Kapitel 40

631 16 9
                                    

Etwa zehn Minuten später sitzen wir zu viert in Wolldecken eingewickelt auf dem Sofa. Ich sitze in Romans Schoss und Christian und Leo unterhalten sich neben uns zu zweit. Den ganzen Abend sind wir auf dem Sofa und gucken Filme, quatschen oder spielen Fifa. Sie sind meine Familie, alles was ich hab. Glücklich lege ich meinen Kopf auf Romans Bauch ab und platziere meine Beine auf Christians Schoss, der noch immer ununterbrochen mit Leandro quatscht. Abrupt verstummen sie und der junge Amerikaner guckt mich erschrocken an.

„Was denn?", lache ich und pikse Roman in die Seite. Dieser zuckt zusammen und schmeisst mich von sich runter. „Ey, was soll das? Ihr seid alle so fies zu mir, da esse ich den Nachtisch halt alleine!", lache ich und humple in die Küche. Auf der Stelle höre ich ein Getrampel hinter mir und ich werde von drei männlichen Wesen verfolgt, die mir mein Essen stehlen wollen. Ich laufe also um mein Essen. Zu viert schaffen wir es schliesslich doch noch, die Schokobananen in die Mikrowelle zu schieben.

Zwei Wochen später:

Nachdem sich geklärt hatte, dass Leandro zu Erik und Julian in die WG zieht, habe ich beschlossen zu Roman nach Dortmund zu ziehen. Der Job in Antonios Werkstatt hätte sowieso nur noch bis Ende Monat gehalten, dann muss er leider dicht machen. Also habe ich mich verabschiedet und habe meine sieben Sachen gepackt. Viel ist es ja nicht, trotzdem hat Roman das halbe Dortmunder Kader aufgeboten um mir beim Umzug zu helfen. Und alle sind überpünktlich, sodass alle meine Sachen gegen Abend in Romans Haus stehen.

Leo und ich kochen wieder unsere Lasagne und alle sitzen gemeinsam am grossen Tisch. Natürlich herrscht Festbetrieb, alle diskutieren gemeinsam und überall hört man ein Lachen oder einen Seufzer. Beim Transportieren meiner Sachen konnte ich leider nicht mithelfen, ich muss noch an Krücken gehen. Aber ich habe mir auch Unterstützung geholt. Hendrik und Erik, ebenfalls an Krücken, stehen mir Emotional bei und helfen mir über jede Türschwelle hinweg.

Das Einzige, was ich in meiner alten „Heimat" vermissen würde, ist Antonio und seine Familie, auch die kleine Werkstatt wird mir nie aus dem Kopf gehen. Dort habe ich meine Anfänge als Mechanikerin gemacht und Antonio verdanke ich mein Leben. Als ich drei Jahre alt war bin ich einmal kopfüber in einen kleinen See gefallen. Er war etwa zwei Meter tief, nicht mal Erwachsene konnten darin stehen und ich konnte noch nicht schwimmen. Kurz vor dem Ertrinken hat Antonio mit einer heldenhaften Tat mein Leben gerettet. Er ist ins Wasser gesprungen und hat mich anschliessend beatmet. Wie die Notärztin später gesagt hat, er hat genau das Richtige getan.

Doch ich denke über einen Neuanfang nach. Eine andere Ausbildung, vielleicht etwas in die Richtung Gesundheit oder so wäre was für mich. Mich würde auch der Empfang in einem Krankenhaus reizen, dort könnte ich mich noch auf regelmässige Arbeitszeiten verlassen. Ich könnte mit Menschen arbeiten und könnte trotzdem viel Administratives erledigen.

Roman reisst mich aus meinen Träumen. „Hey, ich habe gehört du hättest einen Spitznamen Kleines. Darf ich dich auch so nennen?" „Bitteschön, wenn's dir Freude macht. Ich hör einfach nur halb hin.", meine ich grinsend. „Ach Quatsch cucciola, ich liebe dich. Und ich finde es schön dass du bei mir einziehst, auch wenn wir uns erst seit eineinhalb Monaten kennen. Wirklich, das ist das grösste Geschenk der Welt für mich.", flüstert er mir zärtlich ins Ohr und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Seine warmen und weichen Fingerspitzen hinterlassen auf meiner Wange ein prickelndes Gefühl und mir wird warm ums Herz. „Lass uns aufs Sofa gehen.", flüstere ich und ziehe ihn an der Hand mit mir. Er setzt sich so hin, dass ich mich in seinen Schoss setzen kann. Sanft zieht er mich nach hinten, wo mein Kopf auf seinen Brustkorb stösst.

Ganz vorsichtig streicht er mir über die Stirn und zieht wieder eine Strähne hinter mein Ohr. „Weisst du eigentlich dass du das ständig machst?", frage ich ihn leicht grinsend. „Was mache ich ständig? Auf dem Sofa liegen?" „Nein, mir eine Strähne nach hinten streichen. Du fährst sogar über meine Stirn wenn gar keine Haare darüber hängen. Ich will ja gar nicht wissen wie es vor ein paar Jahren gewesen wäre, als ich einen Pony hatte.", lache ich und wende mich so, dass ich ihm direkt in seine Kastanienbraunen Augen schauen kann. Sie sprühen wieder Funken obwohl nur ganz leicht das Licht vom Tisch rüber schimmert, ansonsten ist es dunkel. Seufzend lege ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und schaue zum Tisch rüber.

Dort sitzen meine Freunde, unsere Familie! Über diese Zeit sind mir alle so ans Herz gewachsen und es fühlt sich so an, als würde ich sie alle schon ewig kennen. Besonders zu Julian, Christian, Erik, Milli, Hendrik und Felix ist eine richtige Freundschaft entstanden. Oftmals treffen wir uns irgendwo, lachen und erinnern uns an die Zeit im russischen Gebirge zurück. Auf einmal klingelt es an der Tür. „Nanu, wer ist denn das?", frage ich Roman und stehe auf um zur Tür zu gehen. Er zuckt mit den Schultern und streckt seine Hand nach mir aus, die ich nehme und ziehe. Als ich die Türe öffne staune ich. Sämtliche Spielerfrauen stehen vor der Tür, alle haben was für den Nachtisch mitgebracht.

------------------

Geniesst den jetzigen Zeitpunkt, es folgt gleich ein Zeitsprung von einem Jahr. Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat, die Story wird sich jetzt in eine etwas andere Richtung begeben.

Ich wollte mich noch kurz bedanken, seit dem letzten Kapitel sind es 2'000 Reads. 2'000! You are crazy!!! Danke, Danke, Danke!

Ich hoffe, dass ihr den Zeitsprung nicht schlimm findet, schliesslich ist es ein ganzes Jahr. Ihr könnt euch einfach vorstellen, dass in diesem Jahr so das "normale" Leben der beiden weitergeht.

Bis bald. Hab euch lieb.

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt