Kapitel 24

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*Sarahs Sicht*

Das Erste, was ich wieder höre, ist eine Stimme. Eine leise, weinerliche Stimme. Ich fühle eine warme Hand, die meine umklammert hält. Als ich die Augen öffne sehe ich Roman, der an meiner Seite sitzt und weint. „Nicht weinen Roman. Bitte.", flehe ich ihn an.

Erstaunt wischt er sich die Tränen weg und sieht mich an. In meinem Kopf dreht sich noch alles, meine Hände pochen aber ich freue mich darüber, dass Roman da ist. Dann schluchzt er laut und beginnt stärker zu weinen, er hebt mir sanft die Maske vom Gesicht und küsst mich auf die Stirn. Vorsichtig will ich mich aufrichten. „Wo ist Till?", frage ich. Der Torwart bietet mir an, dass er ihn anrufen könnte. Erleichtert atme ich auf und lehne mich wieder zurück ins Kissen.

Nach einer Minute bemerke ich, dass Roman wieder weint, diesmal aber wohl vor Glück dass ich wach bin. Vorsichtig nehme ich sein Gesicht zwischen meine bandagierten Hände und wische ich ihm mit den Fingern die Tränen weg. Er schaut mich mit seinen dunkelbraunen Augen durchdringlich an.

„Roman, es... es tut mir so leid dass du nur wegen mir so viel durchmachen musstest." „Nein, das ist doch nicht deine Schuld. Sarah, wir waren alle im gleichen Boot. Und glaub mir, ich mag dich. Ich mag dich wirklich. Aber jetzt sag mir, ob wirklich alles gut ist." Roman nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Es ist alles in Ordnung Roman. Mir geht's gut." Sanft legt Roman seine Lippen auf meine. Ich lasse es einfach geschehen und fühle das Kribbeln in meinem Bauch. Auf einmal geht hinter uns die Tür auf. Doch Roman lässt sich nicht stören. Er löst sich langsam und guckt mich lächelnd an. Vorsichtig lege ich meine Stirn an seine. „Roman, ich mag dich auch."

Lächelnd steht die Schwester hinter uns. „Entschuldigung, ich müsste kurz zu ihr. Seit wann sind Sie wach?" Ich lächle. „Seit fünf Minuten etwa. Aber mir geht's gut. Wirklich. Bloss, ich fühle mich wie von einer Dampfwalze überfahren und dann ausgeklopft. Ansonsten alles okay." Die Schwester lächelt wieder. „Ja, das sehe ich. Die Schmerzmedikamente scheinen ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Und übrigens, Sie haben einen tollen Freund. Er ist mit Ihnen mitgeflogen und hat jetzt ohne eine Sekunde wegzugehen im Notfall gewartet."

Dann wendet sie sich an Roman. „Ihre Anwesenheit tut ihr gut." Roman grinst. „Ja, ich befürchte ich hab sie um den Finger gewickelt." Ich muss lachen und zugleich husten, das tut noch etwas weh. „Aber Roman, was ist denn jetzt mit Hendrik?" „Er wurde auch mit dem Hubschrauber hierhin geflogen. Sowie Milli." Erschrocken setze ich mich ruckartig auf und stöhne sogleich auf. Mein Kopf pocht schrecklich und es fühlt sich an, als ob mein Gehirn gegen meine Schädeldecke drücken würde. „Ganz langsam Sarah. Milli hat sich kurz nach deinem Abflug übergeben, dann ist sein Kreislauf in den Keller. Sie wollten noch einige Untersuchungen machen um schlimmeres auszuschliessen. Aber wenn du willst gehe ich gleich gucken was mit ihm ist, okay? Ich bin gleich wieder da." Ich nicke und Roman lässt mich mit einem Lächeln zurück.

*Romans Sicht*

Lächelnd trete ich in den Gang raus. In meinen Augen sammeln sich schon wieder Freudentränen. „Es geht ihr gut, sie ist vor fünf Minuten aufgewacht.", erzähle ich freudig, als ich vor den anderen stehe. Die schauen aber betreten zu Boden. „Was ist denn?" „Milli hat irgendeine Vergiftung und Hendrik eine Blutvergiftung. Und sein Bein ist gebrochen. Scheisse man, er kämpft da drin um sein Leben!", flucht Nuri und eine einsame Träne tropft auf seine Jacke.

„Wir können doch hier nicht so tatenlos rumsitzen und nix tun. Kommt, ihr ruft das Team an und ich benachrichtige Sarahs Cousin. Sie sollen sofort hierhin kommen.", schlage ich vor um die Stimmung ein wenig zu heben. Die Telefonnummer von Sarahs Cousin habe ich in ihrem Portemonnaie gefunden. Nach dem sechsten Piepton nimmt jemand ab. „Ja, hier Till?" „Hi Till, hier ist Roman." „Wer?" „Roman Bürki. Deine Cousine, sie liegt hier im Krankenhaus." Am anderen Ende der Leitung hört man jemand erschrocken aufspringen. „Was? Ich komme sofort. Bin in fünf Minuten da." Schon hat der junge Mann aufgelegt.

Und tatsächlich, fünf Minuten später steht er mit Krücken vor der Tür. Diese lässt er aber zeitgleich mit seinem aufklappenden Mund fallen, als er uns erblickt. „Mensch, ihr seid doch..." „Jup, ich befürchte schon. Aber jetzt lass uns lieber zu deiner Cousine gehen, den Rest können wir nachher in aller Ruhe klären." „Ja, bitte."


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Merry Christmas an alle! Und an dieser Stelle vielen Dank für alles! So viele Reads hätte ich echt nicht erwartet.
Diese Geschichte zu schreiben macht mir echt Spass. Sie wird noch lange weitergehen und die Fortsetzung ist auch schon geplant.

Vielleicht kommt morgen ein Kapitel, aber nächste Woche bestimmt. Hab euch alle lieb.

T.

47 degrees north (Roman Bürki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt