und ich haben uns getrennt.

Es ist aus.

Verdammt, es ist wirklich schwer es zu realisieren. Wir waren schließlich zwei Jahre lang zusammen und das ist nicht gerade wenig.

"Ich schmolle gar nicht!", entgegne ich schlecht gelaunt und halte an meinem Spind inne.

Aria verdreht die Augen. "Und was nennst du das dann? Seitdem Kolin Geschichte ist, bist du am Boden zerstört. Ja, man könnte beinahe schon sagen depri."

Entschieden schüttle ich den Kopf.

Das stimmt gar nicht. Sie übertreibt gerade mal wieder maßlos. Ich bin nicht deprimiert, lediglich einwenig enttäuscht. Und wütend. Unglaublich wütend, auf diesen verdammten Bastard.

"Oh doch und genau deshalb werden wir heute feiern gehen." Aria klatscht sich in die Hände und grinst breit.

Ich schnaube verächtlich. "Niemals."

"Aber wieso nicht? Du kannst dich nicht vor allem drücken, Mia. Früher warst du nicht so spießig.", flötet sie und sieht mich überlegen an.

Sofort schießt mein Kopf zu ihr und ich kann nicht anders, als meine Lippen zu kräuseln. Ich hasse es, wenn sie sowas sagt und das weiß sie auch. Genau deshalb benutzt sie es ja auch bei jeder Gelegenheit gegen mich.

Ich verschränke verärgert die Arme vor der Brust. "Ich bin nicht spießig, also hör endlich auf das zu sagen. Heute um acht Uhr stehst du vor meiner Haustür, dann werde ich dir zeigen, wer hier spießig ist!"

Ich schließe meinen Spind wieder und drehe mich auf dem Absatz um. Das letzte was ich höre ist, wie Aria "Das ist mein Mädchen", murmelt. Dann bin ich auch schon um die Ecke verschwunden und mache mich auf dem Weg zum Kunstunterricht.

Da Aria und ich eher wenige Fächer zusammen haben, sitze ich in den meisten Kursen wie zum Beispiel Kunst alleine. Nicht, weil ich keine anderen Freunde habe oder so, ich will einfach nur nicht, dass jemand anderes als Aria neben mir sitzt.

Die Leute an unserer Schule sind mir nämlich nicht geheuer. Ich weiß nicht was es ist, doch ich habe bei jedem Schüler ein schlechtes Gefühl. Sie haben alle etwas, dass mich stört. Nur bei Kolin schien ich es nicht bemerkt zu haben...

Stopp.

Ich darf nun nicht an Kolin denken!

Er darf mir nicht immer unentwegt im Kopf rumspuken, sonst werde ich es niemals schaffen, komplett über ihn hinweg zu kommen. Mit Kolin verbinde ich seit er mir sein wahres Gesicht gezeigt hat gar nichts mehr und ich will auch, dass das so bleibt.

Ich will alle Erinnerungen von ihm und mir löschen und so tun, als hätte es uns niemals gegeben.

Für einige mag sich das jetzt komisch anhören, schließlich gehört er zu meiner Vergangenheit. Wir waren zwei Jahre zusammen. Aber die Sache mit Clarissa hat mir gezeigt, dass das zwei komplett vergeudete Jahre waren.

Ich war vielleicht naiv genug, um auf ihn reinzufallen, aber ich bin noch lange nicht dumm genug, um es erneut zu tun.

Kolin ist für mich Geschichte.

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