Kapitel 5

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Zögerlich stoße ich die Tür der Bar auf und erblicke sogleich die Massen von Menschen, die an ihren Bechern nippen und sich zur Musik bewegen, oder wie auch immer man sowas nennen mag. Ein starker Geruch steigt mir in die Nase und ich kann nicht anders, als mein Gesicht zu verziehen.

"Das ist ja ekelhaft.", bemerke ich, als ich fast in ein Fettnäpfchen trete.

"Hab dich nicht so." Aria verdreht die Augen und zieht mich mit sich zur Bar, wo ich schon einige schnuckelige Typen ausmachen kann.

"Ich dachte wir gehen auf eine Hausparty.", bemerke ich dann, während ich Aria dabei zusehe wie sie irgendetwas beim Barkeeper bestellt.

"Ich habe gesagt, dass wir dort feiern gehen, wo heute jeder sein wird. Und das ist eben der Ort hier. Diese Bar wurde vor kurzem erst aufgemacht und ist jetzt schon so beliebt, wie Nathan's Hauspartys.", erklärt sie knapp und scheint auch noch zufrieden mit ihrer Antwort zu sein.

"Ach, natürlich.", erwidere ich trocken und fluche innerlich vor mich hin.

Ich hätte mir das zweimal überlegen sollen.

"Gottseidank bin ich Single."

Verstört sehe ich zu Aria, die fröhlich durch die Gegend blickt. "Warum das? Gestern bist du noch ausgerastet, als du ein Pärchen im Park Händchen halten gesehen hast. Du hast geschrieen, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat."

"Na aber da waren auch nicht so viele heiße Single Jungs an einem Fleck.", erwidert sie grinsend und sieht einem Jungen hinterher, der gerade an uns vorbei taumelt.

Amüsiert verdrehe ich die Augen. "Das erklärt natürlich alles."

Aber recht hat sie schon, denn hier sind tatsächlich einige hübsche Kerle, aber für meinen Geschmack zu viele Milchbubis.

"Also, was willst du als erstes machen?" Aria dreht sich schwungvoll zu mir um und mustert mich abwartend. Ihre Augen sind groß und funkeln mich freudig an.

"Viel zur Auswahl gibt es ja nicht..", murmle ich leise, doch sie scheint es nicht gehört zu haben, da sie mich noch immer abwartend ansieht. Ich seufze. "Was auch immer du willst."

Sofort fängt sie an zu strahlen und klatscht glücklich in die Hände. Ich denke genau das wollte sie hören, da sie mich nun zu jeder Scheiße überreden kann. "Gut, dann lass uns erstmal ein bisschen locker werden.", sagt sie und sieht mich mit einem bösen Grinsen an.

"Locker werden?" Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

"Locker werden. Alkohol." Aria verdreht die Augen und tut so, als würde jeder andere außer mir wissen, was sie mit locker werden meint.

Schnaubend lasse ich meinen Blick durch die Massen schweifen und analysiere die Menschen, die sich in dieser Bar befinden. Alle scheinen unglaublich viel Spaß zu haben und ich kann nicht anders, als mich unwohl zu fühlen.

Früher habe ich Partys geliebt, was eigentlich daran lag, dass Kolin mich in jede einzelne mitgeschleppt hat. Und um ehrlich zu sein weiß ich auch nicht genau, ob ich die Partys mochte, oder doch eher die Chance endlich mal wieder Zeit mit meinem Freund, nun Ex, alias Kolin zu verbringen.

"Nein!"

Überrascht schießt mein Blick zu Aria, die sich frustriert durch die Haare fährt.

"Was ist los?", frage ich dann verwirrt und schlucke, um die Gedanken an Kolin loszuwerden.

"Es fängt wieder an."

"Was fängt wieder an?", hake ich nur noch verwirrter nach und bin kurz davor Aria eine reinzuhauen. Denn ich hasse es, wenn sie mich auf die Folter spannt und das weiß sie auch.

"Deine Depri-Kolin-Phase.", ruft sie, als wäre es das offensichtlichste auf der Welt.

Ich starre Aria ungläubig an. "Meine was?"

Manchmal frage ich mich wirklich, wie ein Mensch so komisch und doch liebenswert sein kann. Ich meine, sie hat nicht wirklich eine Phase nach Kolin benannt.

"Na du bist wieder in deine Depriphase gerutscht. Du denkst wieder an Kolin, hast wieder diesen verletzten Gesichtsausdruck drauf und siehst wie eine behinderte in die Ferne. Dir muss klar sein, dass sowas nur in Filmen gut aussieht. Ich spreche aus Erfahrung..."

Weiter höre ich ihr nicht mehr zu, da meine Ohren wie von alleine auf Durchzug stellen. Plötzlich wird mir klar, dass sie recht hat. Ich bin wieder in die schlechte Phase gerutscht, denke wieder an Kolin und habe verdammt nochmal Liebeskummer.

Scheiße.

"Lass uns etwas cooles machen.", rufe ich dann plötzlich, wie aus der Pistole geschossen.

Aria hält inne und sieht mich mehr als nur überrascht an. Sie hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet und ich nur noch weniger. Doch ich brauche jetzt einfach etwas das mich ablenkt.

"Trinkspiel!", schreit Aria auch schon erfreut und schnappt sich meine Hand. Zusammen stolpern wir auf einen Tisch zu, an dem sich schon einige Leute versammelt haben. Die einzelnen Getränke werden durch die Runde gegeben und das ist erst der Anfang eines langen, wirklich langen Abends.

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