Zwei Stunden Fussmarsch später haben wir noch immer nichts vor Augen, an das wir uns halten könnten. Millis Kräfte neigen sich dem Ende zu und auch Hendrik macht nicht mehr lange mit. Er schreit schon fast vor Schmerzen und belastet das verwundete Bein nicht mehr. Für Mario und Roman ist das sehr anstrengend. Nuri hat sich mittlerweile zur Gruppe um Hendrik gesellt während Marc auch bei mir mitläuft. Da ich gut Spanisch spreche können wir uns unterhalten. Aber Maximilian wird immer schweigsamer und auch immer blasser.
Nach einem steilen Hang hält er inne. Schwer atmend stützt er sich auf Marc während er sich mit der einen Hand durch seine nassen Haare fährt. „Ich... es tut mir so schrecklich leid. Aber ich kann nicht mehr. Wenn ich weiterlaufe dann... keine Ahnung. Geht ohne mich weiter, ich kann nicht. Wirklich nicht. Ihr schafft das. Tut es für mich."
Ich mache einen Schritt auf Milli zu, der in Marcs Armen liegt und schliesse mich der Umarmung an. „Ich lasse hier keinen zurück, kapiert? Ich war so nahe daran mich am Abhang gehen zu lassen, die Hände zu lösen. Aber denk an deine Familie zuhause, an deine Mannschaft und an deine Freunde. An uns! Wir sind Freunde. Und ich lass dich verdammt nochmal nicht los. Wir packen das als Team, alle gemeinsam. Milli, wir sind elf, eine ganze Fussballmannschaft. Und die führen wir jetzt zum Sieg. Und wenn wir in die Nachspielzeit oder gar ins Elfmeterschiessen müssen, wir stehen das gemeinsam durch. Wir verlieren als Team und gewinnen als Team."
Jetzt schliesst sich Nuri meiner Rede an. „Denk doch mal an den Bosz. Wie oft hat der uns das gepredigt? Dass wir ein Team sind?" Milli wird nun von Schluchzern durchschüttelt. Längst sind die vordersten umgedreht. Doch plötzlich ruft jemand von weiter hinten. Es ist Julian. Er ist noch hinter der letzten Kurve vor dem Bergbach. „Julian, was ist los?"
Ausser Atem kommt der junge Mittelfeldspieler bei uns an. „Erik steckt fest. Er kommt nicht frei, ihr müsst ihm helfen." Schnell renne ich gemeinsam mit Nuri und Marc hin. Tatsächlich steht dort mitten im Bergbach Erik und reisst sich am Fuss. Er steht knietief im Wasser. „Erik, alles klar bei dir?", frage ich ihn und fasse ihn bei den Schultern. „Ich würde gerne sagen ja aber ich befürchte wir haben ein ernsthaftes Problem! Ich komm hier nämlich nicht mehr raus." Verzweifelt reisst er erneut an seinem Fuss, der tief im Schlamm versunken ist. „Versuch es noch einmal. Wir helfen dir. Auf drei ziehen wir alle." Gesagt, getan. Bei drei zerren wir alle an Erik und versuchen ihn zu lösen.
Auf einmal schreit er auf. „Erik, was ist los?" „Ich hab mir den Fuss verdreht. Als ihr gezogen habt, ich habe daran gerissen und... er tut verdammt weh!" Roman, der jetzt auch dazugekommen ist, schmeisst das Gepäck weg und watet zu Erik ins schlammige Wasser. „Jetzt ganz ruhig atmen. Ich versuche dich da rauszuziehen." Vorsichtig greift der kräftige Torwart mit seinen Händen ins Wasser und umschliesst Eriks Knöchel. „Erik, du steckst in einer Wurzel fest. Sie ist etwa vier Zentimeter dick, wie bringen wir dich da raus?"
Marc hat eine Idee. Erst stammelt er irgendwas auf Deutsch, dann beginnt er Spanisch zu sprechen. Nuri übersetzt alles und wirft einen fragenden Blick in die Runde. „Hat jemand von euch ein Taschenmesser?" Alle schütteln den Kopf. „Aber Milli hat doch eins.", ruft Erik dazwischen. Ich hetze los, gebe keine Acht auf mein schmerzendes Knie. Wir müssen jetzt Erik da rausholen. Atemlos berichte ich dem Rest der Gruppe von den Geschehnissen und mache mich mit Felix gemeinsam auf den Rückweg.
Auf den glitschigen Steinen ist rennen ein riskantes Spiel, ein Tanz mit dem Feuer. Denn sobald jemand abrutscht besteht die Gefahr, dass er den Abhang runterstürzt. Mit dem Taschenmesser versucht Roman weiter, Eriks Fuss aus der Schlinge zu befreien. Mittlerweile sind wieder schwarze Wolken aufgezogen und das eiskalte Bergwasser plätschert um Romans und Eriks Beine. Dass das Wetter aber auch ausgerechnet diese Woche so schlecht sein muss. Vor allem dass wir alle in solch missliche Lagen geraten müssen! Erst mein Absturz, dann Millis Zusammenbruch, anschliessend Hendrik und jetzt noch Erik! Das kann kein gutes Ende nehmen.
Nach einer halben Stunde macht Roman schliesslich eine Pause. Die Wurzel ist zäh und schlingt sich eng um Eriks Fuss, sodass die Verletzungsgefahr ziemlich gross ist. Zitternd stehen die zwei im Wasser und atmen tief durch. Nuri übernimmt das sägen, Roman watet aus dem kalten Wasser. Sofort empfange ich ihn mit offenen Armen und setze mich mit ihm auf einen Stein.
„Scheisse hast du kalte Hände Roman! Wärm die sofort auf, das gibt sonst Verletzungen oder Erfrierungen." Schnell stopfe ich ihm seine Hände in seine Jackentasche, die vor Kälte schon taub sein müssten. Sein Atem verdampft in der kalten Bergluft. Nach einer weiteren halben Stunde geht Felix zurück zu den Anderen, um den Stand der Dinge zu melden. Ich sitze noch immer mit dem zitternden Roman auf einem Stein etwas abseits und versuche ihn zu wärmen. „Danke Sarah!", meint er plötzlich. „Wofür?" „Naja, für alles. Dass du für mich da bist und dich um mich sorgst." „Ach, das ist doch selbstverständlich.", meine ich und schaue ihn durchdringlich an. „Aber bis auf die Kälte ist alles okay bei dir?" „Ja, alles klar.", sagt er leise und ich lege ihm einen Arm um seine Schultern. Er legt vorsichtig seinen Kopf ab. Ja, ich glaube er ist wirklich froh jemanden zu haben, der ihm Halt gibt.
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Jup, mich gibt's auch noch. Es tut mir schrecklich leid, dass in letzter Zeit so wenig kam, ich komme aber immer relativ spät nach Hause und schreibe meist an der Geschichte weiter ohne daran zu denken, dass ich vielleicht mal wieder ein Kapitel hochladen sollte. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch, es sind nicht ganz 1000 Wörter geworden. Ihr könnt euch sicher auf 30 weitere Kapitel einstellen, wieviele wirklich noch folgen werden steht noch in den Sternen (es werden sicher noch viele mehr, die Ideen spuken mir regelrecht im Kopf rum). Falls jemand eine gute Idee hat einfach melden. So und jetzt noch einen schönen Sonntagabend und bis bald.
T.
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47 degrees north (Roman Bürki FF)
FanfictionDie 19jährige Sarah hat auf ihrer Russlandreise nicht mit dem Team des BVB gerechnet. Gemeinsam startet eine mehrtägige Wanderung durch das Kaukasus-Gebirge in Russland. Dass sie auf ihrer Reise besondere Menschen kennen lernt, macht die ganze Situa...