Kapitel 3

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Am nächsten Morgen wachte ich ausgeschlafen und glücklich auf. Und wieder holten mich Fabi und Juli ab. Ich spürte die Verlegenheit bei Juli, wir beide versuchten uns nichts vom gestrigen Abend anmerken zu lassen, denn ich schätze wir beide wussten nicht so recht, wie wir das Verhalten des anderen einstufen sollten. Fabi jedoch merkte nicht wie merkwürdig wir uns verhielten. An der Schule angekommen, begrüßte ich alle und ging mit ihnen in den Unterricht, wo Juli neben mir saß. Juli und ich redeten kaum, warfen und nur ab und an ein Lächeln zu, bis es klingelte. In der Pause gingen alle auf den Bolzplatz, doch Darlene nahm mich am Arm und zog mich zur Seite. Sie schaute mich ernst an. „Was ist los?", fragte sie. Ich schaute sie erst mal verwirrt an. „Hä?", antwortete ich, „was soll denn los sein?" Sie verdrehte die Augen: „Du verhältst dich so merkwürdig und Juli genauso. Da stimmt doch was nicht!" Ich schüttelte den Kopf. „Das kommt dir nur so vor." „Da läuft doch was!", erwiderte sie grinsend. „Nein", sagte ich und ging in Richtung Fußballplatz, Darlene hinter mir her. Sie stellte keine Fragen mehr, doch ich konnte sehen, wie ihr Gehirn ratterte und sie grinste immer noch.

Nach der Schule fuhr ich wieder mit Juli und Fabi nach Hause. Ich genoss die Fahrt irgendwie, heute war wieder gutes Wetter und wir wollten uns später wieder im Teufelstopf treffen.
Als ich zu Hause in meinem Zimmer saß, klingelte es plötzlich an der Tür. Ich öffnete und war ziemlich überrascht wer dort stand. Es war Juli und er lächelte mich an. „Hey", sagte er schüchtern. Ich war immer noch verwirrt. „Äh hi", stammelte ich, „komm.. komm doch rein." Langsam führte ich ihn in die Küche. „Willst du was trinken?", fragte ich. Er nickte. „Gerne", sagte er noch und ich stellte ihm ein Glas Apfelsaft hin, und setzte mich ihm gegenüber. Ein wenig nervös nippte er an dem Glas. Irgendwie wusste ich nicht was ich jetzt sagen sollte, doch irgendwie wollte ich auch kein peinliches Schweigen. Zum Glück sagte Juli etwas: „Gehst du heute in den Teufelstopf?" „Ja", antwortete ich knapp und ärgerte mich dann, dass ich nicht mehr gesagt hatte. Dann schaute Juli mich an. „Weißt du, wegen gestern", stammelte er und schaute wieder auf sein Glas, „ich ehm, ich finde wir könnten uns doch öfter treffen." Er sah aus als bereute er wieder was er gesagt hatte. Doch ich freute mich darüber. „Ja find ich auch, ich fand es sehr schön", antwortete ich und versuchte ihm zu zeigen, dass er nichts Falsches gesagt hatte. Juli lächelte und blickte mit tief in die Augen.
Plötzlich berührten sich unsere Finger, es fühlte sich an wie ein heißer Stromschlag. Verlegen zogen wir unsere Hände zurück. Wieder schauten wir uns tief in die Augen, am liebsten wäre ich ihm um den Hals gesprungen. Er schaute auf die Uhr. „Ich glaube ich geh jetzt, ich muss mich noch umziehen", sagte er und räusperte sich, „aber wollen wir zusammen zum Teufelstopf fahren?" Wieder lächelte er schüchtern. Ich nickte. Auch ich musste mich noch umziehen und zog das Trikot meiner alten Mannschaft an, sie hatten es mir bei meinem letzten Spiel geschenkt. Bald würde ich auch neue Fußballschuhe bekommen, hatte meine Mutter mir versprochen.

Pünktlich standen Fabi und Juli vor meiner Tür, mit ihren Fahrrädern. Ich eilte nach draußen und schwang mich auf mein Fahrrad. Die beiden legten ein ganz schönes Tempo vor, ich versuchte so gut wie möglich mitzuhalten. Die meisten anderen waren schon da. Zusammen mit den beiden Jungs stellte ich mein Fahrrad ab. Still setzte ich mich an den Rand des Teufelstopfs und beobachtete die Jungs wie sei einfach mal frei tricksten. Rocce spielte mit dem Ball als wäre er an einer Schnur, Trick reihte sich an Trick, dabei grinste er noch, als wäre das kinderleicht. Aber auch die anderen waren alle total gut. Es war immer lustig anzusehen, wie Juli schwer konzentriert, die Zungenspitze aus den Mund streckte und den Ball gekonnt mit dem Fuß kontrollierte. „Hey, kannst du auch ein paar Tricks?", rief Fabi mir zu. Lachend schüttelte ich den Kopf: „Nein, ich kann noch nicht mal richtig hochhalten!" Die Jungs lachten. „Jeder kann hochhalten!", rief Rocce und begann direkt damit den Ball auf seiner Fußspitze springen zu lassen. Ich stand auf und stellte mich neben Rocce. „Probier es", forderte der mich auf. Also versuchte ich so gut ich es konnte den Ball in der Luft zu halten. Und ich brach dabei sogar noch meinen eigenen Rekord! „Siehst du?", fragte Rocce grinsend, „ich hab's gesagt." Ich schaute zu Juli, der mich beeindruckt angrinste. „Hast du in deinem alten Wohnort auch schon Fußball gespielt?", fragte Fabi. Mein alter Wohnort, wie das klang. „Ja", antwortete ich, „wir sind sogar grade erst Meister geworden!" Beeindruckt pfiff Felix durch die Zähne. „Na dann haben wir ja ein Talent hier vor uns", sagte er und zeigte ein kleines Grinsen. Schnell schüttelte ich den Kopf: „Nein nein, ich bin nur die Torwärtin, im Grunde hab ich fast nichts zur Meisterschaft beigetragen." Daraufhin schüttelte Markus den Kopf. „Ohne den Torwart wäre die Mannschaft verloren, stimmt's Jungs?", erwiderte er und zwinkerte. Jetzt kamen auch endlich Darlene, Vivi und Deniz an. Wir formten zwei Mannschaften und spielten gegeneinander, in meiner Mannschaft waren Fabi, Felix, Juli und Darlene, ein verdammt gutes Team. Aber die anderen waren mindestens genauso stark und hatten Ballbesitz. Ich lief auf Rocce zu, doch hatte keine Chance, mit Leichtigkeit spielte er mich aus. Es war ein hartes Spiel, unsere Mannschaft wechselte er sich jeder im Tor ab, während in der anderen Mannschaft Markus seinem Namen alle Ehre machte, er war wirklich unbezwingbar. Erst sehr spät beendeten wir das Match, unentschieden.

Als ich wieder zu Hause an kam rief meine Mutter aus der Küche: „Joshua hat angerufen. Du sollst dich bei ihm mal melden." Ich schnappte mir das Telefon und rief ihn an. Er war in Selters mein bester Freund gewesen. Lange redeten wir darüber was es Neues gab, als er plötzlich fragte, ob ich Selters und all das vermisse. Da stand ich nun vor dieser Frage, auf die ich keine Antwort wusste. Denn das alles hier liebte ich schon, ich fühlte mich schon zu Hause.D och ich antworte: „Ja natürlich." Denn irgendwie stimmte es ja auch. Am Telefon schlief ich auch noch ein. 

Am nächsten Morgen war ich verdammt verschlafen,was Fabi mir auch direkt ansah. „Nicht viel geschlafen hm?", neckte er mich. Ich warf ihm nur einen vielsagenden Blick zu und setzte mich auf mein Fahrrad. Langsam fuhr ich hinter den beiden her, der Himmel war grau, wie meine Laune. An der Schule angekommen, sah ich Darlene schon auf mich zu laufen. Sie umarmte mich zur Begrüßung und zeigte ihr zauberhaftes Lächeln. Gemeinsam gingen wir ins Klassenzimmer, Herr Hochmuth war schon da. Wir setzten uns auf unsere Plätze in die letzte Reihe,kurz danach setzte sich auch Juli neben mich und schenkte mir ein Lächeln. Der Geschichtsunterricht zog sich, endlich klingelte es zur Pause. Draußen spielten die Jungs wieder Fußball und Darlene, Vivi und ich saßen auf der Mauer. „Gibt's was neues?", fragte Vivi in die Runde, Darlene schüttelte erst den Kopf, dochdann grinste sie breit: „Oh doch es gibt was neues, unsere Emma hat anscheinend Juli ‚Huckleberry' Fort Knox den Kopf verdreht." Sie stupste mich mit dem Arman und lachte. Ich war im Gesicht rot geworden. „Ach sei leise!", rief ich lachend. Vivi konnte sich das Lachen nun auch nicht mehr verkneifen. Fabi drehte sich zu uns um und schaute uns verwirrt an, worauf wir noch mehr lachen mussten. „Aber ich wette du bist auch nicht ganz unschuldig Darlene, wem hast du hier schon den Kopf verdreht?", fragte ich sie direkt und noch bevor sie den Mund öffnen konnte, hatte Vivi seinen Namen schon ausgesprochen: Maxi. Wütend warf Darlene ihr einen Blick zu, doch ich lachte nur wieder auf. „Ich hab's doch gewusst!", rief ich auf. Darlene äußerte sich nicht weiter dazu.

Der Gong schallte über den Schulhof, langsam begaben sich alle in Richtung Schulgebäude. Plötzlich tauchte Fabi neben mir auf. „Worüber habt ihr denn so gelacht?", fragte er. Ich schaute kurz zu Darlene, und antwortete dann grinsend: „Ach nichts." Er schüttelte nur den Kopf: „Oh man. Aber andere Frage: Was machst du heute noch so?" „Ich weiß nicht, hab eigentlich noch nichts vor." „Okay, naja, ich hab mir gedacht, da heute so ein schöner Sommertag ist, da könnte ich dir mal unseren Mutprobenort zeigen." „Mutprobenort?", fragte ich verwirrt, ich verstand nur Bahnhof. Fabi lachte: „Ach hab ich dir davon noch nie erzählt?" Ich schüttelte den Kopf.„Naja egal", sagte er, „ich werde ihn dir trotzdem zeigen. Ich hol dich ab!" Im Klassenraum angekommen, setzten wir uns auf unsere Plätze.   

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