Kapitel 58

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***24. Dezember 2018***

Der nächste Morgen bricht früh an, ich stehe auf und sehe, dass es draussen geschneit hat. Schnell öffne ich das Fenster und lasse die frische Luft hinein. Da das Fenster in Romans Zimmer direkt gegen Osten gerichtet ist, scheint die Sonne etwas herein. Als die kalte Luft hineinströmt bewegt sich etwas im Bett. „Ey, was machst du? Es ist eiskalt." „Dann müssen wir eben Pinguinkuscheln.", meine ich und krabble zu ihm unter die Decke. Sofort zieht er mich an sich. „Was machst du aber auch für Sachen. Genau dafür liebe ich dich.", lacht er und küsst mich.

„Fröhliche Weihnachten übrigens, Kleines.", raunt er mir zwischen zwei Küssen zu. Dann kramt er eine kleine Schachtel hervor und zieht eine kleine Kette raus. Sie ist wunderschön, mit einem kleinen Herzen an einem wunderschönen, zarten Silberkettchen. „Das ist mein Weihnachtsgeschenk für dich. Ich liebe dich mein Engel.", flüstert er mir zu und legt mir die Kette in die Hand.

Ich bin fassungslos glücklich. Solch eine wunderschöne Kette habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Nicht mal in den teuersten Läden oder in den nobelsten Zeitschriften habe ich jemals etwas derart schönes und bezauberndes gesehen. Roman wird unsicher durch mein langes Schweigen. „Also wenn's dir nicht gefällt können wir es selbstverständlich umtauschen gehen." Ich bin noch immer sprachlos. Er nimmt mir die Kette sanft wieder aus der Hand und legt sie zurück in die Schachtel. Erst da finde ich meine Sprache wieder. „Roman das ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe. Diese Kette ist so... bezaubernd. So zart und fein, gleichzeitig hat sie was Schlichtes und Wildes. Danke, danke ich liebe dich.", rufe ich mit Tränen in den Augen und falle ihm um den Hals.

Er scheint sichtlich überrascht und lässt sich von mir drücken. Zwischen Kissen und Decken kuscheln wir noch eine ganze Weile weiter. Ich geniesse ihn in vollen Zügen, so lange hatte ich ihn schon Ewigkeiten nicht mehr für mich alleine. Immer kam etwas dazwischen. Ich ziehe ein Paket unter dem Bett hervor, welches ich gestern Abend noch klammheimlich darunter geschmuggelt habe. „So, öffnen. Sofort.", meine ich und grinse.

Roman zerreisst das Papier, zum Vorschein kommen zwei Schwarze Hoodies. Auf einem steht „I'm with stupid." Auf dem Anderen steht „Guess, i'm stupid." Lachend lässt er sie sinken. Ich glaube er versteht den Sinn dahinter trotzdem noch nicht ganz, ich sehe bildlich die Fragezeichen auf seiner Stirn. „Ich hoffe, dass ich deine Grösse erwischt habe. Bei deinen ständig wachsenden Muskeln...", meine ich grinsend. Er guckt sich die Etikette vom einen Hoodie an. „Hä, der ist mir doch viel zu klein! Der passt gerade mal über meinen rechten Arm." Ich breche in Gelächter aus. „Du Dödel, den sollst doch nicht du anziehen, ich bin eben „Stupid". Du sollst den anderen anziehen. Und ausserdem, sei nicht so angeberisch, so breit bist du jetzt auch wieder nicht."

Roman runzelt die Augenbrauen, zieht sich aber dann den Hoodie über und schlüpft in eine Jogginghose. Plötzlich beginnt er zu grinsen. Er hat, glaube ich, den Sinn dahinter endlich verstanden. „Du bist gar nicht dumm.", schmunzelt er plötzlich und zieht mich näher zu sich. „Lass uns runtergehen.", raunt er mir dann leise zu und ich ziehe mir meine Socken über.

Gerade will er mir aus dem Shirt helfen, als ich den Kopf schüttle. „Umdrehen Gentleman. Hier wird nicht gelinst." Er wehrt sich dagegen. „Ach, ich hab dich halt noch nie nackt gesehen. Komm schon, mach jetzt. Ich hab Hunger." „Du wolltest gestern an der Raststätte auch bloss deinen Tee." „Ich war müde. Komm jetzt.", quengelt Roman wie ein kleines Kind.

Ich stehe auf und springe ihm auf den Rücken, worauf er komische Wiehergeräusche macht und die Treppe runter in die Küche geht. Dort steht schon Marco, der uns anschaut als hätten wir einen Vogel. Er steht gerade am Herd und macht Pfannkuchen. „Du kannst kochen?", frage ich ihn frech. Er guckt mich entgeistert an. „Warte nur, klein Sarah! Ich werde dir schon noch zeigen wie ich kochen kann. Übrigens könnt ihr schon mal den Tisch decken, Mama und Papa ziehen sich noch kurz um und kommen dann auch. Ach und, falls es klingelt, es ist Alexia."

Ich staune über die vielen schönen Dinge auf dem Tisch. Das letzte Mal haben wir Weihnachten in Dortmund gefeiert, da gab es kein so grosses Frühstück und auch ein bisschen ein anderes Fest. Natürlich habe ich vorgesorgt und für die ganze Familie Geschenke besorgt. Wir wollen heute Nachmittag einen Weihnachtsspaziergang durchs Dorf machen und am Abend essen gehen. Dazu hat sich Marco ein Restaurant in Wichtrach, also im Nachbardorf ausgesucht. Das Restaurant Löwen macht scheinbar die besten Pommes in der Gegend. Als wir alle am Tisch sitzen und Marco uns seine Köstlichkeiten auf den Tellern platziert hat, kann das Frühstücks-Festmahl beginnen. Natürlich fällt allen sofort auf, dass wir neue Pullis tragen. Roman lächelt mich glücklich an und auch ich spüre die Liebe, die diese Familie ausstrahlt.

Gute zwei Stunden später sind wir auf der Couch anzutreffen. Marco bringt den Vorschlag, noch ein bisschen spazieren zu gehen und so ziehen wir uns alle warm an und treten hinaus ins Winterwunderland. Alexia und ich reden gemeinsam über die neusten Angebote von H&M, was die Männer den Kopf schütteln lässt.

Als alle bereit sind drückt Marco mir Cliffs Leine in die Hand. „Hier, Mama kann schön selber auf ihr Hundchen aufpassen." Ich bücke mich zu ihm hinunter und streichle ihn, worauf er bellt. Roman kann ihn wieder beruhigen und verschränkt schliesslich seine Hand mit meiner. Zu siebt stapfen wir so durch den Schnee, der sich auf dem Feldweg nahe vom Quartier befindet, allen voran Cliff. Der kleine Hund verschwindet fast in der Schneemasse, er sinkt mit seinen Pfötchen überall ein.

Alles ist ganz leise, nicht einmal die Geräusche der Autobahn sind zu hören. Roman legt beim Laufen einen Arm um meine Schulter, schiebt mir mit der anderen Hand eine Haarsträhne hinters Ohr und gibt mir ein Küsschen auf die Stirn. „Ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe.", flüstert er leise und eine Schneeflocke verfängt sich in seinen Wimpern. Ich beginne zu lachen, wische ihm die Flocke weg und flüstere zurück: „Ich auch."

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In etwa einer Stunde kommt noch ein Kapitel online. Und übrigens, letzte Woche habe ich mich für #746 in Fanfictions bedankt. Heute sind wir auf #449!!! WOW!! Danke!

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt