Als es uns zu kalt wird gehen wir nach Hause. Ich mache Punsch für alle und zu sechst kuscheln wir uns aufs Sofa. Cliff, der noch immer nicht genug vom Schnee hat, rennt draussen wie gestört im Garten rum und fängt Schneeflocken mit dem Mund. Alles in allem ist das wohl der schönste Weihnachtstag, den ich je erlebt habe. Ich erlebe so viel Liebe, genau diese Liebe hat mir in meiner Kindheit gefehlt.
Am Abend machen wir uns bereit für unser Dinner. Ich ziehe ein schönes Kleid hervor, auch Alexia ist gerüstet und gemeinsam helfen wir uns beim Anziehen und Fertigmachen. Die Eltern von Roman putzen sich auch schön raus und die beiden Brüder ziehen einen Anzug an. Der ganze Abend ist wunderschön, wir haben den schönsten Tisch im ganzen Restaurant.
Dann werden die Geschenke herumgereicht, Romans Eltern bekommen von mir eine Flasche Wein, Marco eine Trainingstasche und Alexia ein Körperpflege-Set. Ich bekomme von Marco und Alexia gemeinsam eine neue Body-Lotion und eine Badekugel, von Romans Eltern bekommen Roman und ich gemeinsam ein Spa-Wochenende geschenkt. Cliff kriegt ein neues Halsband von mir und wird sowieso von allen Seiten mit Leckerlis beworfen.
Gerade redet Marco mit Alexia und Romans Eltern sind auch mit sich beschäftigt, da nimmt Roman meine Hand. „Darf ich dir jetzt noch mein eigentliches Geschenk geben?", flüstert er. Ich nicke und schaue ihn fragend an. Die wunderschöne Kette war doch schon viel zu teuer, was hat er denn noch mehr?
„Sarah. Ich weiss noch, vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mit dir die schrecklichste und zugleich schönste Zeit meines Lebens durchlebt. Wir haben um unser Leben gekämpft, wir mussten Leben retten und zuschauen dass wir da wieder heil rauskommen. Ich hätte nie gedacht dass eine solch banale Idee von unserem Trainer, ein Konditions- und Teambildungstraining in den russischen Bergen, mein Leben so verändern könnte.
Anfangs dachte ich, dass diese Wanderung bloss eine Wanderung sei. Nicht mehr, nicht weniger. Aber schon von der ersten Sekunde an haben mich deine Augen aus dem Konzept gebracht. Ich wollte dich kennenlernen, ich habe dich kennengelernt. Wir haben schöne aber auch schreckliche Stunden zusammen in Russland verbracht und du warst immer für mich da, hast mit mir gelacht und mit mir geweint. Du hast mich aufgebaut als ich am Ende war und mich motiviert wenn ich nicht mehr weiter wusste.
Mir schien es, als ob du mir immer wieder gezeigt hast, wofür wir kämpfen. Wir haben es gemeinsam geschafft und ich musste trotzdem noch lange um dich bangen. Wir haben beinahe einen Freund verloren, auch das haben wir gemeinsam durchgestanden. Du bist einfach immer für mich da, auch als es mir so schlecht ging. Ich habe nicht auf meinen Körper gehört, du hast mir das Leben gerettet.
Sarah, du bist die Liebe meines Lebens, ich würde dich für nichts auf der Welt mehr hergeben. Du erfüllst mich mit Liebe und Freude, du zeigst mir was im Leben zählt. Und deshalb..", spricht er mit Tränen in den Augen zu mir. „, deshalb möchte ich dich fragen, ob du meine Frau werden willst.", beendet er seine Rede und sinkt vor mir auf die Knie. In seiner Hand hält er eine kleine, dunkelblaue Samtschachtel mit dem bezauberndsten Ring, den ich je gesehen habe.
Meine Hände beginnen zu zittern, in meinem Kopf rattert es und ich kriege keinen Pieps raus. Meine Augen werden feucht, in mir zieht sich mein Herz vor Freude zusammen. Ich könnte schreien und heulen vor Glück, die ganze Welt umarmen könnte ich. Um mich herum ist es totenstill. Das gesamte Restaurant scheint für einen Moment stillzustehen, selbst die Köche gucken zum Türrahmen raus. Die Tränen laufen jetzt unaufhaltbar über meine Wangen, dann finde ich mich wieder.
„Ja, Roman. Ja ich will."
Mein Freund steht auf, steckt mir den Ring an, streicht mir wie immer erst die Strähne aus dem Gesicht und küsst mich dann. Es ist ein langer und sehr liebevoller Kuss, ich kann nicht glauben, was gerade passiert ist. Romans Familie applaudiert, wie auch die anderen Gäste im Restaurant.
Der Chef kommt mit einer Flasche Champagner. „Aufs Haus, für die frisch Verlobten.", meint er mit einem Zwinkern und schenkt uns allen ein. Romans Mutter steht auf und umarmt uns beide. Auch Marco klopft seinem Bruder anerkennend auf die Schulter und Alexia ist so gerührt, dass sie ihre Tränen kaum zurückhalten kann.
Ich begreife jetzt erst, was für ein Liebesgeständnis Roman mir gerade gemacht hat. Er hat mir vor aller Welt seine Liebe gestanden, so romantisch wie man es nicht besser hätte machen können. Glücklich drücke ich ihn an mich, lasse die Emotionen auf mich einprasseln und fühle mich einfach nur überwältigt von Gefühlen. Ich möchte ihn nie wieder loslassen. Das Kribbeln, das ich vom ersten Tag an gespürt habe, ist stärker denn je und ich bin mir sicher, dass ich das richtige getan habe.
Wieder zurück auf unseren Stühlen kann ich die Freudentränen noch immer nicht zurückhalten. Marco lächelt uns an. „Mensch, wegen euch habe ich jetzt auch Pipi in den Augen!", beschwert er sich lautstark. Alle lachen, Roman hat die ganze Zeit über seine Hand auf meinem Oberschenkel und streichelt mich sanft. Ich geniesse seine Nähe und Zuneigung sehr. Romans Eltern sind stolz auf ihren Sohn und freuen sich über unser gemeinsames Glück. Den ganzen Abend gibt es nur ein Diskussionsthema: Die Hochzeit. Nach dem Essen fahren wir alle wieder mit dem Auto nach Hause.
Als wir im Bett liegen begutachte ich den Ring. Er ist wunderschön, mit einem kleinen Diamanten in der Mitte. Auf der Innenseite sind unsere Initialen eingraviert und das heutige Datum.
Roman kommt gerade aus dem Bad. „Gefällt er dir?" „Und wie.", schwärme ich. „Einen schöneren Ring hättest du mir nicht aussuchen können. Wirklich, er ist traumhaft schön." „Fast so wie du.", meint Roman lächelnd und legt sich zu mir ins Bett. „Schleimer." „Du stehst scheinbar auf Schleimer.", zwinkert er und gibt mir einen Kuss. Dann löscht er seine Lampe und schliesst die Augen. „Danke Roman. Ich liebe dich.", flüstere ich und gebe ihm noch einen allerletzten Kuss.
Er lächelt erst, seufzt dann und deckt sich zu. Nach zehn Minuten bin ich mir sicher, dass er eingeschlafen ist. Ich betrachte ihn, seine entspannten Gesichtszüge. Und in genau diesem Moment wird mir klar, dass dies der Mann ist, mit dem ich wirklich mein ganzes Leben verbringen will. Noch nie habe ich jemandem so viel von mir erzählt, nicht mal Leandro. Kaum jemandem vertraue ich so sehr wie Roman. Glücklich schlafe ich ein.
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47 degrees north (Roman Bürki FF)
FanficDie 19jährige Sarah hat auf ihrer Russlandreise nicht mit dem Team des BVB gerechnet. Gemeinsam startet eine mehrtägige Wanderung durch das Kaukasus-Gebirge in Russland. Dass sie auf ihrer Reise besondere Menschen kennen lernt, macht die ganze Situa...