Überfordert legte ich meinen Kopf auf meine zittrigen Hände ab. Tränen landeten auf meiner Hose und hinterließen kleine Pfützen.
Mein Bein bewegte sich ununterbrochen und unkontrollierbar wie ein Zucken.
Ich hörte schnelle Schritte. Langsam hob ich meinen Kopf an, um nach ihr Ausschau zu halten. Meiner Mutter. Sie wird fertig sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ihr gehen muss.
Als ich sie am anderen Ende des Gangs erkenne, stehe ich ruckartig auf und laufe auf sie zu.
Sie drückte sich direkt an mich und umarmte mich. Ihre Tränen landen auf meiner Schulter.
Durch ihre Umarmung schmerzte mein Rücken wegen einer Verletzung vom Unfall."Wo ist er?", schluchzte sie nur verzweifelt, als sie sich langsam wieder von mir löste.
"Ich weiß es nicht. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich hier warten soll und sie zu mir kommen, sobald sie was wissen.", erkläre ich überfordert, während weiter Tränen meine Wange entlang liefen.
Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Meine Mom war komplett fertig und brauchte jetzt jemanden, der ihr gut zuspricht. Ich wischte mir nur die Tränen weg und räusperte mich.
"Lass uns uns erstmal hinsetzen, Mom.", entgegnete ich und zog sie quasi an ihrem Rücken zurück zu den Stühlen, wo ich vorher schon saß.
Sie sah so ausgelaugt aus. Als ob sie jede Hoffnung bereits verloren hätte.
"Bist du okay?", fragt sie plötzlich. Sie griff nach meiner Hand und schaute mit ihren verheulten Augen in meine.
Ich schüttelte nur den Kopf, denn um ehrlich zu sein. Nein, ich war nicht okay. Nicht wegen des Unfalls, nein. Das spürte ich alles kaum mehr. Und mein Vater lag meinetwegen in einem OP- Saal und kämpfte darum am Leben zu bleiben.
Sie schluchzte darauf nur und nahm mich wieder in den Arm, was wieder nur schmerzen verursachte.
Sie löste sich, als eine Person auf uns zu kam. Wir beide standen direkt auf und wischten uns die Tränen von den Wangen.
"Sind Sie die Angehörigen von Forsythe Pendleton Jones?", wollte er wissen.
"Ja.Ich bin seine Ehefrau, Caitlyn Jones. Wie geht's ihm?", schluchzte meine Mutter leicht.
"Seine Werte sind stabil. Im Moment liegt er im Koma, Mrs, Jones. Es liegt an ihm wann er aufwacht. Es könnte in wenigen Stunden sein, aber auch in Tagen oder Wochen.", klärte er uns auf.
"Aber er wird es sicher schaffen?", hinterfragte ich nochmal überfordert. Mit dieser Information kann ich nichts anfangen. Ich brauch was, was mit Sicherheit gibt.
"Das kann man so genau nicht sagen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr hoch, dass er es schafft.", versicherte er nochmal.
"Können wir ihn sehen?", hakte meine Mom nochmal nach.
"Natürlich. Folgen Sie mir.", entgegnete der Doktor und lief los.
Meine Mom und ich liefen ihm nach, während ich meinen Arm um sie legte.
"Mein Schatz.", sprach sie mich nochmal schwach an.
"Ja."
"Ich werde die Nacht über hierbleiben, okay?", klärte sie noch ab.
"Ich will auch bleiben, Mom.", widersprach ich schlagartig. Ich kam mir vor wie ein Kleinkind und trotzdem wollte ich bei meinem Dad bleiben.
"Nein, Schatz. Hör mir zu. Du musst nach Hause gehen. Hol deine Schwester ab, sie ist bei Freunden. Du kannst mein Auto nehmen. Bring sie her, sie soll ihn sehen, nur falls...", weiter sprach sie nicht. Sie blickte nur auf den Boden und dann wieder zu mir.
Der Doktor blieb vor einem Zimmer stehen, noch bevor ich ihr gut zusprechen konnte.
"Hier ist es.", entgegnete er nur.
"Vielen Dank.", erwiderte meine Mom noch, bevor sie die Türe zum Zimmer öffnete und eilig hineinlief.
Schlagartig hielt sie die Hand vor den Mund und erstarrte nahezu.
Auch ich spürte einen stechenden Schmerz im Herzen, als ich ihn auf diesem Krankenhausbett liegen sah mit all den Schläuchen und Geräten, die ihn am Leben hielten.
Ich musste so unbedingt auf dieses verdammte Spiel gehen. Nur ein Spiel. Und er liegt hier. Schon wieder spürte ich eine Träne im Augenwinkel.
"Es ist meine Schuld, Mom.", schluchzte ich und ließ mich auf einen der Stühle fallen. Auch wenn ich meine Gedanken nicht laut aussprechen wollte, tat ich es dennoch und bereute es direkt wieder.
Sie sah mich nur schockiert an und kniete sich direkt vor mich auf den Boden.
"Was redest du denn da, Dylan? Es ist nicht deine Schuld.", widersprach sie mir direkt.
"Mom, er ist doch nur zu diesem Spiel gegangen, weil ich es wollte. Und dann war ich auch noch zu spät dran. Wären wir nur 20 Minuten früher losgegangen, so wie es geplant war, wäre da kein Auto in unseres reingefahren. Wir wären einfach bei diesem verdammten Spiel angekommen.", schluchzte ich wieder.
"Was soll ich denn machen, falls er es nicht schafft? Ich kann das alles nicht ohne ihn.", fügte ich verzweifelt hinzu, bevor sie mir widersprechen konnte.
"Dylan, du bist nicht Schuld an diesem Unfall. Du hast nichts Falsches gemacht. Du weißt nicht was 20 Minuten vorher passiert wäre und so darfst du nicht denken. Sieh dich an, du hast kaum Verletzungen. Es ist ein Wunder. Und dein Vater ist eine Kämpfernatur. Er wird nicht sterben. Er wird uns nicht alleine lassen. Er wird aufwachen und du wirst hier neben ihm stehen.", sprach sie mir gut zu. Ich nickte nur, in dem Glauben, dass sie Recht hatte.
Und trotzdem wirkte es so, als ob sie sich selbst davon überzeugen wollte.
"Ich geh Abby abholen.", entgegnete ich nach wenigen Minuten. Ich wollte ihr Zeit mit ihm lassen.
Sie nickte nur und drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich unbemerkt aus dem Zimmer ging.
Er wird aufwachen. Er wird aufwachen. Er wird verdammt nochmal aufwachen.
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Growing up in Riverdale
FanfictionZweiter Teil von "Riverdale" - Dieses Buch erzählt die Geschichte von Dylan Jones, der versucht nach einem tragischen Unfall wieder in sein ursprüngliches Leben zurückzukehren. Hin- und Hergerissen von dem Gangleben, das seine Eltern führten und de...