***2. Januar 2019***
Die Tage streichen dahin, wir waren schon mehrere Male im Meer. Den Neujahrsanfang haben wir mit den Einheimischen bei Feuerwerk und Champagner gefeiert, natürlich so festlich wie immer. Heute haben Marc, Roman, Melissa und ich einen Schnorcheltag geplant. Wir wollen relativ weit hinausschwimmen und dort die Fische und die bunte Vielfalt unter Wasser betrachten. Gala und Abril sind heute im Kinderclub am Strand, die passen gut auf die Kinder auf.
Melissa und ich haben unsere schönsten Bikinis rausgekramt und sind als erste im Wasser, die Männer quatschen noch auf ihren Badetüchern. Selbstverständlich sind wir in einer schwer zu erreichenden Bucht, hier ist kein Mensch ausser uns. Kichernd laufen Melissa und ich voraus ins Meer und spritzen uns gegenseitig mit Wasser ab.
Als das Meer etwa einen Meter fünfzig tief ist, steht mir das Wasser schon bis zum Hals. Melissa schwimmt längst, auch mir schwappt das Wasser ins Gesicht, als ich hochgehoben werde. Roman kann noch locker stehen, auch Marc hält Melissa um die Taille über Wasser. Grinsend lege ich Roman meine Hände auf die Schultern. „Ich dachte wir wollten schnorcheln und nicht planschen.", meine ich und er lässt mich los.
Ich setze meine Taucherbrille auf, stopfe mir meinen Schnorchel in den Mund und senke mich ins Wasser. Die anderen tun es mir gleich und so schwimmen wir eine Weile nebeneinander her. Je weiter wir rauskommen desto kälter wird das Wasser, desto mehr kann man aber auch sehen. Die vielen Fische und anderen Tiere.
Irgendwann kommen wir zu einem grossen Felsen, der mitten aus dem Wasser ragt. Unter Wasser ist er riesengross, fast schon angsteinflössend. Ich nehme den Schnorchel aus dem Mund und tauche ab, nur um dieses Ungetüm mal von der Nähe zu betrachten. Roman schliesst sich mir an und paddelt schon bald neben mir im tiefen Wasser. Marc und Melissa warten oben auf uns.
„Das ist echt cool!", rufe ich, als ich prustend auftauche. Roman neben mir zieht sich die Brille vom Gesicht. „Richtig geil! Diese Fische und der riesige Felsen. Das ist der Hammer." Melissa zieht einen zusammengefalteten, platten Wasserball aus Marcs Hosentasche. „Ich hab ihn mitgenommen falls jemand müde wird.", lacht sie und pustet ihn auf. Ich nicke.
„Was haltet ihr von einem Wettschwimmen um den Felsen?" „Der ist mindestens 60 Meter im Umfang. Bist du sicher?" „Aber klar doch, wir sind doch keine Memmen!", rufe ich und tauche ab. Melissa und Marc schwimmen in die andere Richtung, Roman folgt mir. Lachend hängt Roman mich nach wenigen Metern ab. „Ich wusste gar nicht, dass du so schnell bist.", rufe ich ihm zu. Er schwimmt langsamer und hält schliesslich ganz an. Ich erreiche ihn binnen Sekunden und will ihm gerade etwas sagen, als eine grössere Welle über mich schwappt. Lachend und gurgelnd spucke ich das Wasser aus, welches in meine Luftröhre gelangt ist. Dabei vergesse ich natürlich zu strampeln und gehe unter.
Unter Wasser spüre ich zwei starke Arme, die mich an die Oberfläche ziehen und dort halten. „Danke.", huste ich Roman zu. Er streicht mir die nassen Haare aus dem Gesicht und wartet, bis sich meine Atmung wieder beruhigt hat. „Alles klar, können wir?", fragt er mich besorgt. Ich nicke und schwimme lachend weiter. „Nun komm, du lahmer Sack." „Ey, ich hab dir gerade das Leben gerettet, Kleines."
Als wir in der Hälfte sind tauchen wir auf und ich nehme mir die Brille vom Gesicht. „Theoretisch sollten wir sie hier kreuzen. Wenn sie so langsam sind können wir hier auf sie warten und ihnen einen kleinen Vorsprung verschaffen, damit sie auch eine Chance haben.", überlege ich und lege meinen Schnorchel zurecht. Als nach zwei Minuten noch immer niemand auftaucht machen wir uns langsam Sorgen. „Komm, wir schauen was da los ist." Wie auf Kommando schwimmen wir los, schneller denn je.
