Kapitel 66

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*Romans Sicht*

Ich fokussiere mich auf den Ball, fliege und halte ihn. Ein Glück dass ich weiss, wo Mats hinzielt. Erik zwinkert mir zu und ich zwinkere zurück. Dann kicke ich, genau vor Marcos Füsse. Der passt genau zu Milli, welcher sofort in Richtung Strafraum vorprescht. Schon stellt sich ein Bein der gegnerischen Mannschaft gegen Millis Bein. Er stürzt zu Boden und schreit auf, mir stellt es die Nackenhaare auf. Schnell laufe ich nach vorne als der Schiri das Spiel unterbricht.

Ich sehe Maximilian am Boden liegen und schreien vor Schmerzen. Das muss schlimm sein, Milli ist keine Mimose. Einige Minuten später steht er mit Hilfe vom Arzt und seinem Team auf. Ich applaudiere. Marco soll den Elfmeter schiessen. Ich deute Erik an, dass er den reinmacht, mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Ball ins Netz geht. Und tatsächlich, der Ball geht rein. Doch wir müssen jetzt die Konzentration behalten, ansonsten kann das ziemlich schnell in die Hose gehen.

Gleich nach dem Anpfiff kommt Vidal auf mich zu. Ich sehe Papa, wie er hinter dem Gegner herrennt. Ich bereite mich zum Sprung vor. Wie in Zeitlupe kommt er auf mich zu und ich hechte vor. Ich stürze mich auf den Ball und spüre ihn sogleich zwischen meinen Händen. Euphorisch will ich aufspringen und den Ball so schnell als möglich nach vorne werfen, als ich einen heftigen Schlag auf meinen Kopf spüre. Dann wird alles schwarz.

„Roman, alles klar?", höre ich Stimmen. Sie sind leise und weit weg. Ich will die Augen öffnen, doch als es mir gelingt, sehe ich alles verschwommen. „Ruhig, nicht bewegen.", höre ich Eriks Stimme. Nuri hält seine Hand auf meiner Brust, Jule steht zu meinen Füssen und schaut mich besorgt an. „Alles klar, wir spielen weiter. Los.", murmle ich leise. „Wow, wow. Du bleibst schön liegen, Superman.", meint Erik und drückt mich bestimmt wieder zurück. Dann wird wieder alles schwarz um mich herum.

Ich höre eine Stimme, sie tönt wie Sarah. Verkrampft versuche ich die Augen zu öffnen, es ist sehr anstrengend. Dann sehe ich ein riesengrosses Tier an der Decke. Verängstigt versuche ich, es Sarah mitzuteilen, doch sie meint, dass da kein Tier sei. Ein Mann leuchtet mir in die Augen und ich schliesse sie wieder.

Ich bemerke, wie mir kalt wird und ich deshalb zu zittern beginne. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, ich verspüre Angst. Grosse Angst. Ich weiss nicht, was mit mir passiert, habe keine Kontrolle über meinen Körper. Ich bemerke, wie eine kalte Flüssigkeit in meinen Arm fliesst. Es muss ein Beruhigungsmittel sein, denn das Zittern hört auf. Ich spüre Sarahs Hand, die sanft die meine drückt. Um mich herum verschwimmt alles und ich höre nichts mehr.

*Sarahs Sicht*

Nach einer weiteren Stunde bekommen wir Bericht. Leichte Gehirnerschütterung, gequetschte Mittelhand und gebrochene Nase. Ansonsten alles in Ordnung. Roman braucht jetzt Ruhe, Ruhe und noch mehr Ruhe. Sein Gehirn muss sich erholen, damit es nicht zu einer Gehirnblutung kommt. Allerdings hatte er extremes Glück, einzig der Bruch der Nase braucht etwas lang zum Heilen, die Gehirnerschütterung ist nicht schlimm. Aber er hat trotzdem eine Infusion, da er vorher stark geschwitzt hat und jetzt etwas dehydriert ist.

