90. Kapitel

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(Bild: Ethan Baker)

Mit bebendem Herzen lief ich ins Pop's. Pop Tate sah mich überrascht an.

"Sie sind ja noch hier.", scherzte ich.

"Und du bist wieder hier. Willkommen zuhause, Junge.", lächelte er. Ich grinste nur dankend und lief an ihm vorbei, um Ausschau nach Ethan zu halten. Ich konnte förmlich spüren, wie die Härchen auf meinem Arm sich aufstellten und mein Magen sich komplett verdrehte. Ich schluckte schwer. Doch dann erkannte ich ihn an einem der Tische weiter hinten sitzen und es kam mir so vor, als würden alle Sorgen einfach so verschwinden. Ich lief auf ihn zu und das Lächeln in meinem Gesicht wuchs mit jedem Schritt.

"Hey.", murmelte ich mich und setzte mich direkt gegenüber von ihm, sodass keine unangenehme Begrüßung stattfinden würde.

"Hey, Dylan.", lächelte er nur. Wie lange ich das nicht mehr gesehen hatte...

"Willst du was bestellen?", hinterfragte ich. Er nickte nur und nahm die Karte in die Hand. Ich tat es ihm gleich und die unangenehme Spannung zwischen uns wurde nur stärker.

Pop kam zu uns und fragte nach unserer Bestellung. Wir beide bestellten nur einen Milchshake, doch bevor er wieder hinter der Theke verschwand murmelte er noch etwas vor sich hin. Er sagte: "Schön euch beide wieder gemeinsam hier sitzen zu sehen, Jungs."

Ethan und ich lächelten beide nur höflich und er verschwand auch wieder.

"Ich muss ihm da zustimmen...", warf Ethan plötzlich ein. "Es ist schön wieder mit dir hier zu sein. Fühlt sich an wie-"

"Früher?", unterbrach ich ihn. Er nickte nur.

"Ich hasse es, dass wir nicht miteinander reden können, Ethan.", gab ich zu. Er sah mich erstmal fordernd an, als ob er wissen wollte, worauf ich hinaus will. "Vor 6 Monaten hätte ich niemals damit gerechnet, dass es mal unangenehm sein könnte dir gegenüber zu sitzen."

"Du hast schon Recht. Aber es hat sich eine Menge verändert in der Zeit, wo du weg warst.", warf er nur ein. Ich nickte.

"Dylan...", murmelte er dann.

"Ja?"

"Ich hatte letztens ein Gespräch mit Thomas... und er hat mir davon erzählt, was er gesehen hat.", erzählte er. Ich schluckte laut. Nicht er auch noch. "Ich will es nicht sehen. Ich will nur wissen, ob es dir gut geht. Ist es verheilt?"

Ich hielt inne. Meine Mom, Abby, Thomas. Sie alle wollten es nur sehen...

"Es verheilt langsam, ja. Meine Mom denkt, dass einiges Narben hinterlassen könnte.", erzählte ich ihm.

"Und war es Trevor McCloud?", wollte er weiter wissen. Ich war überrascht, dass er seinen Namen noch kannte. Ich sagte nichts. Ich nickte nur.

"Arschloch.", raunte er vor sich hin. Ich musste lächeln.

"Ich hab's überlebt. Das ist alles was zählt.", warf ich nur ein.

"Nein, das stimmt nicht. Du hättest das alles nicht durchmachen dürfen, Dylan. Das hast du nicht verdient... Hast du herausgefunden, wie es zu der neuen Beweislage kam?", informierte er sich weiter.

"Die Serpents haben meine Fingerabdrücke auf eine Waffe platziert und sie als Mordwaffe ausgegeben.", erklärte ich kurz.

"Die Serpents? Warum sollten sie das tun? Du hast ihnen immer hin den Arsch gerettet, als du deinen Dad überredet hast für sie zu arbeiten und sie anzuführen."

"Die Angels haben rum verbreitet, von wegen ich wäre ihr neuer Anführer und die Serpents haben darauf reagiert.", beantwortete ich weiter seine Fragen. Das war das erste Mal, dass ich mit jemanden darüber reden konnte.

"Und was ist mit deinem Dad? Ist er noch-"

"Nein, er hat aufgehört, als er den wahren Grund herausgefunden hat.", unterbrach ich ihn. Er nickte nur und fuhr sich durch die Haare.

"Ich weiß gar nicht wirklich was ich sagen soll.", seufzte er.

"Schon okay. Darum ging's mir eigentlich auch. Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen, dass ich dich in das Ganze reingezogen habe. Das war wirklich nie meine Absicht.", entschuldigte ich mich. Das war längst überfällig.

"Das wars Wert.", versicherte er mir nur. Ich sah nur überrascht zu ihm auf und in diesem Moment kam Pop auch schon mit den Milchshakes zu unserem Tisch. Er stellte sie ab und lächelte und nochmal an, bevor er wieder verschwand.

"Erzähl mir was ich verpasst hab. Wie gehts dir? Wie gehts Julian? Deinem Dad?", hakte ich nach.

"Julian hat seinen 8. Geburtstag riesig gefeiert.", lachte er. "Er redet immer noch ständig von dir."

"Wirklich? Ich hätte gedacht, dass er mich schon vergessen hat.", entgegnete ich verlegen. Ethan schüttelte den Kopf.

"Dylan hier, Dylan da.", lachte er nur. Ich musste ebenfalls lachen.

"Es hat sich echt ne Menge verändert.", bemerkte ich dann.

"Wie kommst du damit klar, dass alles anders ist?", wollte er wissen.

"Gar nicht. Ich versuch's zu akzeptieren aber es tut weh zu sehen, wie sich alles weiter entwickelt hat. Ohne mich.", gab ich zu.

"Das muss echt hart sein, Tut mir leid.", warf er nur ein.

"Warum tut's dir leid? Du kannst nichts dafür.", widersprach ich nur.

"Doch, klar. Und ich weiß das auch. Ich bin wahrscheinlich der Grund für die größte Veränderung. Und das tut mir wirklich leid", erklärte er nur. Und er hatte auch Recht, aber das würde ich niemals zugeben.

"Ich versteh es noch nicht wirklich.", gab ich zu.

"Was?"

"Dich. Uns. Wieso du Schluss gemacht hast und wie du so schnell darüber hinweg gekommen bist, weil wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich das immer noch nicht.", beichtete ich.

"Ich werd immer irgendwie an dich denken müssen, Dylan. Es ist nicht so, als ob ich von einem Tag auf den anderen über dich hinweg war. Das war ein langer und verdammt schmerzhafter Prozess.", erwiderte er nur und fuhr sich dabei etwas überfordert durch die Haare.

"Tut mir leid, ich denke nicht von dir, dass es dir nichts ausgemacht hat. Das hab ich nie. I-Ich war nur so verdammt allein da drinnen.", erklärte ich und in der Sekunde als die Wörter aus meinem Mund kamen, bereute ich sie wieder.

Ich wollte kein Mitleid. Ich wollte einfach nur ehrlich sein und sagen was ich denke, nachdem er es auch tat.

Er sah etwas schockiert zu mir auf. Das war das erste Mal, dass ich sowas gesagt hatte.

"Daran hab ich nie gedacht...", gab er zu und ich spürte, dass es ihn ziemlich tiefgehend beschäftigte und er beinahe sprachlos war.

"Ethan, es ist okay. Das war nur so gesagt... I-Ich- Reden wir über Julian und deine Familie...", versuchte ich ihn davon abzulenken. Er hielt nur inne und starrte den Tisch an. Ich hatte nur ein schlechtes Gewissen bei ihm verursacht...

Growing up in RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt