„Halt dich fest Sarah, ich bin gleich bei dir!", schreit es durch den ganzen Berg. Meine Hände werden langsam taub, mein Zelt ist vor einigen Sekunden die hundert Meter den Abgrund runtergerauscht. „Beeil dich, ich halte nicht mehr lange durch!", rufe ich verzweifelt zurück.
Über mir tauchen zwei mir sehr bekannte Köpfe auf. Der eine gehört Roman und der andere Julian. „Darf ich fragen wie ihr das jetzt bitteschön anstellen wollt?", rufe ich verzweifelt. „Ich weiss nicht, vielleicht sollte einer von uns runter zu dir, gemeinsam geht das Hochklettern vielleicht besser." „Sodass wir dann zu zweit hier hängen? Super Idee, ich habe aber nicht vor abzustürzen", meine ich ironisch und versuche mit meinen Füssen an der glatten Felswand Halt zu finden. Ju schüttelt den Kopf. „Nein, es muss eine andere Lösung geben."
Romans Kopf verschwindet hinter dem Vorsprung, ich höre ihn sprechen. „Warum haben wir uns nur vom Rest dieser Gruppe getrennt?" „Kommt jetzt, ich halte nicht mehr lange durch!", rufe ich hoch. Meine mittlerweile kalkweissen Finger krallen sich an den kleinen Felsvorsprung, der sich als meine einzige Überlebenschance herausstellt.
„Wirf deinen Rucksack weg, er reisst dich runter!", schreit Ju. „Nein, da sind lebenswichtige Dinge drin. Den darf ich nicht einfach wegschmeissen." Stöhnend klammere ich mich an den rutschigen Stein, in der Hoffnung, dass die beiden dort oben endlich eine Lösung finden. . Warum musste ich ausgerechnet heute diese Bergtour buchen? Und warum mussten diese Fussballer ausgerechnet heute mit mir auf diese Wanderung?
„Sarah, geht's?", fragt Julian besorgt und sein Kopf erscheint erneut über mir. „Ja, danke. Ein Kaffee wär noch nett", meine ich schnippisch. „Komm mal wieder runter, wir sind auch keine Bergführer. Hör zu, wir knoten jetzt unsere Seile aneinander und versuchen dich so irgendwie hochzubekommen." Ich stimme zu und höre, wie die zwei etwas fausten.
Meine Hände rutschen immer wieder weg und sind schon ganz blutig. Tränen der Verzweiflung rinnen meine Wange hinunter, das Adrenalin in meinem Blut stösst meinen Körper an seine Leistungsgrenzen. Der Fels ist schroff und Steil, ich hatte Glück, dass ich mich früh genug festhalten konnte, sonst wäre ich unten auf dem Steinboden zerschellt. Meine Finger verkrampfen sich vollkommen und es fühlt sich an, als könnte eine kleine Ameise sie vom Felsen lösen und mich in die Tiefe stossen. „Jetzt macht! Ich falle sonst!", rufe ich vollkommen verzweifelt.
Ja, ich habe Todesangst. In Sekunden zieht mein ganzes Leben an mir vorbei. Ich verabschiede mich gedanklich von meinem besten Freund, meinen Kollegen und meiner Familie. „Jule, Roman! Scheisse, ich....ich lass los. Es hat keinen Zweck, früher oder später falle ich sowieso." Ich höre wie jemand sich an den Rand stürzt. „Neiiiiiiiiin! Sarah verdammt, halt durch, ich bin gleich soweit!", ertönt es von Roman.
Keine zehn Sekunden später baumelt ein Seil hinter meinem Rücken. „Und wie soll ich da rankommen ohne abzustürzen?", frage ich weinerlich. Ju übernimmt das Kommando. „Du packst mit einer Hand das Seil und hältst dich mit der anderen noch am Fels fest. Dann ziehst du dein Handgelenk durch die Schlinge und ziehst das Seil an." Ich tue wie mir gesagt wird und kurze Zeit später schnürt sich das dicke, raue Seil um mein Handgelenk. „Und jetzt?" Ju linst über die Kante. „Jetzt pack mit der anderen Hand auch das Seil und wir ziehen dich gemeinsam hoch." Ich nicke, nehme all meinen Mut und meine Kraft zusammen und packe das Seil. Der Schmerz zuckt durch meine Hände und durch mein Handgelenk, ich beisse die Zähne zusammen. Mein Körper fällt mit seinem vollen Gewicht in dieses dünne Seil, von dessen Stabilität nun mein Leben abhängt. Roman und Julian schreien, als sie das Seil so schnell wie möglich nach oben ziehen. Als ich schliesslich den Rand zu fassen kriege, halte ich mich daran fest und ziehe mich hoch. Von rechts und links werde ich nach hinten gezogen und lasse mich keuchend zu Boden fallen. „Alles okay?", fragt Ju besorgt.
Ich schüttle den Kopf und zeige ihm meine Hände. Sie sind aufgerissen, verbrannt und geschürft. Am Handgelenk ziert ein blauer Strich den Übergang zur Hand. Sofort schnappt Julian sich meine Hände. "Du fasst nichts an. Zieh deinen Rucksack aus, dort ist das Verbandsmaterial." Roman hilft mir, aus meinem Rucksack zu schlüpfen und zieht das Verbandsset aus dessen Innern. Dort packt er sofort das Desinfektionsmittel, einige Kompressen und Mullverbände raus. Das Pochen in meinen Handgelenken wird immer stärker und meine Beine zittern wie Espenlaub. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und mich nicht bewegen, immerhin bin ich gerade haarscharf dem Tod entgangen.
„Ganz ruhig atmen, hörst du?", meint Roman leise und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich habe nicht bemerkt, dass meine Atmung schneller und oberflächlicher geworden ist. Vollkommen apathisch versuche ich zu reagieren, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Ich habe das Gefühl, dass mit jedem Atemzug weniger Luft in meine Lunge strömt, erneut überkommt mich die Angst. Ich höre Roman sagen: „Sie hyperventiliert. Schnell, eine Tüte oder etwas." Ju redet beruhigend auf mich ein. Das letzte was ich sehe ist, dass sich beide über mich beugen. Dann wird alles schwarz um mich herum.
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Hi ihr da draussen.
Dies ist meine allererste Story die ich hier "präsentiere" und das aus einem besonderen Grund. Sie ist nämlich für plumbuum, um die sich die Geschichte auch dreht. Was als nächstes mit Sarah passiert, ja ihr dürft träumen und raten. Im nächsten Kapitel erfahrt ihr es bestimmt :)
Grüsse T.
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47 degrees north (Roman Bürki FF)
FanfictionDie 19jährige Sarah hat auf ihrer Russlandreise nicht mit dem Team des BVB gerechnet. Gemeinsam startet eine mehrtägige Wanderung durch das Kaukasus-Gebirge in Russland. Dass sie auf ihrer Reise besondere Menschen kennen lernt, macht die ganze Situa...