Kapitel 8

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Am nächsten Morgen liegen wir alle noch da wie wir diese Nacht eingeschlafen sind. Bloss dass ein gut gelaunter Felix seinen blonden Haarschopf zum Eingang reinstreckt. „Guten Morgen Penntüten. Heute laufen wir ein ziemliches Stück, da müssen wir uns jetzt alle erst einmal stärken. Roman hat schon die Picknickdecke ausgebreitet und Frühstück gemacht, kommt essen."

Auf meinem Bauch bewegt sich etwas, Milli räkelt sich. „Aber draussen ist es kalt. Und es regnet." Felix schüttelt den Kopf. „Ne, es regnet nicht mehr. Aber es ist etwas frisch, da hast du recht." Ich sträube mich dagegen, in diese Eiseskälte rauszugehen. Aber Roman will, dass ich von seinem Frühstück auch was abbekomme. Kurzerhand kommt er ins Zelt und hebt mich mitsamt dem Schlafsack raus auf die Decke. Als Milli eine Minute später verdattert im selben Outfit neben mir sitzt kommt eine Decke angeflogen, die ich uns beiden um die Schultern wickle. Dann serviert uns Roman seine Köstlichkeiten. Es gibt Haferflocken mit Apfelstücken und dazu Knäckebrote und Wasser. Aber es schmeckt.

Pappsatt packen wir unsere Sachen zusammen und marschieren los. Ich humple noch immer, mein Knie schmerzt von Tag zu Tag mehr. Milli geht gemütlich neben mir her. „Und? Alles klar bei dir?" Ich nicke, verziehe aber gleichzeitig das Gesicht. „Das Knie, hmm?" Ich nicke. „Ja, leider. Hab mir beim Abrutschen an der Felskante schlimm mein Knie gestossen. Es ist ganz blau und schmerzt. Aber Nuri hat's bandagiert und eingecremt." „Du musst es häufig kühlen." Ich schaue ihn komisch an. „Kühlen? Es ist doch sonst schon genug kalt hier draussen. Da soll ich auch noch mein Bein kühlen?" Milli nimmt mich in den Arm. „Schau, wenn du's jetzt kühlst dann heilt es schneller." „Aber Milli, hier in dieser Pampas heilt es überhaupt nicht. Guck dich um. Tag für Tag wandern wir zig Kilometer, mittlerweile müssten schon beinahe hundert gelaufene Kilometer hinter uns liegen. Und trotzdem erreichen wir unser Ziel nicht. Mensch, das überleben wir nicht hier draussen."

Ich bin wohl etwas laut geworden, denn es bleiben alle stehen als ich den letzten Satz ausspreche. Roman macht einen Schritt auf mich zu. „Natürlich überleben wir das. Wir kämpfen, wie lassen unser Leben nicht einfach so enden. Schau, wir haben in unserem Leben schon so viele Höhen und Tiefen erlebt..." „Ihr als Fussballer vielleicht. Aber ich bin nur eine Mechanikerin. Ich habe weder Ahnung von Medizin noch von Geographie oder Biologie. Geschweige denn Überlebenskenntnisse. Wir werden hier krepieren, versteht ihr das?" Weinend rufe ich die Sätze voller Verzweiflung durch die Berge, wo das Echo von allen Seiten zurückhallt. „Wir sterben hier draussen, einer nach dem anderen. Und wir können nichts dagegen tun."

Nuri kratzt sich nachdenklich am Kopf. Erneut ist es Roman, der das Wort ergreift. „Verdammt nochmal Sarah. Willst du dich aufgeben? Du kannst kämpfen oder du kannst verlieren. Eins von beiden. Und ich, Sarah, ich entscheide mich fürs Kämpfen. Denn so haben wir zumindest noch eine Chance. Wenn du dich aufgibst hast du verloren. Das ist so und nicht anders. Wenn's sein muss hol ich doch noch einmal von einer Klippe oder springe dir in einem reissenden Bach hinterher. Aber ich gebe mich nicht auf, und dich schon gar nicht. Übrigens euch alle nicht.", meint Roman und vollendet mit einem Blick in die Runde seine Rede. Ich nicke vorsichtig. „Also, dann lasst uns weitergehen. Aber seid vorsichtig, es kommen wahrscheinlich viele gefährliche Stellen, der Regen hat den Boden aufgeweicht."

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Kuckuck, da bin ich schon wieder. Ich wollte euch mal Danke sagen, denn bald hat diese Geschichte 100 Reads. Ich weiss, das mag für euch nach wenig klingen, doch für mich ist es ein Meilenstein, den ich erreicht habe. Übrigens wenn ihr Verständnisfragen habt oder sonst was unklar ist könnt ihr euch jederzeit melden.

Dieses Kapitel möchte ich gerne jemandem besonderen widmen. Und zwar ist das spoonymyunicorn

Sie liest immer fleissig meine Kapitel, votet und hinterlässt motivierende Kommentare. Danke tausendmal für das. Übrigens schreibt sie selbst unglaublich tolle Geschichten, in einer geht es unter anderem um die Tochter von Yann Sommer, die durch ihre Tollpatschigkeit unglaubliche Dinge erlebt. Aber bevor ich zu viel verrate schaut doch selber vorbei.

Jetzt habe ich euch genug zugetextet. Geniesst den restlichen Tag noch und bis bald.

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt