Faking love ✓

Kapitel 6

Taumelnd greife ich nach einem weiteren Becher, der zwar nur bis zur Hälfte voll ist, es aber auch tun wird. Meine Beine schwanken gefährlich und mir ist wirklich zum kotzen zumute. Und dennoch lasse ich auch den Inhalt dieses Bechers meinen Hals hinuntergleiten.

Langsam hebe ich meinen Blick wieder und halte Ausschau nach Aria, die ich Sekunden später bei einem Mädchen entdecke.

Oder ist das doch ein Einhorn auf zwei Beinen?

Angestrengt kneife ich die Augen zusammen und muss enttäuscht feststellen, dass es doch kein Einhorn ist. Lange kann ich jedoch nicht trauern, da mein Kopf erneut wie verrückt zu pochen beginnt.

"Ariaaaa!", rufe ich und bemerke erst Sekunden später, dass ich nuschle.

Nach dem Trinkspiel haben sich alle bis auf mich verdrückt, da ich noch ein bisschen feiern wollte, - auch wenn ich es alleine getan habe. Ich meine, ist man selbst nicht die beste Gesellschaft?

"Hallo!", rufe ich nun wütend und versuche mich am Tisch hochzustemmen, was wirklich schwerer ist, als gedacht. Ich wäre nämlich beinahe ausgerutscht und auf Kotze getreten, doch Gottseidank konnte ich mich noch im letzten Moment fangen.

Halleluja.

"Ich komme.", schreie ich dann über die laute Musik hinweg, doch Aria scheint mich immer noch nicht zu hören.

Seufzend hieve ich mich auf und setzte langsam ein Bein vors andere. Dabei muss ich die ganze Zeit darauf achten, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, was nach einigen Versuchen sogar ganz witzig ist.

Ein Kichern entschlüpft meinem Mund, doch ich verstumme prompt, als ich Bekanntschaft mit einer fremden und überraschend harten Burst mache. Erschrocken hebe ich meinen Blick und lasse ihn über die muskulöse Brust wandern, an perfekt geschwungenen Lippen und einer graden Nase vorbei und halte letztendlich an einpaar unglaublich schönen dunklen Augen inne.

Mein Atem stockt und ich sehe einen Moment zu lange in Ames' intensiven Augen. Ich schlucke schwer. Seine gesamte Erscheinung schüchtert einen ein, doch auf der anderen Seite kann man nicht anders, als zu Starren.

Ja, ich muss gestehen, Ames ist der hübscheste Junge, den ich seit langem zu Gesicht bekommen habe.

"Wow, du strahlst so.", nuschle ich noch immer benommen und studiere sein Gesicht genau.

Wunderschön.

"Was?" Ames zieht die Brauen zusammen, doch ich bleibe eine kurze Zeit lang still, da seine raue und zugleich tiefe Stimme zu viel für mein besoffenes Herz ist.

"Du strahlst so wie die Sonne. Nein, dass kann man nicht sagen, oder? Du bist sogar noch viel schöner als die Sonne und...", erkläre ich, doch beende meinen Satz nicht, da ich plötzlich unglaublich müde werde.

"Mia, ich denke du solltest..-"

"Oh... du.. du kennst meinen Namen? Wow, damit hätte ich jetzt wirklich nicht gerechnet.", unterbreche ich ihn und starre ihn mit großen Augen an.

Ames King kennt meinen Namen.

"Wie viel hast du getrunken?"

Überrascht sehe ich wieder zu ihm auf, doch brauche einige Momente bis ich so richtig verstehe, was er gerade überhaupt gefragt hat.

"Gar nichts.", entgegne ich lallend und kichere, da sein ernster Gesichtsausdruck unglaublich süß aussieht.

"Wie viel gar nichts denn?"

"Ich habe gewonnen!", rufe ich erfreut.

Diese Antwort scheint ihn zu verwirren, da er seine Stirn runzelt. Und selbst dabei sieht er so unverschämt gut aus.

Wie konnte mir das vorher nie so richtig aufgefallen sein?

Ach ja.

Ich hatte ja einen Freund...

"Was hast du gewonnen, Mia?", reißt mich Ames raue Stimme aus den Gedanken und veranlasst mich dazu, den Kopf zu heben und seinen Blick zu erwidern.

"Na das Trinkspiel!", bemerke ich lachend und wäre fast nach hinten gefallen, hätte Ames nicht in letzter Sekunde seine Arme um meine Hüfte geschlossen.

Ein Gähnen verlässt meine Kehle und ich kann nicht anders, als mich an seine Brust zu kuscheln. In diesem Moment scheint sich mein Gehirn wie von selbst auszuschalten und ich bin mir sicher, dass ich das morgen sowas von bereuen werde.

"Scheiße..." Ist das Letzte, was ich ihn murmeln höre, ehe ich in seinen Armen einnicke.