Ich kann noch kurz zu ihm, bevor ich nach Hause gehe. Leise betrete ich das Zimmer, er ist schon wieder auf der normalen Station, was mich etwas beruhigt. „Hi.", flüstere ich ihm zu, als ich an sein Bett trete. Er hat die Augen geschlossen, unter seiner Nase eine Sauerstoffbrille. Seine dunklen Haare kleben an seiner nassen Stirn, ich nehme an es ist vom Schweiss.

Als ich seine Hand greife macht er die Augen auf. „Roman, ganz ruhig. Weisst du wo du bist?", frage ich ihn. „Ja, im Spital.", grummelt er. „Wieder einmal. Aber halb so schlimm." Wenigstens kann er schon wieder grinsen. „Mensch was machst du auch immer für Sachen. Du sollst doch auf dich aufpassen.", schimpfe ich leise. Mein Mundschutz hindert mich etwas am Sprechen, aber ich will Roman nicht in Gefahr bringen.

„Weisst du was passiert ist?", frage ich meinen Freund. Dieser schüttelt den Kopf. Ich erzähle ihm die Geschichte in der Kurzzusammenfassung und was seither so passiert ist. Plötzlich greift er nach der Schale auf seinem Nachttisch und würgt einige Male. Ich drücke den Rufknopf und innert Sekunden steht die Schwester neben mir an seinem Bett.

„Jay, schön dich wieder einmal zu sehen. Ihm ist übel, kannst du ihm was geben?" „Klar. Euch trifft man aber hier auch regelmässig an.", meint Jay nur, als sie die Infusion schneller durchlaufen lässt. „Ja, ich wünschte es wäre nicht so. Gewöhn dich für eine halbe Woche an uns, dann hauen wir wieder ab.", meine ich grinsend. „Hab davon gehört, von eurem Urlaub. Muss krass gewesen sein. Du erlebst aber auch allerhand, was?"

Roman lächelt. „Da haben wir unseren Kindern wenigstens einige Abenteuerstorys zu erzählen, was?" Ich grinse und nehme ihm die Schale ab. „Jay bringt dir gleich was gegen die Übelkeit. Aber ich muss jetzt leider gehen. Cliff ist schon so lange alleine, der ist bestimmt auch schon krank vor Sorge um dich. Ciao, bis morgen. Ich liebe dich.", flüstere ich ihm zu und küsse ihn durch den Mundschutz auf die Stirn. „Ich dich auch. Ciao Kleines.", meint er und schliesst dann die Augen.

Ich verlasse den Raum mit Tränen in den Augen. Es sind Freudentränen. Er hatte so unglaubliches Glück! Jasmine nimmt mich am Arm zur Seite und drückt mich fest an sich. „Egal was ist, du rufst mich an, ja? Versprich mir das bitte. Und hör auf zu heulen, klar?", sagt sie zu mir, als sie realisiert, dass es Freudentränen sind. „Du rufst mich aber auch an Jay. Ich will wissen, wenn was mit ihm ist. Sei es gut oder schlecht, lass es mich wissen bitte." „Ich verspreche es. Aber geh jetzt nach Hause und ruh dich aus, du bist krank." „Mach ich. Aber du passt gut auf ihn auf bitte." „Geh jetzt Darling.", meint sie und drückt mir noch einen Schmatzer auf die Wange, ehe ich ihr den Rücken zuwende.

Leandro nimmt mich vor dem Eingang in den Arm und läuft dann mit mir zu seinem Auto. Ich setze mich auf die Beifahrerseite, mit den Gedanken schon wieder bei den nächsten Tagen. Zuhause versuche ich ein bisschen zu schlafen, schliesslich ist schon über Mitternacht. Da ich krankgeschrieben bin, muss ich am nächsten Tag nicht zur Arbeit. Alle anderen allerdings schon.

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Riecht schon etwas verdächtig nach Happy-End, oder was meint ihr? Okay, ich bin fies.

Freunde, es gibt mit dem Prolog dazugezählt noch genau 5 Kapitel. Davon ist eines sehr sehr kurz und eines sehr sehr lang, ihr werdet schon noch sehen wieso. Die Fortsetzung wartet aber schon auf euch. Ich hoffe die Story gefällt euch immer noch und wird euch nicht schon zu langweilig.

Love ya!

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt