Kapitel 8

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In der Schule am nächsten Tag, zu der ich Gott sei Dank pünktlich erschien, schien alles wieder ziemlich entspannt zu sein. Juli redete ganz normal mit mir und ich spürte, wie mir ein Stein vom Herzen fiel, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass er da war. Darlene schien zu merken, dass ich besser gelaunt war und strahlte mich auch ab und zu an. Und so machte auch der Unterricht wieder Spaß, denn zwischendurch konnte ich immer wieder mit ihnen Scherze machen. Natürlich verbrachte ich die Pausen wieder mit Vivi und ihr. Wir unterhielten uns über alles Mögliche, bis es irgendwann aus Vivi heraus platze: „Deniz und ich, wir, sind zusammen. Glaub ich." Auf ihrem Gesicht erschien ein unsicheres und doch von Freude gezeichnetes Grinsen. Nach dem ersten kleinen Schock freuten Darlene und ich uns natürlich unheimlich. „Ein Moment", unterbrach Darlene unser freudiges Quieken, „was heißt denn „Glaubst du"?" Vivi legte den Kopf schief und antwortete zögerlich: „Naja, also wir haben uns getroffen und ich denke, es war ein Date. Also ich meine immerhin waren wir nur zu zweit und wir sind ins Kino gegangen und haben noch etwas gegessen und dann, naja, als er mich nach Hause gebracht hat, da haben wir uns geküsst. Also, ich meine, das heißt ja erstmal nicht direkt, dass wir zusammen sind. Aber, als wir uns wiedergesehen haben, da hat er meine Hand genommen und mich Schatz genannt. Kann man das als zusammen sein werten? Auch wenn er mich jetzt nicht direkt gefragt hat?" Das war eine wirklich gute Frage, denn für viele Leute waren Beziehungen ein wirklich großes Interpretationsfeld. „Ganz ehrlich", verkündete ich, „frag ihn einfach. Also, frag ihn, als was er eure Beziehung bezeichnen würde. Auch wenn ich sagen würde, dass das ziemlich nach einer festen Beziehung klingt. Aber sicher ist sicher. Und, ich weiß, dass das eine schwierige Frage ist, aber du musst einfach den richtigen Moment abwarten." „Ja, ich denke du hast Recht", stimmte Vivi mir zu. Auch Darlene nickte. „Apropos Date", lenkte ich das Thema in eine andere Richtung, „wie sieht es denn bei dir aus Darlene?" Als Antwort bekam ich erst nur ein Seufzen. „Naja, bisher hat sich nichts getan. Aber ich bin geduldig." „Ich denke, da wird sich bald etwas ergeben", sicherte ich ihr zu.

Ich war froh, dass Juli mich auch wieder auf meinem Heimweg von der Schule begleitete und wir heute auch wieder zusammen in den Teufelstopf fahren wollten. Als wir an meinem Hoftor angekommen waren, bat ich Juli kurz anzuhalten. Ein wenig verwirrt blieb er vor mir stehen. „Okay, ich weiß, dass kommt jetzt vielleicht komisch, aber weißt du vielleicht was Neues von Maxi?" Sein Blick wurde nur noch verwirrter. „Naja, wegen Darlene. Ich weiß, wir sollten uns da nicht einmischen und so, aber ich will ja nur wissen, ob er vorhat sie nach einem Date zu fragen oder ob sie sich treffen wollen, irgendwas in die Richtig." „Ganz sicher, dass da nicht die pure Neugier und Ungeduld aus dir spricht Emma?", gab Juli mit einem Schmunzeln zurück. Ich rollte die Augen: „Ja okay, vielleicht schon. Aber wir haben heute darüber gesprochen und Darlene wartet schon sehnsüchtig darauf, dass sie sich wiedersehen. Also alleine." „Und wieso fragt sie ihn dann nicht? Emanzipation, meine Damen!" Jetzt lachte Juli lauthals. „Aber mal im Ernst Emma, ich habe Maxi auch erst darauf angesprochen, aber leider keine richtige Antwort bekommen. Ich denke auch, wir sollten uns nicht zu sehr einmischen, aber ich glaube unser Maxi brauch einfach manchmal einen Schubs in die richtige Richtung. Auf jeden Fall gebe ich alles, damit die beiden endlich miteinander glücklich werden. Wird ja auch mal Zeit. Gott, sei froh, dass du Maxi noch nicht so lange kennst und seine verliebte Schwärmerei noch nicht so ewig ertragen musst, im Wissen, dass sich nichts ändert." „Andere Menschen würden das als romantisch bezeichnen", warf ich ein, während meine Augenbrauen herausfordernd nach oben wanderten. Juli lehnte sich ein wenig mir entgegen. „Möchtest du damit sagen, dass ich unromantisch bin?", fragte er gespielt beleidigt. „Das habe ich nie behauptet", antwortete ich und hob abwehrend die Hände. Kurz wanderte Julis Blick mit einem Lächeln zu Boden bevor er wieder sprach: „Ich habe nichts gegen Romantik, aber etwas gegen tragische Liebesgeschichten. Warum so kompliziert, wenn es auch ganz einfach geht? Vielleicht bin ich zu pragmatisch für so etwas. Jedenfalls habe ich die feste Überzeugung, dass man seine Ziele einfach verfolgen sollte. Machen, statt schwärmen." „Also Juli, das klingt mehr nach einer Baumarktwerbung als nach Romantik, aber okay", ließ ich lachend los. Da rollte er wiederrum mit den Augen. „Also das habe ich wirklich auch noch nicht gehört. Wirklich so schlimm? Aber gerne kannst du mir auch mal deine Definition von Romantik geben, aber jetzt muss ich erstmal nach Hause zum Mittagessen." Er verabschiedete sich mit einer Umarmung, so gut das eben mit einem Fahrrad zwischen uns ging und verschwand zu seinem Haus.

Mit einem Lächeln auf den Lippen ging auch ich nach drinnen um mit meiner Mutter gemeinsam zu Essen. Interessiert fragte sie nach der Schule und nach meinen neuen Freunden. Und während ich so erzählte wurde mir erst klar, wie viel Glück ich hatte. All diese Leute, die mich so mit offenen Armen empfangen hatten, wie viel Glück musste ich haben, dass ich sie alle getroffen hatte? Das machte mir wieder richtig Freude darauf sie alle am Nachmittag wiederzusehen.


Später am Tag machte ich mich auf den Weg zum Teufelstopf, zusammen mit Fabi, Joschka, Juli und Felix. Das Wetter sah nicht sehr vielversprechend aus, da immer dunklere Wolken aufzogen, aber dennoch machten wir uns auf den Weg. Ein Wilder Kerl lässt sich ja nicht von so etwas aufhalten oder? Als wir ankamen waren die meisten schon da und während wir anfingen zu kicken begann auch der Regen sehr leicht. Zuerst war das gar kein Problem, nur als es dann anfing in Strömen zu regnen mussten wir uns doch erstmal geschlagen geben. Ziemlich durchnässt verzogen wir uns unter der Vorstand von Willis Kiosk und jeden anderen trockenen Fleck den wir finden konnten. „Verdammt", rief Joschka aus, „ich hasse den Regen! Ich will weiterspielen!" „Du weißt was du tun musst", antwortete Juli lachend. Verwirrt blickte ich in seine Richtung. „Den Regen", klärte Juli mich dann auf, „vertreibt man durch Fluchen." „Im Ernst?", gab ich lachend zurück. „Aber natürlich. Je lauter und kreativer der Fluch, umso schneller verzeiht sich der Regen. KREUZKACKENDES KÜMMELHUHN!" In genau diesem Moment blitze es. Und die anderen Wilden Kerle stimmten mit ein und fluchten wie verrückt, jeder auf seine eigene Weise und mit immer neuen Ideen. Doch der Regen wollte einfach nicht aufhören. „Er will wirklich nicht aufhören. Maxi, wir brauchen dich und einen Globus", rief Fabi Maxi zu. Der rollte nur mit den Augen, konnte sich aber auch ein Grinsen nicht verkneifen. Wieder einmal verstand ich gar nichts, bis Juli mir die Geschichte erzählte, wie Maxi versuchte den Regen zu vertreiben und dabei seinen Vater mit dem Globus direkt auf dem Kopf erwischte und es dabei schaffte sein Fenster zu zerstören. Die Art und Weise und wie Juli die Geschichte erzählte und wie man Maxi die Scham ins Gesicht steigen sah, konnte ich nicht anders als lauthals loszulachen. Auch alle anderen, wieder erinnert an diese Geschichte begannen zu lachen. Und dann hörte der Regen endlich auf. „Können wir jetzt weiterspielen?", legte Joschka los während er aufsprang. Rocce blickte über den Platz. „So wie der Platz jetzt aussieht, ist das glaube ich keine gute Idee. Der ist total überschwemmt." Uns anderen war das natürlich klar, nur Joschka blickte beleidigt drein. „Oh, bevor ihr alle verschwindet, ich wollteeuch alle noch zu meinem Geburtstag einladen. Ich feiere am Freitag, in meinemGarten und freue mich natürlich wenn ihr kommt", sagte Felix in die Runde. Natürlichbedankten wir uns für die Einladung und ich freute mich innerlich schon auf dieFeier. Danach stiegen wir auf unsere Fahrräder um den Heimweg anzutreten. 

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