Kapitel 15

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Denn dort hinten auf dem Boden gekrault sitzt keine andere als Nora. Ihr wollt wissen wer Nora ist? Nora ist eines der It-Girls an unserer Schule. So kommt es mir zumindest vor. Sie ist hübsch, nett und auch klug, was es im Gesamtpaket selten gibt.

Wir waren früher sogar einmal miteinander befreundet. Also, so sehr man unsere kurze Kindergarten Freundschaft so nennen kann. Nora war schon immer sympathisch und selbstsicher gewesen, was ich schon von klein auf an ihr bewundert habe.

Umso mehr überrascht es mich nun, sie so da sitzen zusehen. Ihre Augen sind rot angelaufen, dass kann ich bis hierhin sehen und sie atmet unregelmäßig. Doch was mich nun brennend interessiert ist was genau sie so zum weinen gebracht hat.

Oder eher gesagt wer.

"Nora?", frage ich dann leise als ich von der Ecke hervortrete und langsam auf sie zulaufe.

"Mia?" Überrascht sieht sie auf.

Schnell wischt sie sich über ihre verheulten Augen und räuspert sich, um ihre Stimme wieder zu finden. "Was machst du denn hier?", fährt sie fort und schluckt einige male hart.

"Das selbe könnte ich dich auch fragen.", entgegne ich nur und mustere sie mitfühlend. "Warum weinst du? Ist etwas passiert?" Meine Augen studieren ihr Gesicht aufmerksam und es ist wirklich schwer meine Neugierde zurückzuhalten.

"Nein.. nein, alles gut."

Ungläubig hebe ich eine Augenbraue. "Also, dass sah gerade nicht so aus..", murmle ich dann und gehe vor ihr in die Hocke.

Sie beißt sich verzweifelt auf die Lippe. "Ich.. ich kann gerade wirklich nicht darüber sprechen. Es regt mich einfach nur auf, dass alle immer denken mein Leben wäre perfekt. Alle denken sie können mit mir spielen und mich ausnutzen, doch ich bin auch ein Mensch. Nur weil mein Leben so schön erscheint, heißt das nicht, dass mich sowas nicht verletzt.."

Überrascht öffne ich meinen Mund. Eigentlich hat sie mir grade erzählt was sie bedrückt, auch wenn ihr das im Moment wahrscheinlich nicht bewusst ist. Sie hat mir quasi ihr Herz ausgeschüttet.

"Das.. das hört sich wirklich scheiße an.", entgegne ich kleinlaut, doch beiße mir schnell fest auf die Zunge, da ich verdammt nochmal nicht geholfen habe.

Ich meine, man hätte nichts schlimmeres sagen können. Ich habe wirklich kein Taktgefühl und in diesem Moment komme ich mir unglaublich dämlich vor.

"Tut mir leid.. ich wollte nicht..-"

"Nein, du hast nichts falsch gemacht. Du bist die erste die endlich mal die Wahrheit sagt.", unterbricht sie mich und atmet tief ein und aus.

"Ich wollte dich nur nicht noch mehr runterziehen. Damit wollte ich dir halt nur sagen, dass ich dich verstehe. Ich verstehe dich wirklich.." Zum Ende hin halte ich inne und erinnere mich an die letzten Wochen zurück.

Sie waren wirklich grauenvoll. Jeder hat mich behandelt als wäre ich eine Hauptattraktion. Früher habe ich mir das "beliebt sein" wirklich toll vorgestellt, doch momentan wirkt es nicht einmal halb so schön, wie es mir erschien.

Es war und ist immer noch grauenvoll jedes einzelne mal die vielen Blicke auf mir zu spüren. Ich höre die Menschen tuscheln, ohne das sie es überhaupt tun und ich muss die ganze Zeit auf mein Verhalten achten, um bloß keine weiteren Fehler zu machen, über die sie sich dann lustig machen können.

Es ist wirklich grauenvoll..

"Danke Mia, wirklich. Ich.. ich denke ich sollte langsam in den Unterricht gehen."

Überrascht sehe ich zu Nora, die mich schwach anlächelt. Ich erwidere es halbwegs, ehe auch ich mich langsam aufrichte und zustimmend nicke. "Ich muss auch langsam.." Ich deute mit einer Handbewegung auf meinen Kursraum.

Sie nickt. "Danke nochmals. Wir sehn' uns."

Ich verabschiede mich ebenfalls von ihr, ehe ich mich umdrehe und auf meinen Kursraum zusteuere. Dabei kann ich nicht anders als an die Bemerkungen die heute an meinem Spind standen zurück zu denken.

Bin ich wirklich so wie mich die anderen sehen?

Nora scheint auch als wäre sie das perfekte Mädchen, doch dass ist sie nicht.

Und ich hoffe die Menschen werden ebenfalls bemerken, dass ich immer noch die selbe bin. Ob ohne oder mit Kolin.

Das hoffe ich zumindest.

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