Epilog

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Es war das Rascheln auf der Bettseite neben mir, das meine Aufmerksamkeit von meinem Buch auf die Person an meiner rechten Seite lenkte. Juli rutschte, noch immer mit geschlossenen Augen, soweit zur mir rüber, bis er seinen Arm um meine Hüfte legen konnte und seinen Kopf in meinen Schoß. Die andere Hand wanderte so unter mein Shirt, dass seine Hand auf meinem Rippenbogen lag. Naja, eigentlich war es eines seiner Shirts. Mit einem Lächeln legte ich das Buch, was ich bisher gelesen hatte, auf den Nachttisch neben mir. Stattdessen ließ ich meine rechte Hand durch sein Haar gleiten, was auch Juli ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Guten Morgen", nuschelte er und schmiegte sich noch näher an mich. „Guten Morgen meine kleine Schlafmütze", antwortete ich. „Und alles Gute zum 5. Jahrestag", setzte Juli hinzu und streckte mir, immer noch mit geschlossenen Augen, sein Gesicht entgegen, sodass klar wurde, dass er einen Kuss erwartete. Den bekam er natürlich auch. Kurz kicherte ich. „Das wünsche ich dir auch", entgegnete ich und Juli ließ seinen Kopf wieder fallen, so dass ich weiter mit seinen Haaren spielen konnte. „Wieso bist du schon wach?" fragte Juli und ich seufzte kurz. „Diese verdammten Möwen vor unserem Fenster haben mich geweckt und dann auch noch wachgehalten. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr und habe einfach angefangen zu lesen. Bin überrascht, dass du so lange schlafen konntest, aber vielleicht hat der Sekt gestern Abend geholfen", stichelte ich, was mir einen Kniff in die Seite bescherte. Juli grummelte direkt zurück: „Du glaubst doch nicht, dass mich zwei Gläser Sekt ausgeknockt hätten." Mit zusammengekniffenen Augen schaute mein Freund mich an, so gut es aus seiner Position eben ging. „War nur Spaß Huckleberry. Immerhin musste ich heute morgen nicht schon beim Sonnenaufgang wandern gehen, wie im letzten Urlaub", stichelte ich weiter. „Es hat dir doch gefallen", echauffierte sich Juli und ich bekam noch ein paar mehr Piekser ab und da ich noch immer extrem kitzelig war, sorgte es dafür, dass ich mich wie verrückt im Bett umher wand. Völlig unbeeindruckt von meinem Quietschen und den Bitten aufzuhören ließ Juli erst dann von mir ab, als ihm danach war. Inzwischen lag er über mir und stütze sich auf seinen Händen ab. Es dauerte einige Sekunden, in denen ich meine Atmung wiederfinden musste, in denen mein Freund mich nur ein wenig dümmlich angrinste. Auch er musste erstmal Luft holen, seine nackte Brust hob und senkte sich rapide. Wir strahlten einander an und da spürte ich es wieder. Diese Liebe ganz tief in meinem Bauch. Dieses wärmende Gefühl langanhaltender Liebe, dieses Gefühl der Geborgenheit von jemandem, der einen kennt wie kein anderer. Mit Juli zusammen sein war wie das Nachhausekommen nach einem langen Tag. Wie das Ortsschild deiner Heimat, wenn du lange weg warst. Wie der erste Frühlingswind nach einem langen Winter. Kein schlechter Vergleich konnte es richtig fassen, dieses Urvertrauen, dass ich in mir spürte, wenn er mich mit seinen blauen Augen betrachtete.
„Hast du irgendeine Ahnung, wie sehr ich dich liebe?", flüsterte er. „Ein ungefähre Idee", entgegnete ich im Scherz. Herausgefordert grinste Juli noch ein bisschen breiter. „Dann zeig ich dir, wie sehr ich dich liebe." Er begann sich seinen Weg meinen Hals hinab zu küssen und ich seufzte leicht. Das hier musste der Himmel sein.

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