Nach knapp drei Minuten kommen wir wieder beim Start an. „Verdammt wo sind die?", flucht Roman. Ich zucke mit den Schultern. „Lass uns noch einmal rundherumschwimmen. Vielleicht haben sie uns ausgetrickst." Als wir das nächste Mal in der Hälfte sind ist noch immer niemand dort. Bei etwa drei Viertel der Strecke taucht plötzlich Melissa hustend auf.
„Marc ist da unten, irgendwas hat ihn gestochen. Aber ich krieg ihn nicht hoch, ich kann nicht sehr gut tauchen.", presst sie hervor. Roman und ich reagieren sofort. Wir leiten sie an, oben zu bleiben, reissen unsere Schnorchel vom Gesicht und tauchen ab. In etwa sechs Metern Tiefe ist Marc auf dem Meeresgrund. Schon als wir auf dem Grund ankommen wird bei mir die Luft knapp. Der Druck auf meinen Ohren ist beinahe unerträglich. Wie soll das dann bei Marc sein?
Er scheint ansprechbar zu sein, wir rütteln an ihm doch er hält sich noch immer den Fuss. Roman greift hektisch seinen linken Arm, ich umklammere seinen anderen und wir ziehen ihn hoch. Schwerer als gedacht, es sind immerhin etwa sechs Meter. Als wir höher tauchen reagiert er noch immer nicht auf unsere Ansprache, er verzieht das Gesicht vor Schmerzen und hält sich das Bein.
Ich habe mal was von der Taucherkrankheit gelesen, man muss langsamer auftauchen als die Luftblasen, die man ausatmet. Vorsichtig bremse ich uns ab, damit wir uns nicht selbst gefährden. In einer solchen Tiefe sollte das noch nicht ein Problem sein, allerdings weiss man ja nie. An der Wasseroberfläche geht alles recht schnell. Ich atme erst einmal tief durch, Roman greift Marc unter den Achseln hindurch und verschränkt seine Arme miteinander. Ich warte, bis Roman etwas Vorsprung hat und bin bereit jederzeit einzugreifen, so schwimmen wir recht schnell zurück. Es ist relativ weit bis zurück zum Strand, in der Hälfte wechseln wir uns ab. Da ich zum Glück in meiner Kindheit Schwimmkurse belegt habe, kann ich relativ gut schwimmen.
Am Strand angekommen legen wir Marc in den Sand. „Marc? Atmen, einfach atmen. Kannst du atmen?", frage ich nach Luft schnappend. „Vorhin im Wasser hat er noch geatmet.", meint Roman keuchend und hält seine Hand prüfend vor Marcs Mund. Dieser hustet in diesem Moment und spuckt Wasser aus. „Hey Marc, langsam. Was ist passiert?" „Ein rotweisser Fisch, er hat mich gestochen. Ich weiss nicht aber mein rechtes Bein fühlt sich komisch an.", stammelt er. Ich rutsche ein Stück runter.
In meiner Zeit auf der Orthopädie im Krankenhaus habe ich ja so einiges erlebt. Aber sowas habe ich noch nie gesehen. „Der war giftig. Wir müssen sofort ins Krankenhaus.", meine ich erschrocken. Am ganzen Unterschenkel sind Verbrennungen und die Haut hat sich entzündet. Das Gift breitet sich in seinem Körper aus. Melissa schnappt sich ihre Tasche und die Badetücher und rennt zum Auto.
„Marc, versuch zu gehen, ja? Sag wenn was nicht geht.", übernehme ich die Führung uns stelle mich an seine rechte Seite. Roman stellt sich links hin und so geht es langsam zum Auto. Marc atmet schwer, er belastet sein betroffenes Bein nicht und ich sehe die roten Striemen, welche sich am Bein ausbreiten. Schnell setze ich mich mit dem jungen Spanier auf die Rückbank, Roman schlägt die Türe zu, rennt ums Auto und steigt auf dem Fahrersitz ein. Dann drückt er aufs Gas.
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Daaaam. Daaaaam. DAAAAAAAAM!
Okay, ich weiss. Etwas zu viel Action. Naja, musste einfach sein. Aber im nächsten Kapitel erfahrt ihr, was mit unserem spanischen Schönling geschieht.
See ya!
T.
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47 degrees north (Roman Bürki FF)
FanfictionDie 19jährige Sarah hat auf ihrer Russlandreise nicht mit dem Team des BVB gerechnet. Gemeinsam startet eine mehrtägige Wanderung durch das Kaukasus-Gebirge in Russland. Dass sie auf ihrer Reise besondere Menschen kennen lernt, macht die ganze Situa...